Eigentlich gleicht das Wahlsystem bei der Landtagswahl dem der Bundestagswahl. Jeder Wähler hat zwei Stimmen. Mit einer wird der oder die Abgeordnete für den jeweiligen Stimmkreis vor Ort ermittelt. Mit der zweiten Stimme stehen Kandidaten der Parteienlisten zur Auswahl. Eine Besonderheit aber ist – und das unterscheidet Bayern von der Bundestagswahl – dass Erst- und Zweitstimmen verrechnet werden. Das heißt: Erst- und Zweitstimme sind gleich wichtig für das Kräfteverhältnis im Landtag.
Und: auch wenn sich ein Kandidat im Stimmkreis vor Ort nicht durchsetzt, ist die Stimme nicht verloren. Wenn man eine kleinere Partei beispielsweise stärken möchte, muss man dem Kandidaten die Erststimme geben. Auch wenn man davon ausgeht, dass der Kandidat nicht das Erststimmen-Rennen macht. Das bayerische Wahlrecht legt mehr Wert auf den einzelnen Abgeordneten. Auch bei der Zweitstimme. Der Sprecher des Landtags Anton Preis: „ Man kreuzt keine Partei an, sondern einen Kandidaten auf der Parteiliste. Das kann auch der Allerunterste sein“.
Welche Bedeutung hat die Zweitstimme?
Der Wille des Wählers kommt bei der Landtagswahl besonders stark zum Ausdruck. Denn er kann die von der Partei vorgegebene Kandidatenliste nicht akzeptieren und durchkreuzen. Preis: „Das bayerische Wahlrecht lässt da viele Freiheiten. Die Wähler nutzen dies auch erfahrungsgemäß sehr stark, weil es oft vorgekommen ist, dass Kandidaten vom hinteren Teil der Listen dann doch in den Landtag kamen“.
Teilweise sei man auch vom letzten Listenplatz noch an ein Landtagsmandat gekommen. Auch für die Reihung der Kandidaten auf der Liste zählt ihr Erststimmenergebnis mit. Wer im eigenen Stimmkreis stark abgeschnitten aber nicht gewonnen hat, rückt so nach vorne. Man kann aber jeden Kandidaten nur einmal wählen. Wer in einem Stimmkreis direkt kandidiert, fehlt auf der Liste seiner Partei. Deswegen schauen auch die Zweitstimmenzettel in jedem der 92 Stimmkreise Bayerns anders aus.
Das Landesamt für Statistik hat alle Wahlvorschläge ins Internet gestellt. https://www.wahlen.bayern.de/landtagswahlen/index.php Weil das bayerische Wahlrecht dem Wähler so viele Möglichkeiten eröffnet, kann es sinnvoll sein, sie sich schon vor dem Wahltag anzuschauen. Damit nicht erst in der Wahlkabine die Frage auftaucht, wen wähle ich bei der Auswahl mit meinen zwei Stimmen.
Zehn Direktkandidaten
Der Freistaat Bayern gliedert sich in insgesamt 91 Stimmkreise, von denen jeder seinen eigenen Direktkandidaten wählt. Für die CSU ist es im Stimmkreis 121, in Miesbach, die stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner. Sie ist eine von zehn Direktkandidaten bei der Erststimme. Weitere sind: Verena Schmidt-Völlmecke SPD, Thomas Tomaschek Bündnis 90/Die Grünen, Rainer Bolle AfD, Gisela Hölscher Freie Wähler, Ursula Lex FDP, Jörg Hager Die Linke, Loris-Marco Gelesch Bayernpartei, Peter Limmer ÖDP und Manuel Kralik mut. Der Stimmkreis Miesbach umfasst 17 Städte und Gemeinden.
2013 kam die CSU in Miesbach auf 57,1 Prozent der Gesamtstimmen. Zweitstärkste Kraft wurde die SPD mit 15,6 Prozent. Abgeschlagen folgten damals Bündnis 90/Die Grünen mit 7,8 Prozent und die Freien Wähler mit 7,6 Prozent. Bei der Erststimme holte Ilse Aigner 56,8 Prozent. Deutlich weniger waren es beim SPD-Kandidaten Thomas Mandl: 14 Prozent. Gerhard Waas, Bündnis 90/Die Grünen holte 8,5 Prozent. Etwas mehr mit 8,8 Prozent waren es bei Balthasar Brandhofer, Freie Wähler. Friedrich Haugg, FDP, kam auf 2,8 Prozent. Barbara Steinwachs-Richter, Die Linke, erreichte 1,2 Prozent und Josef Lausch, Bayernpartei, hatte einen Stimmenanteil von 3,6 Prozent.
Wahl in den Bezirkstag
Zehn Direktkandidaten für den Stimmkreis stehen auch auf den Wahlzetteln zur Bezirkstagswahl: Olaf von Löwis CSU, Timm Roll SPD, Elisabeth Janner Grüne, Sepp Hartl Freie Wähler, Balthasar Brandhofer Bayernpartei, Manfred Engelsberger ÖDP, Constantin Prinz von Anhalt AfD, Josef Pfeifer Die Linke, Martin Eberhard FDP, Peter Janssen Freie Liste Oberbayern und vier Listenkandidaten.
Erste Hochrechnung ab 18 Uhr
Spannend wird es am kommen Wahlsonntag allemal, denn die Umfragen für den Landtag sehen die CSU mit nur noch 35 Prozent im Stimmungstief aller bisherigen Politbarometer und Bayerntrends, während die Grünen ihren Goldenen Herbst laut den Prognosen mit 18 Prozent erleben. Demnach würde die Ökopartei zweitstärkste Kraft in Bayern. Eine schwarz-grüne Koalition scheint nicht ausgeschlossen, wie es sie bereits in Baden-Württemberg gibt.
Allerdings unter anderen Vorzeichen. In Stuttgart regiert mit Winfried Kretschmann ein Grüner Ministerpräsident. Soweit wird es wohl in Bayern nicht kommen. Ab 18 Uhr gibt es die ersten Hochrechnungen. Laut Landratsamt ist in Miesbach mit ersten Ergebnissen der Landtags- und Bezirkswahl ab 19 Uhr zu rechnen. Die Tegernseer Stimme hält Sie am Wahlabend live auf dem Laufenden.
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