Erheblichen Anteil hatten daran nicht nur die Musiker aus Gmund, Woring im Allgäu, Tegernsee, Miesbach, Reichersbeuern und Waakirchen. Auch Altbürgermeister Georg von Preysing, der den Tag der Blasmusik 2003 mit einer Wette initiierte, ließ oftmals keine Zote aus, um die Pausen während der Kapellenwechsel zu überbrücken. „Schmatzt nicht so, dass man von der Musi noch was hört“, war noch von der harmloseren Art, manches dagegen war nicht mehr jugendfrei. Als Almerer in diesem Sommer auf der Bodenalm hätte er sich gewünscht, wenn er abends weiblichen Besuch bekommen hätte, „aber nicht alle auf einmal“. Doch die zahlreich erschienen Zuhörer nahmen es mit Humor. Sie kennen ihn eben, ihren „Schorsch“.
Auch wenn er seinen ehemaligen und derzeitigen Vize-Bürgermeister Georg Rabl begrüßt: „Vielleicht kennt ihn der ein oder andere“. Und wer den Unterschied zwischen einem 2. Bürgermeister und einer Hundshütte kenne, fragte Preysing. „Eine Hundshütte ist für den Hund und der 2. Bürgermeister für die Katz“. So angekündigt, war Rabl froh, dass die Gemeinde bei Regenwetter in die Tenne ausweichen könne. „So einen schönen Saal gibt es selten“. Rabls Seitenhieb auf Preysing: „Schön, dass du dich in deiner Freizeit als Rentner so der Blasmusik annimmst“. Wenn Preysing dies weitermache, „wissen wir, was uns erwartet“.
Bob Ross vom “Blechschaden” war begeistert
Die weiteste Anreise hatten die Woringer Musikanten aus der Nähe von Memmingen. Ihr Dirigent Johann Scheitzeneder feierte in diesem Jahr sein 40-jähriges Dirigentenjubiläum. Seine Bläser bestachen vom tiefen bis zum hohen Blech durch die Präzision. Die Trompeten wagten sich in hohe Lagen. Bei der Tegernseer Blaskapelle war es auch ein Trompeter, der hervorstach: Stefan Rinshofer blies mit viel Gefühl die Romanze Rubato von Willi Löffler. Bei den Gmunder Dorfmusikanten verwies Preysing auf deren ausgezeichnete Jugendarbeit.
Angetan vom Niveau der Bläser war Bob Ross. Aus einer Bergarbeiter-Kapelle Schottlands stammend war er bis zu seiner Pensionierung vor wenigen Monaten 40 Jahre Hornist bei den Münchner Philharmonikern. Bekannt aber wurde er als Leiter des Bläserensembles „Blechschaden“, das bereits seit über 30 Jahren besteht. „Was ich hier beim Tag der Blasmusik höre, ist Champions League und nicht Dorfliga“, lobte der Profi, „es wird jedes Jahr besser“. Es müsse im Leben auch noch etwas anderes geben, „als Orchestermusik“. Er liebe die Blasmusikszene, „deswegen bin ich da“. Er glaube, dass es in Bayern etwa 100.000 Blasmusiker gebe. „Das ist einfach toll, dass Amateure das machen, was sie lieben“.
Ross machte den Unterschied zwischen Amateuren und Profis deutlich. „Amateure haben die Arche Noah gebaut, Profis die Titanic“. Profi Ross übte mit den 180 Bläsern der acht Kapellen wie auch dem Publikum den musikalischen Begriff Dynamik. Klatschen im Forte und im Pianissimo. Dies eigne sich für den von ihm dirigierten Radetzky Marsch und den Marsch Mein Heimatland. Die Zuhörer gingen begeistert mit. Nachdem er nun die Philharmoniker verlassen habe, wollte er auch noch mit den Dirigenten abrechnen, die er „alle erlebt hat“. Er schrieb das Buch: „Dirigenten und andere Katastrophen“. Davon war beim traditionellen Tag der Blasmusik nichts zu spüren. Er entwickelt sich immer mehr zum Besuchermagneten.
Große Bilderstrecke vom Tag der Blasmusik – Fotos: Klaus Wiendl
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