Der 60-jährige Hansi Schmid ist ein SPD-Gemeinderat, wie aus dem Buche. Volksnah, heimatverbunden, sozial engagiert. Warum er sich, trotz seiner Parteizugehörigkeit, Chancen bei der Wahl zum Gmunder Bürgermeister am 25. Februar ausrechnet, erzählt er im TS-Interview.
Tegernseer Stimme: Hallo Herr Schmid, wie haben Sie ihrer Frau erklärt, dass Sie Bürgermeister werden wollen?
Hansi Schmid:Ehrlich gesagt habe ich schon vor 6 Jahren überlegt zu kandidieren. Nicht weil ich den Amtsinhaber unbedingt ersetzen wollte, sondern weil ich den Bürgern die Möglichkeit auf eine demokratische Wahl bieten wollte. Damals gab es nur einen Kandidaten und deswegen war die Wahlbeteiligung auch sehr schlecht. Aber meine Frau hatte mich damals mit sehr guten Argumenten eingebremst. Jetzt hat sie nur gesagt: dann machs halt.
Was war der entscheidende Auslöser für ihre jetzige Kandidatur?
Schmid: Ich bin sehr oft angeredet worden: Kandidier doch! Wir vertrauen dir. Da hab ich mir gedacht, schauen wir mal, was dabei rauskommt. Denn das ist meine letzte Chance zu kandidieren, in sechs Jahren bin ich zu alt. In der SPD haben wir intern schon im Juli darüber gesprochen, da kristallisierten sich Barbara von Miller und ich relativ schnell heraus. Barbara selbst bekam den Eindruck, dass die Zeit noch nicht reif für eine Frau an dieser Position sei und fasste den Entschluss, mich zu unterstützen. Das wird in sechs Jahren vielleicht anders sein.
Nach so vielen Jahre im Gemeinderat. Warum trauen Sie sich diesen Schritt zu?
Schmid: Durch die Gemeinderatsarbeit haben ich einen guten Eindruck davon bekommen, was anliegt. In den letzten Jahren sind einige Themen zu kurz gekommen oder komplett abgegangen, die mir persönlich sehr wichtig sind, wie zum Beispiel die Nachhaltigkeit der Energieeffizienz. Das will ich ändern.
Was zeichnet Sie persönlich aus?
Schmid: Ich bin tief in Gmund verwurzelt, weil ich hier aufgewachsen bin, und in der Gmunder Vereinswelt seit klein auf eingebunden. Sowohl im Fußball und Trachtenverein bin ich seit langer Zeit involviert. Ich habe die Gmunder Dorfmusikanten mitbegründet und bin bei vielen Projekten der Pfarrgemeinde aktiv, sowohl bei der Gmunder Tafel als auch bei dem Helferkreis Asyl. Ich bin bodenständig, aber sehr offen.
Deswegen macht mir vor allem das Arbeiten im Helferkreis sehr viel Spaß, weil man dort wertvolle Leute kennenlernt, mit denen man sonst nicht in Kontakt gekommen wäre. Was mich sicherlich auszeichnet ist Kontinuität. Ich habe mein Leben lang bei der gleichen Versicherungsgesellschaft gearbeitet und dort gelernt, kleine und große Probleme mteinander anzugehen und lösen.
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Sie sagen oft, Sie suchen eher den Kompromiss und wollen lieber Freund statt Feind sein – scheuen Sie die Konfrontation?
Schmid: Ich bin harmoniebedürftig, aber nicht harmoniesüchtig. Natürlich gibt es einiges, das ausgetragen werden muss. Trotzdem finde ich es einfach wichtig, im Gemeinderat gewisse Dinge nicht in öffentlichen Sitzungen auszutragen, auch um einen sachorientierten und geschlossenen Eindruck zu geben. Mir ist das lieber als Schaufensterpolitik.
Das heißt Sie würden sich nicht als konfrontationsscheu bezeichnen?
Schmid: Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann kämpfe ich durchaus mit Leidenschaft dafür. Aber mein Ansatz ist lösungsorientiert. Bei öffentlichen Auseinandersetzungen zählt fast immer nur Sieg oder Niederlage, dabei kommt es oft zu Kränkungen oder Verletzten. Wenn ich das anders lösen kann, dann mach ich es anders.
Was fällt Ihnen Positives zu ihren Gegenkandidaten Franz von Preysing (CSU) und Alfons Besel (FWG) ein?
