Mehr Weitsicht für Gmunds “Gute Stube”

Die Meinung der Gmunder war gestern Abend gefragt. Bei der Gestaltung des Bahnhofsareals geht die Gemeinde ungewohnte Wege und lässt die Bürger zumindest ein wenig mitsprechen. Das Ziel: Bahnhof stärken und vor allem die Durchfahrt durch Gmund verschönern. Hat das geklappt?

Die Wiesseer Straße in Gmund. Im Vordergrund der aktuelle Pendlerparkplatz.

Mit einer Transparenzoffensive geht der neue Gmunder Bürgermeister Alfons Besel (FWG) die Planungen rund um das Bahnhofsareal an. Am gestrigen Abend lud die Gemeinde die Bürger dazu ein über das städtebauliche Konzept zu diskutieren. Rund 100 Zuhörer waren dafür in den Neureuthersaal gekommen. Dabei ist das Ziel, den Bahnhof und das drumherum liegende Umfeld attraktiver zu gestalten, nicht neu. Bereits vor über 25 Jahren wurde ein Ideenwettbewerb veranstaltet. Die damals eingebrachten Vorschläge verstaubten jedoch im Gmunder Rathaus.

Es folgte eine erste Klausur im Jahr 2006, nach der erneut nichts passierte. Ende 2012 erwarb die Gemeinde dann das Bahnhofsareal mit sämtlichen Liegenschaften. Gekauft für 5,9 Millionen Euro. Eine Aktion, die Besel bei der gestrigen Veranstaltung als “großartigen Schachzug” bezeichnete. Im März 2015 ging der Gemeinderat erneut in Klausur und kam mit einem Konzept zurück, das allerdings nur ganz langsam und unter Druck das Licht der Öffentlichkeit erblickte.

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15.000 Autos täglich durchs Gmunder Zentrum

Wie berichtet sollte das gesamte Areal rund um den Gmunder Bahnhof attraktiver gestaltet werden, unter anderem mit einem 150-Betten-Hotel. Doch der ehemalige Bürgermeister Georg von Preysing stoppte die nicht-öffentichen Planungen Ende vergangenen Jahres überraschend, nachdem sich die Erschließung des Geländes als schwierig herausgestellt hatte.

Nun nannte die Gemeinde zwar ein riesiges Areal ihr Eigen, doch das ist gekennzeichnet durch verwilderte Grünflächen, unbefestigte Parkplätze und eine wenig einladende Lagerhalle. Doch das soll nun besser werden. So erklärte Alfons Besel gestern Abend, dass es jetzt an der Zeit ist, “unsere Ortsmitte zu entwickeln und die Lebensqualität an der Wiesseer Straße zu verbessern.” Und Lothar Zettler, verantwortlicher Planer von der Memminger Firma Lars Consult ergänzte:

Wir wollen hier die nördliche Seite des Bahnhofsareals überplanen. Da fahren alleine 15.000 Autos pro Tag. Deswegen dürfen Sie eines nicht vergessen: Sie gestalten hier die Ortseinfahrt, die Eingangszone von Gmund.

So soll nach den Planungen – von West nach Ost – der bisherige Park-and-Ride Parkplatz an der Oberfläche verkleinert und durch eine Tiefgarage unterirdisch wieder erweitert werden. Insgesamt sollen so 64 Parkplätze entstehen – ähnlich zu der derzeitigen Stellplatzanzahl auf dem bisherigen Pendlerparkplatz. Der aktuelle “Busbahnhof” soll von der Ost- auf die Westseite des Bahnhofs verlegt und mit einer rund 30 Meter langen Überdachung ausgestattet werden. Die Ostseite des Bahnhofs dagegen wird durch einen kleinen Platz samt Kiosk aufgewertet.

Der Gmunder Bahnhof: Drumherum soll sich was tun / Archivbild

Daran schließt sich ein Areal mit Kurzzeit-Parkplätzen, die die aktuelle Stellplatz-Situation auf der Seite zum Ludwig-Erhard-Platz nochmal verbessern soll. Die Lagerhalle wird nach den aktuellen Planungen abgerissen. Zusätzlich ensteht an der gesamten Wiesseer Straße durch Bäume eine Allee-Wirkung, die die Autofahrer – so die Hoffnung der Planer – dazu bringen soll, dass sie langsamer durch das Gmunder Zentrum fahren.

Das Ziel der gesamten Gestaltung bezeichnete Besel als große städtebauliche Herausforderung. Und Planer Zettler ergänzte man wolle mit den Sichtachsen hin zum See und zum Bahnhof der neuen Struktur auf dem Areal gleichzeitig auch eine größere Offenheit verleihen. Mehr Blicke und Fokus auf den denkmalgeschützten Bahnhofsbau lenken, der damit als einzige Gebäude auf dem Gelände “aufgewertet und angehoben” werden soll.

Lob und auch Kritik

Ein Ansatz, der bei den Gmundern größtenteils positiv ankam. So gab es viel Lob für die transparente Vorgehensweise die Bürger in die Überlegungen miteinzubeziehen und nicht einfach eine Planung auf den Tisch zu knallen, “wie es in den vergangenen Jahren usus war”. Aber auch die planerischen Ansätze kamen an. Dabei blieb auch Kritik nicht außen vor. Ein Pendler aus Kreuth erklärte, die Planung mit den 64 Pendlerparkplätzen sei “zu kurz gesprungen”. Alleine heute schon würden an bestimmten Tagen die vorhandenen Plätze mehr als ausgeschöpft.

Und einige Gmunder regten an, dass die Anzahl der geplanten Kurzzeitparkplätze an der Ostseite des Bahnhofs überdimensioniert seien. Besser wäre es dem Cafe Wagner eine Terrasse auf der Sonnenseite zu ermöglichen. Dann könne man sich auch den Kiosk sparen.

So sieht die Planskizze für die gesamte Neugestaltung des Bahnhofareals an der Wiesseer Straße aus / Plan: Gemeinde Gmund

Zum Zeitplan erklärte der Bürgermeister abschließend, dass der ganze Prozess mit der gestrigen Veranstaltung erst angestoßen wird. Auf mindestens eineinhalb Jahre bezifferte er die nötige Zeit bis zum Abschluss des Planungsverfahrens. Erst danach könne mit konkreten Baumaßnahmen in mehreren Etappen begonnen werden.

Zuerst werde die Gemeinde allerdings eines nachholen: am kommenden Dienstag sollen die gestern vorgestellten Pläne und Skizzen auf der Webseite des Rathauses veröffentlicht werden. Mit der Offenheit meint man es in Gmund mittlerweile ganz genau.

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