“Die Baustellen liegen auf der Hand”

hagn

Im März 2014 wählen die Tegernseer einen neuen Bürgermeister, der den dann scheidenden Rathaus-Chef Peter Janssen ersetzen wird. CSU-Kandidat Hans Hagn ist dabei für viele bereits jetzt der Favorit. Der 47-Jährige will neue Schwerpunkte setzen und stellt dabei im TS-Interview einige Entscheidungen des aktuellen Stadtrates infrage.

Gerade erst hat sich Peter Janssen zum Vorsitzenden der Tegernseer Bürgerliste wählen lassen. Dieses Amt hatte zuvor Heino von Hammerstein inne. Einen eigenen Bürgermeisterkandidaten will die Bürgerliste für das kommende Jahr aber nicht aufstellen. Unterstützen will Janssen mit seiner Partei den CSU-Kandidaten.

Tegernseer Stimme: Guten Tag, Herr Hagn, warum wollen Sie Bürgermeister werden?

Anzeige

Hans Hagn: Es ist eine große Ehre und Aufgabe, wenn man in seiner Heimatstadt etwas bewegen kann. Ich bin ein sehr politischer Mensch und will mich in Tegernsee engagieren.

Tegernseer Stimme: Warum sind Sie Ihrer Meinung nach der Richtige für den Job?

Hans Hagn: Ich habe viele verschiedene Berufe ausgeübt, habe viel mit Leuten zu tun. Ich würde es nicht aus finanziellen oder kommerziellen Interessen machen, sondern mir geht es nur um die Stadt Tegernsee, und ich stehe mit voller Überzeugung dahinter.

Krankenhausareal entwickeln

Tegernseer Stimme: Was läuft in Tegernsee derzeit gut?

Hans Hagn: Der Kauf der Tegernseebahn war ein wichtiger Schritt. Das Vereinsleben ist sehr aktiv, es gibt viele, die sich hier stark engagieren. Das finde ich sehr schön. Grundsätzlich gefällt es mir, dass sich die Bürger in Tegernsee aktiv beteiligen, das sieht man am Bürgerbegehren rund um den Steg und der Initiative Tegernseer Geschäftsleute.

Tegernseer Stimme: Was läuft aus Ihrer Sicht derzeit nicht gut?

Hans Hagn: Die ungeklärte Situation rund um das Krankenhausgrundstück ist sicher ein großes Problem. Ich halte es hier nicht für richtig, an einer Hotellösung festzuhalten, da wir uns dort eigentlich in einem reinen Wohngebiet befinden. Daher würde sich das Grundstück meiner Meinung nach auch eher für Wohnungen eignen.

Tegernseer Stimme: Wo sehen Sie noch offene Baustellen?

Hans Hagn: Auch diese liegen auf der Hand: wir müssen zum Beispiel sehen, was aus der angespannten Parkplatzsituation wird, wenn der Zentralparkplatz wegfällt.

Tegernseer Stimme: Sie meinen, ein Parkhaus muss her?

Hans Hagn: Man muss ganz einfach sehen, wie viele Parkplätze wir brauchen und wo wir diese herbekommen. Ob ein Parkhaus hier die richtige Lösung ist, kann man durchaus diskutieren.

Hans Hagn steht einer Nutzung des Guggemos-Areals als Hotel skeptisch gegenüber ‒ den Steg befürwortet er jedoch.
Hagn steht einer Nutzung des Guggemos-Areals als Hotel skeptisch gegenüber ‒ den Steg befürwortet er jedoch.

Tegernseer Stimme: Wie beurteilen Sie die gegenwärtige Situation rund um das ehemalige Hotel Guggemos?

Hans Hagn: Man kann sicherlich keinen Investor zwingen, dort ein Hotel zu errichten, wenn es sich nicht rechnet. Auch ich sehe dort eine Hotellösung als kritisch an.

Tegernseer Stimme: Was wäre dann die Alternative?

Hans Hagn: Wir müssen Tegernsee auch für die Geschäftsleute attraktiver machen. Das geht nur, wenn ich ein passendes Umfeld schaffe. Für das Guggemos hieße das Ladenlokale, ein Café. Auch die Frage, ob ich hier nicht Wohnraum für einheimische Familien schaffen kann, sollte man stellen. Man muss einfach alle Optionen durchdenken. Eine wesentliche Frage ist aber: Was will das Herzogliche Haus, und kann die Stadt Tegernsee mit diesem Wunsch leben? Am Ende wird man einen Kompromiss finden müssen, mit dem beide Seiten leben können.

Gegen die Syltisierung Tegernsees

Tegernseer Stimme: Kommen wir zum Thema Einheimischenprogramm. Weshalb sind Sie gegen eine „Syltisierung Tegernsees“, und was meinen Sie damit?

Hans Hagn: Sieht man sich Sylt an, gibt es dort in bestimmten Gemeinden fast keine Einheimischen mehr. Ein Aspekt sind auch die Zweitwohnungen. Auch in Tegernsee haben wir mittlerweile rund 20 Prozent solcher Domizile. Ich bin zwar nicht gegen solche Wohnungen, man muss sich aber darum kümmern, dass auch die Zweitwohnungsbesitzer ihren Beitrag für die Stadt leisten ‒ das tun sie derzeit nur über die Zweitwohnungssteuer.

Tegernseer Stimme: Könnten Sie sich vorstellen, das dort eingenommene Geld in Einheimischenprogramme zu investieren?

