Mit Hitler werden wir so schnell nicht fertig

Hans-Ulrich-Thamer liest aus seiner Biografie

Zur historischen Aufarbeitung der NS-Zeit, insbesondere zur Person Adolf Hitlers, wurde in den vergangenen sieben Jahrzehnten eine schier unübersichtliche Fülle von Beiträgen verfasst. Bücher, Filme, Dokumentationen versuchen sich an einer Erklärung, wie eine einzelne Person innerhalb einer hochzivilisierten Gesellschaft zu solch einzigartiger Machtfülle mit all den daraus resultierenden Folgen gelangen konnte. Ein Phänomen, so scheint es, zumal Hitler jemand war, der bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr ein quasi völlig bedeutungsloses Dasein am Rand der Gesellschaft führte. Von manchen als „Inkarnation des Bösen“ bezeichnet, geht von seiner Person noch immer eine widrige Faszination aus.

Hitler – vom „Nobody“ zum Reichskanzler

Politisch ein gänzlich unbeschriebenes Blatt, ein „Nobody“ ohne Schul- und Berufsabschluss und mit nur mäßiger Intelligenz ausgestattet, gelang es Hitler, sich innerhalb weniger Jahre zum „Führer“ aufzuschwingen und Abermillionen Menschen hinter sich und seine nationalsozialistische, von Rassismus und Eroberungswahn geprägte Ideologie zu bringen.

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Nicht wenige tun sich noch heute schwer, dafür eine rationale Erklärung zu finden. Eines scheint mittlerweile gesichert: In Hitler steckte kein außergewöhnliches politisches „Genie“. Vielmehr dürfte es das fatale Zusammentreffen zweier historischer Komponenten gewesen sein, welches Hitler den Sprung vom bedeutungslosen Gefreiten und Meldegänger, der er einst war, zum Reichskanzler der Deutschen ermöglichte.

Zum einen die Bedingungen einer von gewaltigen Wirtschaftsproblemen gebeutelten und von gesellschaftlichen Spannungen bedrohten Zeit und den damit einhergehenden Existenzängsten von Millionen Menschen. Zum anderen die Fähigkeit eines Mannes, sich dieser gesellschaftlichen Situation zu bedienen und sich „als Retter der Stunde“ zu präsentieren. Hitler verstand es, die geradezu messianisch anmutenden Erwartungen, die man in ihn setzte, mittels einer raffinierten, bis ins Detail ausgeklügelten Propagandamaschinerie für eine äußerst wirksame Selbstinszenierung zu nutzen. Hinzu kommt, dass der Boden, auf dem die Saat des Nationalsozialismus gedeihen konnte, durch Krieg und revolutionäre Nachkriegswirren erst fruchtbar gemacht worden war.

Eine instabile Gesellschaftsordnung, inszenierter Führerkult und eine politisch geschickte Reaktion auf soziale Erwartungen bildeten so die Basis für eine Politik, die in einen unfassbaren Vernichtungsfeldzug gegen alle jene mündete, die von der NS-Ideologie als „Feinde“ ausgemacht und definiert wurden.

In seinem Buch „Adolf Hitler: Biografie eines Diktators“ beschreibt Dr. Hans Ulrich Thamer diese und andere Zusammenhänge. Dabei fasst er den aktuellen Wissensstand prägnant zusammen und zeigt die Wechselbeziehungen zwischen Inszenierung und Macht sowie Konsens und Gewalt auf. Bestürzend das Fazit, das man als aufmerksamer Leser aus Thamers Werk ziehen muss: Die Gefahr, die von „Rettern“ und „Rattenfängern“ jeglicher Couleur ausgeht, ist in unseren Tagen nicht gerade kleiner geworden.

Der Vortrag von Hans-Ulrich Thamer findet am 8.11. um 20 Uhr in der Gemeindebücherei in Holzkirchen, Marktplatz 1 statt. Der Kostenbeitrag beträgt € 8.-

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