Die Neubauten um die Osswald-Wiese werden immer historischer. Zunächst sorgte die Wiedererrichtung des Voitlhofs an Stelle der Gsotthaber Stuben für mediales Aufsehen. Zotzn-Wirt und Eigentümer Josef Bogner jun. hatte einen Hof aus dem 16. Jahrhundert in Brixlegg nach Rottach- Egern verpflanzt. Nun soll ein weiterer aus Tirol folgen, aus Kirchberg. Er ist zwar nicht ganz so alt, vermutlich von 1833, er hat aber die gleiche Patina eines Uralt-Holzhauses. Dieses will Sabine Moser abtragen und Ecke Wolfsgrubstraße und Schmied-von Kochel-Weg wiederaufbauen.
Nach dem Kauf des Grundstücks habe man sich dazu entschlossen, sagt die Geschäftsführerin der Moser Wohnbau GmbH auf Nachfrage. Noch steht auf dem Eckgrundstück das „Zenetti-Häusl“, das zuletzt als Ferienwohnung diente. Das Holzhaus mit 20 Quadratmetern Wohnfläche und einem Kachelofen steht seit den 20er-Jahren auf dem Grundstück und war 50 Jahre lang bewohnt. Die Vorbesitzerin, Gisela Fürlinger, hatte der Gemeinde das Häusl vor dem Verkauf des Grundstücks als Geschenk angeboten. Laut Moser habe sich die Gemeinde auch bemüht, das Häusl zu übernehmen.
Nach ihren Informationen sollte es in Seenähe als Kiosk genutzt werden. „Gescheitert ist das scheinbar letztlich an dem erheblichen Aufwand, es abzubauen und wieder aufzubauen“, erzählt Moser. Sie habe nach dem Kauf des Grundstücks dann einen Abnehmer des Häusls gesucht. Mindestens 80 Bewerber hätten sich gemeldet, aber nur wenige hätten sich nach der Besichtigung Ab- und Wiederaufbau tatsächlich zugetraut.
Köck warb für den Altholzblock
Bürgermeister Christian Köck (CSU) bestätigte im Ortsplanungsausschuss, dass die Gemeinde geprüft habe, „ob man das Häusl irgendwo brauchen könnte“. Letztlich aber ist man wohl zu keinem Ergebnis gekommen. Mittlerweile wurde das Häuschen verschenkt „Es wird Anfang März abgebaut und in Fischbachau eine neue Heimat finden“, berichtet Moser. Sie will nun anstelle des Häusls den „Altholzblock“ aus Kirchberg errichten. Er trage am „Firstbaum“ die Jahreszahl 1833. Doch nicht der ganze Hof soll auf dem Eckgrundstück entstehen, sondern nur vom Obergeschoß aufwärts.
Das Erdgeschoß werde „aufgemauert“, so Köck, da der untere Teil des alten Holzhauses „sehr angegriffen“ sei. Dagegen könne man das Obergeschoß wunderbar verwenden. Doch bei diesem Grundstück gebe es zwei Besonderheiten. Zum einen hätte laut Köck die unmittelbare Nachbarschaft die eigentlichen Abstände nicht eingehalten. Daher würde der beantragte Neubau mit Doppelgarage um eineinhalb Meter von der Satzung abweichen, die zu genehmigen sei.
Zum anderen sei es die Zufahrt, die ein Sichtdreieck erfordere, um die Unfallgefahr zu vermeiden. Im Klartext gehe es daher für dieses Sichtdreieck um eine Grundabtretung an die Gemeinde. Diese Bereitschaft der Bauherrin bestehe, ergänzte Bauamtsleiterin Christine Obermüller. „Es wäre schön, wenn in diesem Gebiet solch ein Hof entstehen würde“, ergänzte Köck.
In Vorgesprächen seien die wunden Punkte geklärt worden. Anastasia Stadler (CSU) aber erinnerte daran, dass es bisher nur eine „Absichtserklärung“ zur Grundabtretung gebe. Er verlasse sich hier nach den Gesprächen auf das Wort des seriösen Bauträgers, der schon öfters solche Vorhaben verwirklicht habe, erwiderte Köck. „Ich glaube nicht, dass die uns pratzln (für Nichtbayern: übers Ohr hauen) wollen“. Mit der Auflage der Grundstücksabtretung und der „geringfügigen“ Satzungsabänderung genehmigte der Ortsplanungsausschuss einstimmig die Teil-Errichtung des historischen Hofs.
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