Elf Apartments ließ die Bauherrin Gruber in Kreuths Nördlicher Hauptstraße 74 entstehen. Von weitem sieht das Gebäude mit viel Holz an der Fassade recht gefällig aus. Doch bei genauerer Betrachtung sieht der Bretterverschlag äußerst ungewöhnlich aus. Verschieden strukturierte Bretter zieren die Süd- und Westseite, und dort bis zum Giebel.
Was der Architekt, der nicht aus dem Landkreis stammen soll, als „architektonische Weiterentwicklung“ empfinde, so Bürgermeister Josef Bierschneider am Donnerstagabend im Kreuther Gemeinderat, sei für ihn ein „völlig untypischer Verschlag, der nicht unserer üblichen Ortssatzung entspricht“. Er sei auch von Bürgern angesprochen worden, so Bierschneider, wie er so etwas genehmigen könne.
„Heustadl-Verschlag“
Tatsache sei, so der Rathauschef, „dass im genehmigten Bauantrag ein solcher Verschlag nicht dargestellt ist“, sondern nur eine gerade Bretterverkleidung. Doch Bierschneider schimpft über die Gestaltung:
Hier aber haben wir lauter ausgefranste und ausgeschnittene Brettl.
Der Architekt habe sich ihm gegenüber damit gerechtfertigt, dass der Balkon den Balusterbalkonen im Tal nachempfunden sei. Bierschneider soll entgegnet haben, dass er noch nie hierzulande ein Haus mit Baluster bis zum Giebel gesehen habe. Über das Argument des Architekten, dies sei eben eine Weiterentwicklung, sei man sich dann in die Haare gekommen.
Wenn wir dies dulden, dann öffnen wir Tür und Tor für weitere Experimente.
Dieses Beispiel zeige wieder, dass die Ortsplanungssatzung angepasst werden müsste und eine Verschalung von Giebelflächen nur mit geraden Brettern erfolgen dürfe. „Das passt einfach nicht in unser Ortsbild“, meinte auch Martin Walch von der SPD. „Für mich ist das eher ein Heustadl-Verschlag als ein Wohnhaus“. Michael Unger (FWG) pflichtete bei: „Hier wurde unsere Baukultur mit Füßen getreten“.
An der Ostseite sei ein normaler Bretterverschlag, warum wurde es dann im Westen und Süden nicht genau so gemacht, fragte Robert Kaspar (SPD): „Jetzt sieht es aus wie ein Hühnerstall“. Weiterhin monierte Bierschneider, dass in den Ausschnitten der Verschalung nochmals „völlig unmotiviert Fensterrahmen“ eingepasst wurden. Bierschneider unterstellt dem Architekten Absicht, um die Gemeinde „ein bisschen zu ärgern“. Denn auch an der Ostseite gab es zunächst Probleme mit kleinen, versetzten WC-Fenstern. Auch hier habe der Architekt sein Unverständnis über die Baukultur von Kreuth geäußert.
Bierschneider betrachtet den Heustadl-Verschlag daher als Retourkutsche des Architekten. Der Bauherrin Gruber wurde bereits angekündigt, dass Kreuth dies nicht hinnehmen werde. „Dies muss zurückgebaut werden“, so Bierschneider. Doch die Bauherrin sei anderer Ansicht. „Dies passt so“, habe sie erklärt. Wie das Landratsamt dazu stehe, wurde am Ratstisch gefragt. „Die sieht es nicht so tragisch“, so Bierschneider. „Wieder mal typisch“, war im Gremium zu hören.
Einstimmig war der Kreuther Gemeinderat dafür, mit „allen Mitteln“ gegen diesen untypischen Bretterverschlag vorzugehen.
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