1-2- und die Bombe schlug ein

Sie wollten es auch einmal ausprobieren: Zwei Jugendliche aus Holzkirchen bastelten sich eigene Bomben gebastelt. Am Ende musste ein Jägerstand dran glauben. Und aus dem Spaß an der Knallerei wurde bitterer Ernst.

Mit einer selbstgebastelten BSK-Bombe sprengten zwei junge Holzkirchner einen Jägerstand in die Luft / Symbolbild

Am 10. Oktober 2015 gegen 21 Uhr explodierte in einem Waldstück in der Nähe von Piesenkam eine selbstgebastelte Bombe zweier junger Männer aus Holzkirchen. Der Sprengkörper zerfetzte das Dach einer Jagdhütte. „Der ganze Wald hat geleuchtet“, erklärten die Angeklagten gestern vor dem Miesbacher Amtsgericht. Beide erschienen mit ihren Anwälten und erzählten unabhängig voneinander die gleiche Geschichte.

Im Internet stießen die 18- und 19-Jährige auf eine Bauanleitung für BKS-Bomben. Das Stoffgemisch dieses Blitzknallsatzes (BKS) besteht dabei aus Schwefel und Magnesium und ist dafür bekannt, eine akustische und optische Wirkung zu erzielen beziehungsweise eine Druckwelle zu erzeugen.

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Erster Explosionsversuch missglückt

Die jungen Männer besorgten sich daraufhin im Holzkirchner Hagebaumarkt unterschiedliche Rohrstöcke, Zündschnüre und bestellten im Internet das Pulver für ihre Sprengkörper. „Wir wollten an Silvester was explodieren sehen“, erklärte sie gestern vor Gericht. Dummerweise bezahlte einer der beiden per EC-Karte, was es der Polizei leicht machte, sie ausfindig zu machen.

Im Keller bauten die beiden Freunde die Bombe zusammen und dichteten die Enden mit Mehl ab. Alles in allem kostete sie das zwei Wochen Vorbereitungszeit. Dann fuhren sie in ein Waldstück bei Piesenkam, um ihre selbstgebastelten Bomben zu testen. Doch weil die Zündung defekt war, explodierte die erste nicht.

Die zweite detonierte so stark, dass das Rohr der Bombe einen zehn Meter entfernten Lindenbaum erwischte und in dem Baum einen 1,50 tiefen Einschlag hinterließ. Die dritte und letzte Bombe zündeten die beiden Jugendlichen auf dem Holzpalettenboden eines Jägerstandes.

Eins, zwei – und drei

Dabei wurde das Dach des Hochsitzes weggesprengt. Die Schadenshöhe bezifferte Staatsanwalt Matthias Braumandl auf 300 Euro. „Wir haben uns richtig erschrocken, weil die Explosion so heftig war“, so einer der beiden Angeklagten. Vor Schreck sei man zwar gleich abgehauen, hätte aber noch Zeit gehabt, die Explosion mit dem Handy aufzunehmen. Alles sei voller Schwefelrauch gewesen und hätte gestunken. Gebrannt habe nichts, bestätigen beide einvernehmlich.

Auf die Frage von Richter Walter Leitner, ob sie denn keine Angst gehabt hätten, jemanden zu verletzen, antworten einer der Holzkirchner:

Im Umkreis von 200 Metern ist niemand gewesen und das Waldstück war sehr übersichtlich. Und wir hatten eine acht Meter lange Zündschnur.

Mehrere Zeugen hörten allerdings den lauten Knall. Ein Zeuge befand sich in einem Bauwagen ganz in der Nähe des Tatorts und hörte die Explosion. Die Druckwelle der Detonation habe ihn an die Außenwand des verschlossenen Wagens gedrückt. Man habe aber im Dunkeln beim Herumgehen um den Wagen nichts sehen können, so der Mann bei seiner Aussage. Also habe er sich mit seinem Kumpel darauf beschränkt, lediglich über den Vorfall „zu diskutieren“. Allgemeines Schmunzeln im Gerichtssaal.

Ein anderer Zeuge hielt sich zur Tatzeit auf seinem Balkon auf. Er habe „alle Eier, das heißt den Gestank, in der Nase gehabt“, wie er aussagt. Dann sei er in die Richtung gefahren, aus der der Knall kam, sah aber nur noch Trümmerteile auf der Straße liegen und verständigte den Jäger.

Alles andere als eine Bagatelle

Als die Polizei dann bei einem der beiden Bombenbauer auftauchte, stand dieser gerade unter der Dusche. Und auch die Sicherstellung des Smartphones misslang. Der junge Mann flüchtete über den Balkon. „Er war aggressiv und respektlos“, so der als Zeuge auftretende Polizeibeamte. Auf dem Schreibtisch des 18-Jährigen fand man zudem Munition und stellte einen Joint sicher.

Das jeweilige Geständnis beider Angeklagten, deren Verhalten während der Ermittlungen sowie die gemeinschaftliche Schadenswiedergutmachung in Höhe von 200 Euro beim Besitzer des Jägerstands, führte am Ende zu einem relativ milden Urteill. So muss der 19-jährige Holzkirchner 800 Euro als Strafe zahlen, der 18-Jährige muss dagegen 120 Stunden Sozialdienst ableisten.

Obwohl die Tat alles andere als ein Bagatell-Delikt gewesen sei, geht das Gericht von keiner weiteren Straftat aus, betonte Richter Walter Leitner bei der Urteilsverkündigung. Und er richtete zum Abschluss ein paar mahnende Worte an die jungen Männer:

Das Rohr der Bombe hätte auch ein Radler auf den Kopf bekommen können, dann hätte Euer Experiment mit einer Freiheitsstrafe geendet.

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