Die Filme über die Erdbeben 2015 erschütterten Unger, der auch Chef von Ballooning Unger ist, zutiefst. Der Gemeinderat der Freien Wähler überlegte, wie er den betroffenen Sherpas im Everest-Gebiet helfen könnte. Beim Bergfilm-Festival in Tegernsee, auf dem der Sherpa Ang Rita über die aktuelle Situation in seiner Heimat berichtete, kam Unger die Idee.
Er verkündete, den gesamten Kreuther Gemeinderat zu einer kostenfreien Ballonfahrt einzuladen. Als Spende sollte pro Lebendgewicht 1 Euro im Rathaus hinterlassen werden. Fraktionsübergreifend sagten spontan alle 17 Ratsmitglieder ihr Mitmachen zu. Für zehn Räte war dies die erste Ballonfahrt ihres Lebens, was zwangsläufig mit der traditionellen Taufe nach der Landung verbunden war.
Bierschneider hob auch ab
Mit Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU) startete das erste Team 2016 auf der Wiese vor dem Rottacher Feuerwehrhaus. “In der Freiheit, über allem zu schweben, fassten wir zwischendurch mal den Plan, die Bausünden im Tal mit einem Luftangriff zu beseitigen”, berichteten einige Kommunalpolitiker schmunzelnd. Die letzte Gruppe ging erst im November 2017 in die Lüfte. Die gesammelten Spendengelder wurden derweil im Kreuther Rathaus deponiert. “Ich war als Freier Wähler noch nie so froh darüber, dass die CSU-Fraktion so gewichtig ist”, frotzelte Unger bei der Übergabe der insgesamt 1.480 Euro an Versen. Schatzmeister Hartwig Bayerschmidt übergab an Unger eine handsignierte Biographie des Mt. Everest-Erstbesteigers Sir Edmund Hillary.
Das Geld wird laut Versen ohne Abzug von Verwaltungskosten für den Wiederaufbau des Hospitals in Paphlu, auf 2.400 Metern Höhe, am Fuße des Mt. Everest, verwendet. Nach Fertigstellung im Mai 2018 wird dieses Krankenhaus wieder das größte der Everest-Region sein, in dem jährlich rund 20.000 Sherpas kostenlos behandelt werden können. Touristen würden auch behandelt, müssten jedoch dafür zahlen, so Versen. Die jährlichen Honorare für Ärzte, Krankenpfleger und Kosten der Medikamente finanziert die deutsche Hillary-Stiftung seit Gründung 1990 mit 35.000 Dollar pro Jahr.
Ingrid Versen ist dabei nicht nur langjährige CSU-Gemeinderätin in Bad Wiessee, sie ist auch Gründerin und Motor der Hillary Stiftung Deutschland. Versen begegnete dem Everest-Erstbesteiger 1990 bei einem Besuch in Nepal. Nach der mehrwöchigen Reise war Versen klar, dass auch sie den Menschen im Himalaya-Staat helfen wollte. Mit Freunden gründete sie in Bad Wiessee den deutschen Ableger von Hillarys Himalayan Trust.
Höchst engagiert unterstützen Versen und ihre Mitstreiter vor allem ein konkretes Projekt: das von »Sir Ed« 1975 errichtete Krankenhaus in Paphlu, das beim Erbeben völlig zerstört wurde. „Jetzt sind die Fenster unterwegs aus China, da es solche in Nepal nicht gibt“, sagte Versen bei der Entgegennahme der Spende. Der Wiederaufbau soll nun möglichst erdbebensicher sein. „Dafür ist dies wieder eine schöne Summe“. Insgesamt konnte Ihre Stiftung in den 27 Jahren ihres Bestehens über 800.000 Euro einnehmen. Die Kreuther Ballonfahrt dürfte aber eine der kreativsten Ideen des Fundraisings der letzten knapp 30 Jahre gewesen sein.
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