Da die Häuser an der Münchner Straße wegen gravierender bautechnischer Mängel nicht mehr genutzt werden können, soll ein Ersatzbau für zwei wichtige Abteilungen des Landratsamts kunden- und mitarbeiterfreundlicher werden. Unter einem Dach sind dann Kommunales, Sicherheit, Veterinärmedizin, Verbraucherschutz sowie Soziales und Gesundheit. Rund 210 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen einen neuen Arbeitsplatz.
Die Vorgaben von Jakob Oberpriller als Wettbewerbsbetreuer waren: ein städtebauliches Konzept mit dem Erhalt der Rotbuchen, die innere und äußere Erschließung zur besseren Orientierung, die Funktionalität als wichtigstes Kriterium mit einem ökologischen Energiekonzept, die Wirtschaftlichkeit nicht nur bei der Erstellung, sondern für den ganzen Lebenszyklus des Gebäudes und die Flexibilität des Neubaus, da man jetzt nicht wisse, wie sich die Anforderungen ändern.
Entscheidendes Kriterium: Nachhaltigkeit
Für Landrat Wolfgang Rzehak war neben der Barrierefreiheit ein moderner Energiestandard maßgebend, „wenn man ökologisch Nachhaltig denkt“. Der Ersatzbau auf „relativ geringer Fläche“ sei neben der Altstadt eine planerische Herausforderung gewesen, damit er zur „schönen Miesbacher Altstadt“ passe. Der Neubau sei derzeit eine der größten Investitionen der Landkreisverwaltung, auch für die Zukunft, betonte Rzehak.
In die Endausscheidung von über zehn Entwürfen gingen zwei unterschiedliche Konzepte. Für das Stuttgarter Architektenbüro „Wittfoht“ reichte es mit seiner „U- oder C-Form“ nur zum zweiten Platz. Das Preisgericht bemängelte die Höhe des viergeschossigen Baukörpers zur Nachbarschaft nach Osten.
Besser gelöst habe dies, so Oberpriller, der Sieger des Wettbewerbs, Architekt Ludwig Karl und sein Büro „Karlundp“ aus München. Sie hätten den Neubau dort ein Stockwerk niedriger geplant, damit „füge er sich besser ein“ und sei für die Nachbarschaft „verträglicher“. „Bestechend an dem Entwurf ist der große Hof zur Münchner Straße“. lobte Oberpriller, „damit ergibt sich ein neuer Mittelpunkt für die gesamte Anlage“. Optisch gesehen gleiche es „einer S-Form oder einem Windrad“, beschrieb Preisträger Karl seinen Entwurf, der zwei größere Baukörpern mit einem Verbindungstrakt samt großem Foyer darstellt, „über das die Zugänge erfolgen“.
Die Gebäudeform sei mit Blick auf den Erhalt der Bäume so gewählt worden, um einen schönen Innenhof zu haben. Wichtig sei für sein 45-köpfiges Team gewesen, keine langen „trostlosen“ Behördenflure zu entwerfen, sondern aufgelockerte Warte- und Kommunikationsbereiche, mit Blick nach draußen. Von dort würde man auf eine Holzkonstruktion in „Tafelbauweise“ blicken. Wegen der „Nachhaltigkeit“ sei dies für ihn als Planer sehr wichtig, so Karl, denn das Baumaterial sei im Landkreis verwurzelt. Für seinen Siegerentwurf bekam Karl ein Preisgeld von 80.000 Euro. Der zweite Preis war mit 50.000 Euro dotiert und der dritte Platz mit 30.000 Euro.
Die tatsächlichen Kosten als große Unbekannte
Damit einher gingen auch die Fragen nach der Finanzierung. Doch hier war Kämmerer Gerhard de Biaso noch vorsichtig, denn man wisse nicht, „welche tatsächlichen Baukosten diese Entwürfe nach sich ziehen“. Eine Kostenberechnung sei dann mit dem Budget abzugleichen, das für die nächsten Jahre insgesamt 30 Millionen Euro vorsieht. (17,5 Mio. für den Ersatzbau, 7 Mio. für die Tiefgarage und 5,5 Mio. Euro für die etwa 26 Wohnungen, die an der Münchner Straße für Mitarbeiter des Krankenhauses und des Landratsamts geplant sind).
Die Finanzierung könne „größtenteils aus Eigenmitteln gestemmt“ werden. Für den Wohnungsbau liege bereits ein Förderbescheid über 2,2 Millionen Euro vor. Mit diesem Förderbescheid komme man auch in den Genuss von sehr zinsgünstigen Darlehen mit einem Zinssatz von 0,5 Prozent. Doch der Kreistag entscheide, ob überhaupt ein Darlehen aufgenommen werden soll. Eine Vorentscheidung fällt bereits am 18. Juli, wenn der Kreisausschuss tagt. Als Zeithorizont sieht de Biasio den Einzug Ende 2022.
Auch der Kreisbaumeister war sichtlich angetan von der Form des Siegerentwurfs und seiner „neugeschaffenen Freiraumflächen. Werner Pawlovsky: „Es ist eine ausgesprochen gelungene Arbeit“.
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