Am liebsten ohne Netz und spielende Kinder

Da hat die Gemeinde nun alles in ihrer Macht stehende getan, um den Anwohnern in Marienstein ein Leben mit Bolzplatz zu erleichtern, und schon schießt wieder ein Nachbar quer.

Der Bolzplatz in Marienstein – ein Netz gegen den Lärm reicht einem Nachbarn nicht. / Foto: N. Kleim

Harald Aimer wohnt direkt neben dem seit 1980 bestehenden Bolzplatz in Marienstein. Schon vor zwei Jahren hatte er die Gemeinde Waakirchen dazu aufgefordert, sie möge sich um einen anderen Standort bemühen. Das Treiben der Jugendlichen mitten im Dorf, deren Gekreische und lautstarke Musik würden seine Ruhe stören. Außerdem hielten sich diese nicht an die Öffnungszeiten.

Doch Bürgermeister Sepp Hartl sah die Gemeinde nicht in der Pflicht. Stattdessen forderte er Eltern und Bürger auf, nach einem alternativen Grundstück zu suchen. Immer wieder hatten über 15-Jährige den Bolzplatz benutzt – und das trotz Verbot. Weil Harald Aimer dem Bürgermeister dies immer wieder meldete, schritt Hartl höchstpersönlich ein und sorgte für Ruhe.

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Altersbeschränkung aufgehoben

Die Altersbeschränkung wiederum rief Andrea Kaffl, eine andere Anwohnerin, auf den Plan. Sie sammelte Unterschriften. Ihr Ziel: Auch die Älteren sollten die Wiese zum Fußballspielen nutzen können. Im Mai 2016 änderte der Gemeinderat daraufhin die Nutzungsregeln. Mit Erfolg für Kaffl: Die Altersbeschränkung wurde völlig aufgehoben. An Sonn- und Feiertagen war der Bolzplatz sodann bis 18 Uhr geöffnet, in der Woche bis 20 Uhr.

Der Ärger blieb. Kaum einer der Jugendlichen hielt sich an die Nutzungszeiten. Jetzt hat Harald Aimer weitere lärmmindernde Maßnahmen bei der Gemeinde beantragt. Zum einen soll der Bolzplatz umzäunt, zum anderen durch eine Lärmschutzwand abgegrenzt werden. Die Zufahrt zum Keilshofweg hätte er gern geschlossen, eine Parkbank soll entfernt werden.

Kinderlärm ist kein Lärm

Wie Bürgermeiser Josef Hartl (FWG) in der jüngsten Gemeinderatssitzung erklärte, sei eine Überwachung des Bolzplatzes durch die Polizei nur dann möglich, wenn der Platz eingezäunt werde. Davon sei man aber weit entfernt. „Wir haben als Gemeinde alles getan, was getan werden kann. Wir haben Auffangnetze installieren lassen und die Zeiten geändert. Ein Überwachungsrecht haben wir nicht.“

Laut Gesetz sei Kinderlärm keine schädliche Umwelteinwirkung, merkte Robert Englmann (CSU) an. Balthasar Brandhofer konnte dem nur zustimmen. „Wir jammern, dass unsere Kinder zuviel vor dem Computer oder Fernseher sitzen, vergessen aber, dass sie auch Bewegung brauchen.“ Unsere Kinder sind doch die Zukunft, machte er deutlich. Und für die Zukunft müsse man eben Opfer bringen.

Einstimmig beschloss der Gemeinderat, das Thema an den Bauausschuss abzugeben. Hartl: „Wenn sich der Bauausschuss mit dem Antrag beschäftigt, dann hat Herr Aimer irgendwann keine Sonne mehr.“

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