Für Bad Wiessee war es sicher einmalig, welche Gesellschaft der Einladung des Hotelier-Ehepaars Susanne und Korbinian Kohler folgte. Wenig Tracht, dafür umso mehr Lifestyle-Publikum. Selbst eingefleischte Loden-Träger holten ihre Lederjacken aus dem Schrank, allen voran Bürgermeister Peter Höß, der erklärte:
Ich musste mich am Anfang noch an den Namen Bussi Baby gewöhnen.
Doch es habe sich gezeigt, dass Kohlers Marketingstrategie mit der Provokation aufgegangen sei, denn inzwischen habe das Bussi Baby auch deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. „Das Hotel entspricht der Zielgruppe, die wir vor der Haustüre mit München haben. Die sollen nach den Events am Tegernsee hier übernachten. Damit dürfte in Bad Wiessee das frühere Durchschnittsalter der Gäste von 81-82 Jahren der Vergangenheit angehören“, hoffte ein aufgeräumter Höß.
„Kinderkrankheiten“
In der Tat zielt Kohler auf „Millennials und jung Gebliebene“, für die heute die Devise gelte, „work hard – play hard“. Deshalb würde sein Klientel zum Ausgleich von Studium oder Job bei einer Unterkunft heute zunehmend Wert auf Qualität und ein breites Angebot sportlicher Aktivitäten legen. Dafür habe er aus dem ehemaligen Kirchenwirt und Wiesseer Hof das Hotel Bussi Baby in Bad Wiessee geformt.
„Zu fairen Preisen bekommen Gäste dort anspruchsvollen Wohnkomfort, den modernen Tegernsee Lifestyle, sie können authentisches Thai-Food erleben und was das Tal sonst noch zu bieten hat“, lässt Kohler in einer Pressemeldung verkünden. Der Tegernseer Stimme sagte er, es freue ihn wahnsinnig, dass vor allem so nette Leute unter den 700 Gästen seien. „Solche Einladungen machen wir mit einem Stück Herzblut“.
Man habe das Hotel jetzt so hergerichtet, dass es den Ansprüchen, „die wir haben, zum größten Teil erfüllt. Wir werden sicher am Anfang noch ein paar kleine Kinderkrankheiten erleben. Es ist aber so gelungen, wie wir uns das vorstellen. Die Leute, die wir ansprechen wollen, sind da. Wir sind glücklich“.
Was verbirgt sich hinter der Peep Show?
Sichtlich glücklich über den Auftrieb von jungen Leuten war auch Betriebsleiter Andreas Schulz. „Es sind Stammgäste vom Mutterhaus Bachmaier Weissach gekommen, Geschäftsfreunde, Meinungsträger aus Blogger-Kreisen und örtliche Politprominenz“.
Neugierig durchstreiften sie den vermeintlichen Sündenpfuhl, auf der Suche nach dem Skandal. Doch weder Peep Show noch „vögeln im 3. Stock“ entpuppten sich als Sittenwidriges unterm Kirchbichl. Die Peep-Show war ein kleiner Guckkasten mit Piep-Matzen und im 3. Stock war das Zimmer voll mit Vögeln im Bauer. Mehr Hingucker konnte da so manche Party-Lady verbuchen. Ein Umstand, auf den auch der Oimara alias Benni Hafner in seinem Lied einging.
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Während sich draußen die Wiesseer Blaskapelle in kleiner Besetzung am roten Teppich zur Begrüßung der Gäste mühte, erschallte auf der gut besetzten Terrasse und im Hotel der Sound aus der Disco. Ungewöhnliche Klänge in dieser Ecke von Wiessee, zumal zur gleichen Zeit unweit davon auch das traditionelle Waldfest am Sonnenbichl eröffnet wurde.
Unvollendet
Die dort angereisten Münchner könnten laut Kohler künftig auch Gäste sein, wie Leute, die im Tal etwas Tolles in dem „unprätentiösen“ Haus erleben wollen. Das 3 bis 4 Sterne Hotel, das noch der Vollendung harrt, bietet 42 Zimmer mit 160 Betten. Der Einstiegspreis für zwei Personen mit Frühstück beginne bei 150 Euro und reiche bis 190 Euro in der Juniorsuite pro Nacht, sagt Betriebsleiter Schulz.
Da man über keinen eigenen Spa-Bereiche verfüge, könnten diese auch im Hotel an der Weissach genutzt werden. Wenn auch laut Kohler das Herzstück die Bussi Baby Bar und das Thai Stüberl bilden würden, so „lässt es sich in zwei Bayerischen Stuben traditioneller entspannen“. Mit diesem „frechen und polarisierenden“ Hotel will Kohler die Lücke für junge Leute im Alter zwischen 20 und 35 Jahren schließen, für die es „praktisch keine zeitgemäßen 3-Sterne Hotels gab“.
Der Name leite sich vom Bussi ab, einem kleinen Kuss, „wie ihn das selbstbewusste Mädchen einem Burschen auf dem Seefest gibt, oder die Mutter ihren Kindern. Da ist kein Funken Erotik dabei,“ betont Kohler. „Doch wir sind hier im wahren Bayern. Immer zwischen der Sehnsucht nach Großstadtfeeling und Liebe zur Tradition“, so ein „schmunzelnder“ Kohler in seinem Pressestatement. Dennoch empfand es so mancher Gast als „heißes Pflaster“
Große Fotostrecke von der Eröffnung
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