Gegründet wurde das Warngauer Pharmaunternehmen AMW im Jahr 2008. Seit 2010 produziert und vertreibt es im Gewerbegebiet im Birkerfeld Implantate und Pflaster, die Arzneimittelwirkstoffe abgeben. Gefragt sind diese neuartigen Produkte besonders in den Bereichen der Onkologie, der Neurologie, Dermatologie, Diabetes und Schmerztherapie.
Im Dezember sicherte die Europäische Investitionsbank (EIB) dem Arzneimittelwerk ein Entwicklungsdarlehen in Höhe von über 25 Millionen Euro für Forschungszwecke zu. Ein Fünftel davon fließt der Tochtergesellschaft Endomedica GmbH in Halle an der Saale zu. 20 Prozent des Darlehens hat ABW hingegen für seinen Neubau am Standort einkalkuliert.
Verkauf erfolgt schrittweise
Dort haben Bagger inzwischen mit dem Aushub der Baustelle begonnen. Geplant ist eine Halle, die bis zu sechs Produktionslinien fasst, dazu ein Hochregallager, ein Labor und Verwaltungsbüros. Auch eine Tiefgarage entsteht. Die Höhe der Baukosten: rund 7,5 Millionen Euro. 90 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen derzeit. 20 bis 30 sollen dazukommen. Jetzt wird der Warngauer Pharmakonzern, der vom Startup zu einem der größten Arbeitgeber aufstieg – zusammen mit seiner Tochtergesellschaft – an ein chinesisches Unternehmen verkauft, wie aus einer aktuellen Pressemitteilung zu entnehmen ist. Dies passiere gestaffelt, wie ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage erklärt.
49 Prozent der Anteile verkaufen die bisherigen Eigentümer bis Ende des Jahres, die restlichen 51 Prozent bis Ende des darauffolgenden. Aktuell hängt der Abschluss der Transaktion noch von der formellen Genehmigung der Aufsichtsbehörden ab. Die bisherigen Eigentümer sind: die Gründer des Unternehmens sowie der Tübinger Healthcare-Investor SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement, von Bayern Kapital verwaltete Fonds, die KfW, der IBG Risikokapitalfonds II, die BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft und UVC Partners.
Neue Eigentümer wollen Weltmärkte erobern
Bei den Käufern handelt es sich einmal um das chinesische, biopharmazeutische Unternehmen Hybio Pharmaceutical sowie die chinesischen Eigenkapitalgesellschaft YF Capital. AMW-Gründer und Geschäftsführer Dr. Wilfried Fischer hatte schon einmal ein Pharmaunternehmen im Landkreis erfolgreich aufgebaut, das später unter anderem Namen an einen chinesischen Pharmakonzern weiterverkauft wurde: Und zwar die Firma Novosis in Miesbach, spätere Acino AG. Sie ging 2016 an die chinesische Luye Pharma.
Warum sein Unternehmen in Warngau aber ausgerechnet jetzt – nach der Darlehenszusicherung – verkauft wird, erklärt ein Sprecher des Unternehmens so:
Wir wollen das Unternehmen in die nächste Wachstumsphase bringen. Der Verkauf kam zum richtigen Zeitpunkt für den nächsten Schritt. Mit den neuen Eigentümern haben wir mehr Chancen auf den großen Märkten wie China und den USA.
Zwar sei man bereits weltweit aktiv, brauche jetzt aber eine strategische Vermarktung. Und die sei mit den neuen Eigentümern gesichert. Einen finanziellen Hintergrund soll der Verkauf nicht gehabt haben. Einen Jahresumsatz von etwa zehn Millionen Euro habe das Unternehmen 2017 gehabt, so der Unternehmenssprecher. Tendenz “stark steigend”. Davon fließt allerdings auch viel Geld in die Entwicklung und Forschung.
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