Wer bedient die Gutbetuchten?

Ein Normalverdiener kann sich das Tegernseer Tal kaum noch leisten. Fachkräfte wandern in die Städte ab. In einer Tourismusregion wie der hiesigen ein Problem, denn: Wer bleibt übrig, um die Reichen zu bewirten?

Der Tegernsee – ein Tourismusmagnet. Aber der Branche fehlen Fachkräfte.

Ein TS-Leser, der seit zehn Jahren im Tal lebt, stellte die entscheidende Frage: „Wer soll die ganzen Gutbetuchten bedienen, wenn sich ein Normalverdiener das Tal gar nicht mehr leisten kann?“ Und damit hat er gar nicht so Unrecht. Denn wie eine aktuelle, regionale Studie der Hochschule München zeigt, ist der Fachkräftemangel im Touristikbereich besonders groß.

Für die Untersuchung, die Teil des EU-Interreg Österreich-Bayern-finanzierten Projekts „Trail for Health Nord“ ist, wurden rund 100 Tourismus-Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer aus den folgenden drei Regionen befragt: Abtenau/Tennengau, Bad Reichenhall und Tegernsee.

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Viele Stellen können nicht mehr besetzt werden

Die Ergebnisse wurden am Tegernsee präsentiert. Samt Fachkräftekonzept und konkreten Handlungsempfehlungen. Um die Fachkräfteprobleme in den Regionen besser lösen zu können, warb man insbesondere für mehr regionale Kooperationen.

57 Prozent der Arbeitgeber in allen drei Regionen gaben an, aktuelle Stellenbesetzungsprobleme zu haben. Für 70 Prozent der Befragten war die Abwanderung in andere Branchen ein Problem. 36 Prozent nannten als häufigsten Grund für die Stellenbesetzungsprobleme die Abwanderung in die Städte. Beklagt wurde insbesondere der Fachkräftemangel.

Knapper und hochpreisiger Wohnraum ist schuld

Am Tegernsee wurde zudem der Öffentliche Nahverkehr als schlecht beurteilt. Auch der Aspekt „Familienfreundlichkeit“ wurde von 56 Prozent der Befragten im Tal als schlecht bewertet. „Beides hängt sicher vor allem eng mit dem zu knappen und hochpreisigen Wohnraumangebot vor Ort zusammen“, so Celine Chang, Professorin für Human Resources Management (HR) an der Fakultät für Tourismus der Hochschule München.

Für die Tourismusregionen sei es jedoch wichtig, dass die Betriebe attraktive Bedingungen für ihre Mitarbeiter schaffen. Aber auch im Verbund müssten alle dafür sorgen, dass die Regionen selbst als attraktiver Lebens- und Arbeitsraum wahrgenommen werden, betonte Chang. Um ihre Mitarbeiter zu halten, setzen drei Viertel der befragten Betriebe auf interne und externe Weiterbildungsmöglichkeiten.

„Made in Tegernsee“

„Das ist mehr als im Bundesdurchschnitt und rangiert auch bei den Mitarbeitern quer über alle Branchen weit oben“, ordnete Chang die Ergebnisse ein. Nur wenige hätten eine eigene Karriereseite. „Ein echtes Manko, denn wir wissen, dass sich junge Fachkräfte heute immer auch auf der Karriereseite über ihren potenziellen neuen Arbeitgeber informieren“, erläuterte Chang.

Eine solche hatten die Studenten der Hochschule München im Rahmen einer Fallstudie für den Tegernsee entwickelt. Das Konzept „Made in Tegernsee“ geht dabei auf verschiedene Alters- und Lebensphasen der potenziellen Bewerber ein.
Neben Wohn-, Schul- und Verkehrsinformationen wartet die Karriereseite mit einer Stellenbörse und einem Blog auf. Die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) hat diese Idee bereits auf ihrer Webseite übernommen.

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