Vor drei Jahren erweckte Gastronom Michael Käfer mit der Eröffnung von Gut Kaltenbrunn den Königsbau und das Salettl mit bedientem Gastgarten aus dem Dornröschenschlaf. Was noch fehlte war der Biergarten. Der schien zu einer „Never ending story“ zu werden. Kein Konzept kam an, ob Familien- oder Radlerbiergarten. Ihnen haftete der Makel eines „Zwei-Klassen-Biergartens“ an. Zudem hatte man unter dem Gastgarten gelegen vom Biergarten keinen Seeblick.
Doch Käfer ließ nicht locker, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Nach einigem Hickhack mit der Gemeinde um den Ausschank konnte nun der „Panorama-Biergarten“ vor zwei Wochen eröffnet werden. Anlass genug, ihn vor allem Münchner Journalisten schmackhaft zu machen.
Nachdem der Biergarten unten nicht angenommen wurde, erklärte Geschäftsführer Maximilian Hartberger beim Rundgang, habe man ihn nach oben gezogen. „Der hätte gleich dahin gehört“, ergänzt Käfer. Man sei heilfroh, dass der Biergarten mit 360 Sitzplätzen noch Anfang Juli fertig wurde, „so können wir die Saison noch nutzen“.
Aussterbende Rinderart grast auf Gut Kaltenbrunn
Auf „Firlefanz“, so Hartberger, sei bewusst verzichtet worden. Es gibt Steckerlfisch aus eigener Zucht, Hendl, Grillgemüse und einen echten Obadztn. Am „schönsten Fleck Bayerns“ habe man die Preise bewusst moderat gehalten, denn der Biergarten soll für die „breite Öffentlichkeit“ sein. Die Halbe Bier kostet die 3,50 Euro.
Mit dem Krug in der Hand genießt man nicht nur einen Ausblick auf die Blauberge. Viel näher ist eine Idylle gleich unterhalb: dort stehen grasende Murnau-Werdenfelser Rinder, eine robuste Landrasse, vom Aussterben bedroht. Um die artgerechte Haltung und Aufzucht der zehn Ochsen um fünf Kalbinnen kümmert sich Hans Peter. „Viele Menschen denken spontan, dass man seltene Tiere nicht essen sollte. Gerade das Gegenteil ist der Fall“, versichert Hartberger, „denn nur bei einer Nachfrage besteht auch ausreichend Anreiz, die Rasse zu züchten“.
Der Rundgang führt zur Bar K1411, der einstigen Speisen- und Getränkeausgabe des Biergartens, die sich mit einem gemütlichen Außenbereich zum „chilligen Anlaufpunkt nach Feierabend etabliert“ habe. Die Münchner Journalisten waren sichtlich angetan von den vergleichsweise günstigen Preisen auf der Getränkekarte. Hartberger erklärt:
Die Bar soll ja auch junge Leute anziehen. Die sollen sich ein Flascherl gönnen können, ohne dass sie gleich weinen müssen.
Auf eine Novität stößt der Journalistentross mit dem etwas abseits gelegenen Räucherhäusl, wo früher Fleisch und Fisch geräuchert wurden. Jetzt finden in dem „Kammerl“ Gesellschaften mit bis zu 25 Personen Platz. Eine Spezialität sei hier das „Reindl-Essen“ wie früher.
Räucherkammerl als Neuheit
Wie einst liegen hier auch die Stromleitungen noch auf Putz, und ein alter Herd sorgt für ein ansprechendes Ambiente. Beim Rundgang durch die ehemaligen Stallungen und der Tenne verweist Hartberger auf die aktuelle Nutzung durch das Musikfestival Kreuth, das pro Abend etwa 450 Konzertbesucher anlockte. Trotz einer guten Belegung mit Hochzeiten, Partys, Firmenevents und anderen Veranstaltungen sei bei der Tenne aber „noch Luft nach oben“.
Käfers Bestreben: Nachhaltigkeit
Auch wenn Käfer inzwischen ein Gastronomie-Imperium leitet und auch im Deutschen Bundestag die Abgeordneten bewirtet, so sei die „Philosophie des Familienunternehmens“, in Kaltenbrunn verstärkt regionale Produkte anzubieten. Daher gibt es nicht nur den Schmorbraten aus eigener Zucht nebenan, sondern bald auch verstärkt Honig von eigenen Bienen.
Dafür wurde das alte Bienenhaus an der Westseite des Gutshofs wiederbelebt. Bewirtschaftet wird dieses inzwischen von einem Wiesseer Hobbyimker. Zum Testen hatte er zwei Bienenvölker ausgesetzt, erzählt Hartberger, „doch eines ist ihm abgehauen“. Aber im August würden noch sechs Bienenvölker dazukommen. „Seit heute haben wir den ersten geschleuderten Honig von Gut Kaltenbrunn“, sagt Hartberger und präsentiert stolz zwei Honiggläser. „Hier geht es nicht um große Mengen, mehr um den symbolischen Akt“.
In den drei Fischteichen züchtet Michael Ketelhut seit einem Jahr Regenbogenforellen. „Es läuft gut, zweimal in der Woche schlachte ich für Käfer etwa 40 bis 50 Fische, je nachdem, wie viele schlachtreif sind“. Michaels Räucherkammer aber steht in Reichersbeuern. Die Weiher sichert Michael inzwischen mit einem NATO Stacheldraht, da abends immer wieder Standup-Paddler hochkämen und sich bedienen würden.
Von einem Vandalismus anderer Art berichtet Rinderzüchter Peter. Unbekannte hätten an seinem elektrischen Weidezaun den Strom ausgeschaltet und das Band ausgehängt. Die Folge war, dass seine Rinder auf die Bundesstraße gelangten und er sie wieder einsammeln musste. „Da wollen sie die heile Welt haben und machen dann so etwas“. Käfers Fazit nach dem Rundgang: „Fertig wirst hier nie“.
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