Schmid: Franz von Preysing schätze ich sehr als Gemeinderatskollegen. Wir sind zwar nicht immer gleicher Meinung, aber haben einen guten und ehrlichen Umgang miteinander. Sein Engagement in Ehrenämtern ist beachtlich. Alfons Besel ist von der fachlichen Kompetenz aus gesehen ein sehr gutes Angebot an den Wähler.
Als SPDler – so sagen es viele – stehen Sie in Gmund fast auf verlorenem Posten. Was rechnen Sie sich bei der Wahl aus?
Schmid: Eine Bürgermeisterwahl ist in erster Linie immer eine Persönlichkeitswahl. Die Aufforderung an mich zu kandidieren ist sogar auch von CSU-Mitgliedern gekommen. Als chancenlos schätze ich mich nicht ein. Man hat das an dem Beispiel Franz Sellmayr in Fischbachau gesehen. Der war nach Jakob Kreidl jahrelang Bürgermeister und da gab es nicht mal einen SPD Ortsverband. Mein persönliches Ziel für den 25. Februar ist es, ein gutes, hohes zweistelliges Ergebnis zu schaffen.
Können Sie ihr Programm in drei Sätzen umreißen?
Schmid: Oberstes Gesetz ist das Allgemeinwohl, wie es schon über dem Eingang des alten Gemeindehauses steht. Ich bin ein großer Verfechter der Allgemeinwohlökonomie. Genauso wichtig ist die Energieeffizienz, bei der die Gemeinde als Vorbild agieren muss, etwa bei Immobilien, Straßenbeleuchtung etc., aber vor allem bei der Bewusstseinsbildung, sonst sind alle Bemühungen umsonst. Der dritte Punkt, der mir persönlich sehr wichtig ist, ist die absolute Wertschätzung für ehrenamtliche Tätigkeiten. Man müsste hier schauen, was die Gemeinde machen kann, um den ganzen Verwaltungs- und Bürokratieaufwand, den die Vereine bewältigen müssen, zumindest etwas zu erleichtern.
Und warum – in einem Satz – sollten die Wähler Sie am 25. Februar wählen?
Schmid: Sie sollen mich wählen, wenn Sie den Eindruck haben, ich würde es am besten können.
Was bedeutet für Sie Erfolg? Beruflich wie privat?
Schmid: Der größte Erfolg für mich ist der gute Umgang in meiner Familie, wenn man sich die Hand geben kann und sich immer wieder gerne sieht. Für mich ist Kommunikation ein sehr wichtiges Thema, weil ich glaube, bei sehr viel Streitereien ist fast immer verfehlte Kommunikation der Auslöser. Das unterscheidet mich vielleicht am meisten vom Amtsinhaber, der das Prädikat des Machers beansprucht. Er geht voran und hinterlässt dabei Verletzungen auf allen Seiten. Ich versuche, die Leute zusammenzubringen. Vor allem im Gemeinderat ist es sehr wichtig, die Bürger mehr mit einzubeziehen und Fachkompetenz zu berücksichtigen und sie mit ins Boot zu holen. Dann dauert die Planung vielleicht länger, aber die Durchführung wird wesentlich schneller von statten gehen.
Fürchten Sie, wie der parteifreie Bürgermeisterkandidat Peter Horst, dass Georg von Preysing Einfluss auf die Wahl nehmen könnte, um so seinen Sohn in die beste Ausgangsposition zu bringen?
Schmid: Dass er wahrscheinlich seinen Sohn präferiert, ist ja normal. So wie ich ihn aber kenne, wird er aber neutral sein.
Freuen Sie sich auf die Podiumsdiskussion am 7. Februar auf Gut Kaltenbrunn?
Schmid: Selbstverständlich.
Und bereiten Sie sich speziell darauf vor? Vielleicht sogar mit einem Coach?
Schmid: Nein, das werde ich nicht tun. Ich glaube, man merkt sofort, wenn man da was gelernt hat und ich will so rüberkommen, wie ich bin. So sollen die Leuten mich sehen und sich dann ein Bild davon machen.
Mit welchen Zielen gehen Sie in die Veranstaltung, die ja von BR-Journalist Stefan Scheider moderiert wird?
Schmid: Ich erwarte eine entspannte Diskussion über Sachfragen, wo man die Unterschiede zwischen den Kandidaten heraus arbeitet. Es geht auf alle Fälle nicht darum, wer das strahlendere Lächeln hat.
Welches Bild sollen die Wähler von Ihnen bekommen?
Schmid: Sie sollen sehen: Ich bin eine Person, die man wählen kann und der man das Vertrauen geben kann.
Herr Schmid, vielen Dank für das Gespräch.
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