Von „massiver“ und „dichter“ Bebauung war im vergangenen Jahr noch die Rede, als dem Gemeinderat die Bauvoranfrage eines Münchners auf dem Tisch vorlag. Er wollte anstelle des bestehenden Einfamilienhauses zwei stattliche Mehrfamilienhäuser samt Tiefgarage errichten. Die überbaute Fläche von derzeit 171 Quadratmeter würde auf mehr als doppelt so viel anwachsen.
„Zu viel“ war die Bebauung auch Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU). Er wies jedoch damals bereits darauf hin, dass das Landratsamt hier eine andere Auffassung vertrete. Die Behörde sei der Ansicht, dass sich die geplanten Häuser durchaus in die Umgebung einfügen würden. Dennoch entschied das Gremium einstimmig, dem Vorhaben sein Einvernehmen zu verweigern.
Warnende Beispiele in Rottach-Egern
Daraufhin speckte der Eigentümer bei seinem Vorhaben ab. Statt der zwei Mehrfamilien- sollen nun zwei Einfamilienhäuser mit je fünf Metern Wandhöhe entstehen und statt der Tiefgarage jeweils zwei Doppelgaragen. Zusammen werde eine Fläche von knapp 400 Quadratmetern überbaut, erklärte Bauamtsleiterin Stephanie Bayarri-Toledo. Die Größe der Häuser im Innenbereich entspreche der umliegenden Bebauung.
Angesichts dieser nun kleineren Baukörper zeigte sich Markus Wrba (FWG) über die „reduzierte Planung“ erfreut. Dennoch halte er es für „geboten, über das gesamte Gebiet einen Bebauungsplan zu legen, um den Charakter zu bewahren“. Denn bisher stand „ein Haus darauf, künftig zwei“. Das sei die Tendenz der Bauträger zur „Gewinnmaximierung“. Diese Häuser würden nicht von Einheimischen gekauft, sondern von denen mit Geld. Damit werde sich auch die Struktur des Gebiets ändern, „denn der Eigentümer hat noch ein paar Häuser in der Ecke“, so Wrba.
Bürgermeister Bierschneider verwies darauf, dass das Einfamilienhaus bisher auch nur als Zweitwohnsitz genutzt worden sei. Für ein gezieltes Hinarbeiten auf Bebauungspläne warb Sebastian Marschall (FWG), nachdem nun viele Immobilien vererbt oder verschenkt würden. „Dies ist ein Dominoeffekt“, so Walch, dafür gebe es in Rottach „klassische Beispiele“.
Kommt die Giebelverglasung in Kreuth?
Allein die vorgesehenen Giebelverglasungen der beiden Häuser sorgten für Unbehagen, da sie der Ortsgestaltungssatzung widersprechen würden. Er dagegen könne mit der Giebelverglasung in Punkto Wohnlichkeit leben, „da habe ich nichts dagegen“, meinte Wrba. Dies sei ein altes Thema von ihm, „steter Tropfen höhlt den Stein“. „Damit wirst du mich nicht weichklopfen“, entgegnete Bierschneider.
Man hätte sich nun einmal gegen Giebelverglasungen ausgesprochen, sprang Martin Walch (SPD) Bierschneider bei. „Ich bin absolut dagegen, denn wir sollten schon unsere Prinzipien bei der Baugestaltung behalten“. Giebelverglasung würde das Ortsbild „massivst“ verändern, so der Rathauschef. Damit war klar, wie der Beschluss ausfallen würde: Ohne Giebelverglasung war das Gremium ansonsten einhellig für den Bauantrag mit den beiden Einfamilienhäusern.
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