Hans Hagn: Das ist ein Denkanstoß, dieses Geld für solche Projekte zu investieren. Das bedeutet aber natürlich auch, dass für andere Maßnahmen weniger Geld da sein wird. Man wird sehen, wie sich der neue Stadtrat im kommenden Jahr entscheidet und welche Richtung dann eingeschlagen wird. Doch wir müssen aufpassen ‒ der Siedlungsdruck von außen auf das Tal wird immer weiter zunehmen. Daher müssen wir die Einheimischen unterstützen.

Tegernseer Stimme: Wo gibt es denn derzeit die Möglichkeit, bezahlbares Wohnen zu realisieren?

Hans Hagn: In allererster Linie gilt es, das Bahnhofsgrundstück zu entwickeln. Beim Krankenhausareal muss man es durchrechnen. Eine Mischbebauung wäre hier sicherlich eine gute Geschichte. Wir haben im Übrigen mit den Siedlungen am Alpbach und dem Sonnenhof ja bereits jetzt einige erfolgreiche Beispiele für bezahlbaren Wohnraum, müssen uns aber natürlich noch weiterentwickeln.

Hans Hagn bei seiner Rede
Hagn bei der Stichwahl um die CSU-Kandidatenkür Anfang Juni

Tegernseer Stimme: Stichwort „Finanzlage der Stadt“. Können Sie nachvollziehen, weshalb die Tegernseer Kur- und Versorgungsbetriebe als kommunaler Eigenbetrieb nicht im Haushalt der Stadt auftauchen?

Hans Hagn: Eine schwierige Frage. Zunächst geht es mir da so wie Ihnen, ich kann nicht nachvollziehen, ob Tegernsee finanziell gut dasteht oder nicht. Nicht alle Bilanzen sind öffentlich einsehbar. Man muss aber sicherlich genau abwägen, welche Probleme sich daraus ergeben würden, wenn man die Bilanzen der Versorgungsbetriebe offenlegt.

Tegernseer Stimme: Was meinen Sie damit?

Hans Hagn: Auch diese Betriebe stehen in Konkurrenz zu anderen Unternehmen, und da kann es klug sein, nicht alles offenzulegen, da dies auch private Unternehmen nicht tun. Man muss den Bürgern aber auf jeden Fall die Gründe für eine Geheimhaltung vermitteln.

Tegernseer Stimme:Finden Sie es gut, dass der Seesteg zwischen Länd und Macke-Anlage gebaut wird?

Hans Hagn: Mir gefällt der Steg, ich bin aber auch kein Betroffener. Ich kann verstehen, dass viele Seeanlieger dagegen waren und sind. Trotzdem finde ich es gut, dass es einen Bürgerentscheid gab und die Bürger sich schließlich für den Steg ausgesprochen haben.

Gegen Live-Übertragung aus dem Stadtrat

Tegernseer Stimme: Wie stehen Sie zu Live-Übertragungen aus Stadtratssitzungen?

Hans Hagn: Da bin ich komplett dagegen. Wenn die Sitzungen plötzlich live im Internet übertragen werden, kann ich nicht mehr kontrollieren, was mit den Videos im Nachgang passiert. Bürgerbeteiligung lebt auch von Gesichtern. Wenn man Interesse daran hat, sollte man persönlich an der Sitzung teilnehmen. Die Stadträte müssen meines Erachtens auch weiterhin die Möglichkeit haben, Dinge frei von der Leber weg anzusprechen, ohne sich Gedanken zu machen, wie es bei den vielen anonymen Zuhörern zu Hause ankommt.

Tegernseer Stimme: Lassen Sie uns aus aktuellem Anlass noch kurz über den Hochwasserschutz sprechen. Sind Sie dafür, den Tegernsee als Rückhaltebecken zu nutzen?

Hans Hagn: Eine Absenkung um bis zu 30 Zentimeter ist sicher kein Problem, und der Umbau des Schuhmacher-Wehrs ist dringend notwendig. Wir müssen davon ausgehen, dass das nächste Hochwasser vielleicht sogar noch höher ausfällt. Irgendwann sind aber auch in Sachen Schutz Grenzen erreicht. Wenn ich mir heute ein Haus am See kaufe oder dort wohne, muss ich damit rechnen, dass so etwas passiert. Natürlich muss die Stadt, wo es geht, die Anwohner aber unterstützen.

Tegernseer Stimme: Was wäre Ihre erste Amtshandlung als Tegernseer Bürgermeister, was würden Sie sofort angehen?

Hans Hagn: Ich muss keinem etwas beweisen und mich sofort als großer Macher präsentieren. Es wäre schon anmaßend, zu sagen, ich will alles besser machen. Aber ich bin natürlich nicht mit allen Entscheidungen, die in der Vergangenheit getroffen wurden, einverstanden und will, wenn ich gewählt werden sollte, gemeinsam mit dem zukünftigen Stadtrat auch andere Schwerpunkte setzen. So halte ich es beispielsweise für wichtig, dass die Stadt wieder ein gutes Verhältnis zum Herzoglichen Haus bekommt.

Tegernseer Stimme: Wann wollen Sie Ihr konkretes Wahlprogramm präsentieren?

Hans Hagn: Wir werden nach den Sommerferien die Aufstellungsversammlung für die Stadtratskandidaten der CSU abhalten. Im Anschluss werden wir uns dann in Klausur begeben und gemeinsam ein Programm erarbeiten.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein