Vor allem der Besuch von Bürgermeister Peter Kloo aus Kolbermoor sorgte für ein besseres Verständnis der verschiedenen Situationen. Denn das Problem ist talübergreifend.
Das Hochwasser vor rund einem Monat war eine der höchsten je gemessenen Fluten am Tegernsee. Nun beginnt so langsam die Aufarbeitung des Jahrhundertereignisses. Ganz oben steht die Frage, wie man mit dem Thema Hochwasserschutz in Zukunft umgehen soll.
Spannungsfelder
Dazu trafen sich am Donnerstagabend knapp 40 Besucher zu einer Podiumsdiskussion in Tegernsee. Neben interessierten Bürgern fanden sich auch von Berufs wegen engagierte Zuhörer wie Gerhard Kinshofer vom Landesbund für Vogelschutz oder die SPD-Kreistagsdelegierte Christine Negele zu dem Treffen ein.
Auf dem Podium vertreten waren Angela Brogsitter-Finck von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, Manfred Burger vom Bund Naturschutz, Friedrich Joachim als betroffener Bürger aus Gmund, Franz Josef Amann von der Bürgerinitiative Schliersee sowie Veranstalter Thomas Mandl und Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo.
Und gerade die Anwesenheit von Bürgermeister Peter Kloo versprach interessant zu werden, vertrat er doch die Interessen der Unteranlieger der Mangfall, die gleichzeitig auf einen funktionierenden Hochwasserschutz am Tegernsee angewiesen sind. „Es gibt Spannungsfelder“, stellte Mandl gleich zu Beginn klar.
„Der Tegernsee ist nicht zu steuern“
Und so verlieh eine Zuhörerin aus dem Tal auch gleich ihrer Vermutung Ausdruck, der Tegernsee sei von den Behörden extra gestaut worden, um die Unteranlieger zu schützen. Ein Vorwurf, der vor allem in den Wochen nach dem Hochwasser immer wieder diskutiert wurde. Gleichzeitig aber von den Behörden vehement dementiert wird.
Am Donnerstag war es jedoch ein Bürger, der der Vermutung widersprach. So erklärte der Gmunder Friedrich Joachim die Umstände am Schuhmacher-Wehr wie folgt:
„Es gibt derzeit keine Steuerungsmöglichkeit außer einem schmalen Brett. Wenn das einmal umgeklappt ist, kann man es auch nicht wieder aufstellen. Erst wenn das Wasser nachgelassen hat, kann man mit Gummistiefeln und Widerhaken die einzelnen Bretter per Hand wieder aufstellen. Das Wehr ist schließlich aus dem 19. Jahrhundert.“
Außerdem, so Joachim, habe der Betreiber ein persönliches Interesse daran, den Tegernsee nicht zu hoch zu stauen. „Sein Haus ist nämlich das erste, das absäuft.“
Nur 20 Prozent kommen aus dem Tegernsee
Zudem sei bei diesem Hochwasser eine Steuerung, wie sie mit dem künftigen Wehr bald möglich sein wird, wohl gar nicht möglich gewesen, erklärte Joachim. Denn da das Hochwasser nicht durch ein Starkregenereignis, sondern durch lang anhaltenden Regen ausgelöst wurde, hätte man den See wohl erst Freitagnachmittag ablassen können. Und dieses Wasser wäre wahrscheinlich zusammen mit den anderen Fluten der Mangfall in Kolbermoor angekommen.
Denn der Tegernsee sei zwar ein wichtiger Faktor für den Hochwasserschutz der Unteranlieger, allerdings bei Weitem nicht der wichtigste, gab der Kolbermoorer Peter Kloo zu bedenken. „Knapp 20 Prozent des Wassers der Mangfall kommen aus dem Tegernsee. Der Rest wird durch weitere Zuflüsse gespeist“, so Kloo.
Doch der Bürgermeister aus Kolbermoor musste sich auch einige Vorwürfe aus dem Publikum anhören. Die Gemeinden, so die Meinung einiger Bürger, würden sich aus der Verantwortung stehlen. Die Regierung von Oberbayern hätte sich als Instanz zurückgezogen und die Kontrolle den Landratsämtern überlassen. „Und das funktioniert einfach nicht. Kein Landrat handelt gegen seine Bürgermeister“, so der Vorwurf. Die Folgen der Bauwut sehe man an den nun überfluteten Häusern, die direkt an die Flüsse gebaut werden.
Doch Peter Kloo wollte das so nicht stehenlassen. „Die Gemeinden wollen sich eben nicht aus der Verantwortung stehlen“, so seine Aussage. Allerdings besteht Politik auch aus gewissen Notwendigkeiten. Der Bevölkerungsdruck sei da, neue Schulen müssten beispielsweise gebaut werden. Dabei müsse man, so Kloo weiter, auch bedenken, dass die Planungshoheit der Kommunen heutzutage durch viele rechtliche Vorgaben begrenzt sei.
Insgesamt, so sagte er zum Abschluss, habe sein Besuch in Tegernsee einiges gebracht. In den Gesprächen und der Diskussion habe er gesehen, dass sich die Oberanlieger, entgegen der Behauptung an der unteren Mangfall, sehr wohl auch über die Auswirkungen ihres Hochwasserschutzes Gedanken machen.
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