Hier trifft sich Jung und Alt auf Eichenparkett

An der Dr.-Scheid-Straße 27 wird derzeit kein herkömmliches Wohnhaus bezogen, sondern ein Projekt mit Modellcharakter. Denn die Mieter sollen sich im Mehrgenerationenhaus gegenseitig im Alltag unterstützen. Die ersten Familien sind bereits eingezogen und über ihre neue Bleibe heilfroh.

Etwa 3 Millionen Euro investierte das Wiesseer
Kommunalunternehmen (KU) in das Gebäude. / Foto: Klaus Wiendl

Laut Patrik Zeitler sei dieses Mehrgenerationenhaus mit 14 Wohnungen ein bislang einzigartiges Modell im öffentlich geförderten Wohnungsbau Bayerns. Der Vorstand des Kommunalunternehmens Bad Wiessee (KU) übergibt in diesen Tagen persönlich die insgesamt 14 Wohnungen an die ausgewählten Mieter. Sie müssen im Besitz eines Wohnberechtigungsscheins sein, der den Einzug in eine öffentlich geförderte Wohnung überhaupt erst möglich macht.

Derzeit sind es zwei junge Familien, die nun seit ein paar Tagen ihre Umzugskartons auspacken. Dianne und Johannis Werner sowie Melanie und Sebastian Sieber mit ihren jeweils zwei Kindern kennen sich schon aus Rottach-Egern, nun leben sie in ihren beiden Vier-Zimmer-Wohnungen Tür an Tür. Im Haus gibt es auch noch zwei Drei-Zimmer-, sieben Zwei-Zimmer- und drei Ein-Zimmer-Wohnungen.

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Alle Generationen unter einem Dach für 3 Millionen Euro

Das Erdgeschoss bleibt Familien mit Kindern wegen der Nutzung des Gartens vorbehalten, „der jedoch von allen Mietern genutzt werden kann“, so Zeitler beim Rundgang. Gleich links vom Eingang geht man in den Gemeinschaftsraum mit Eichenparkett. Wenn die Küchenzeile angebracht ist, „können hier nicht nur Gäste bewirtet, sondern auch Kinder betreut werden“, erklärt Hausherr Zeitler. Er verweist auch auf das behindertengerechte Bad mit „bodentiefer Dusche“, die es in allen Wohnungen gebe.

Deren Zwischenwände seien in Trockenbauweise erstellt. Mit den dreifach verglasten Fenstern und „hochwertigen Materialien“ verfüge das Haus über einen „energetisch hohen Standard“. Zeitler ist sich sicher, „dass Eigentumswohnungen heute in gleicher Bauweise erstellt werden“. Insgesamt seien hier rund drei Millionen Euro investiert worden, so KU-Vorstand Zeitler.

Die Familien Sieber und Werner als erste Mieter im
Mehrgenerationenhaus. / Foto: Klaus Wiendl

240.000 Euro habe es an Zuschüssen und 1,6 Millionen Euro an zinsverbilligten Förderdarlehen gegeben. Die Miete kostet pro Quadratmeter 9,90 Euro. Da hätten sie schon zunächst geschluckt, sagen die jungen Mieter. Mit Nebenkosten würden sie auf etwa 1.150 Euro Miete kommen. Dies sei, wie sie sagen, im Tal aber immer noch vergleichsweise günstig. Zudem würde Ihnen das Landratsamt mit einer “Mietwohnungzusatzförderung” finanziell noch unter die Arme greifen.

Das Zusammenleben ist kein „Selbstläufer“

Die Altersspanne der Mieter reiche von 25 Jahren bis zu „Hochbetagten“ mit über 80 Jahren. Bis Mitte Juni sollen alle Wohnungen und Zimmer bezogen sein. Die Jungen sind jedenfalls „begeistert“ über ihr Zuhause, das auf dem „neuesten Stand der Technik“ sei. Bis die Werners und Siebers ihren Bescheid zur Berechtigung für die Wohnungen bekommen haben, hätten sie „ein Jahr gezittert. Da hingen wir als Rottacher in der Luft, da Wiesseer Antragsteller bevorzugt wurden“.

Doch dann sei der erlösende Anruf gekommen. 45 Bewerber seien in das langwierige Auswahlverfahren für das Mehrgenerationenhaus gekommen, sagt Zeitler, „die Interessenten mussten entweder aus Wiessee oder aus dem Tal kommen“. In eigens anberaumten Versammlungen wurden die potenziellen Mieter über das Konzept des nachbarschaftlichen Wohnens aufgeklärt.

Der Gemeinschaftsraum mit Eichnparkett als Begegnungsstätte für Jung und Alt. / Foto: Klaus Wiendl

Dieses Miteinander sieht vor, dass sich die Mieter unterstützen, wo immer es nötig ist. Braucht ein älterer Bewohner Hilfe beim Einkaufen oder einen Fahrdienst zum Arzt, soll dies ein Nachbar übernehmen. Im Gegenzug sind die Senioren gefordert, wenn es etwa um Kinder- und Hausaufgabenbetreuung geht. Auch für den Fall, dass ein Mieter erkrankt, soll er sich der Fürsorge seiner Mitbewohner gewiss sein können.

Die Zukunft wird es weisen, ob Jung und Alt auch in ein paar Jahren noch bereit sind, sich gegenseitig zu helfen. Da man nicht sicher sei, ob dies ein Selbstläufer sei, so Vize-Bürgermeister Robert Huber unlängst, werde das KU das Projekt auch im Nachgang intensiv betreuen und nicht davor zurückschrecken, „Dinge anzusprechen.“ Denn es sei durchaus möglich, so Zeitler, „dass man hier alt werden kann“.

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