Wohin mit dem Maibaum?

Seit Jahren steht der Maibaum an der Bundesstraße, gegenüber dem einstigen Kirchenwirt. Die Symbiose: Kirche, Maibaum und Gasthaus. Doch seit daraus das Bussi Baby wurde, ist die Eintracht nicht mehr gegeben. Ein neuer Standort musste gefunden werden.

Vor dem ehemaligen Kirchenwirt steht der Maibaum aktuell. Vor dem jetzigen Hotel Bussi Baby soll keiner mehr aufgestellt werden.

„Uns steht die Fläche gegenüber vom Bussi Baby nicht mehr zur Verfügung, da am 30. April 2019 der Pachtvertrag für diese Grundstücksfläche ausläuft“, schilderte Robert Huber als amtierender Bürgermeister die Ausgangslage im Gemeinderat am Donnerstagabend. Früher habe der Standort mit der lokalen Gaststätte noch Sinn gemacht, so Geschäftsleiter Hilmar Danzinger „Das ist so nicht mehr der Fall“. Auch der Trachtenverein hänge nicht mehr an dem bisherigen Standort. Die Verwaltung wurde beauftragt, einige Alternativen zu prüfen.

Vier kamen in die engere Auswahl: Lindenplatz, Zentralparkplatz, Dourdonplatz und der Dorfplatz in Alt-Wiessee. Vorteil des Lindenplatzes wäre seine zentrale Lage, so Danzinger. Damit wären die Vereine in der Ortsmitte präsent. Nachteile seien zum einen die Gefahr von herabfallenden Zunftzeichen, die Personenschäden verursachen können, und zum anderen sei ein Maibaum am Lindenplatz architektonisch „fragwürdig“. Komme hinzu, dass man nicht wisse, welche Versorgungsleitungen im Untergrund Probleme bereiten könnten.

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Maibaum als Risikofaktor

Zudem müsste man den neuen Lindenplatz wieder aufgraben. Denn ein Maibaum von 25 Metern Höhe brauche ein Fundament von zwei auf zwei Metern und eine Tiefe von einem Meter und einer Eisenkonstruktion. „Das haben wir von einem Statiker prüfen lassen“, versicherte Thomas Holzapfel vom Bauamt. Man müsse das Risiko, dass etwas herunterfalle, so gering wie möglich halten, ergänzte Huber. Er wisse, wovon er als dafür Zuständiger in der Stadt Tegernsee spreche. „Über Maibaumunfälle könnte ich ein Buch schreiben“. Die Zunftzeichen haben schon spitz in Autos gesteckt. Dies lasse ihn bei einem Platz, der hoch frenquentiert werde, „erschaudern“.

Auch auf dem Zentralparkplatz bestehe das Problem mit den Zunftzeichen. Dem Trachtenverein gefalle der Standort allerdings weniger, zumal die ganze Fläche als Parkplatz benötigt werde. Beim Dourdanplatz stehe laut Holzapfel der Hochwasserausbau des Zeiselbachs an. Dies könnte dazu führen, dass der Sockel für den Maibaum wieder zurückgebaut werden müsste.

Dagegen gebe es auf dem Dorfplatz von Alt-Wiessee eine „schöne Fläche“, die auch im Besitz der Gemeinde sei. „Ein klassisch schöner und historischer Ort von Tegernsee, ohne Probleme mit Versorgungsleitungen“, so Danzinger, der für diesen Platz plädierte.

„Die Kirche im Dorf lassen“

Sicher würden alle den Alt-Wiesseern „den Maibaum gönnen“, meinte CSU-Fraktionssprecher Kurt Sareiter. Aber ein Maibaum gehöre ins Zentrum. Am besten dorthin, wo bisher der Christbaum stehe. Doch diesem Tausch würden einige Abwasserleitungen im Wege stehen, hieß es aus dem Bauamt. Zudem müsste zur Maibaumaufstellung die B318 für mehrere Stunden gesperrt werden. „Die Risiken am Lindenplatz sind erheblich“, ergänzte Bernd Kuntze-Fechner (SPD). Es wäre ein „Schildbürgerstreich“ wenn man für die Verankerung den Lindenplatz wieder aufreißen müsste. Der Dorfplatz wäre für ihn die beste Lösung, denn auch am Dourdan-Platz würden Parkplatzflächen verlorengehen.

2016 wurde hier am ehemaligen Kirchenwirt und späteren Wiesseer Hof der Maibaum aufgestellt

Es sei keine  „ungefährliche Geschichte, so einen Maibaum aufzustellen“, warnte Georg Erlacher. Auf einer Wiese wäre das Spreizen wesentlich einfacher. Einzige Alternative wäre für ihn noch der Zentralparkplatz. „Bei der Eisdiele hätte der Maibaum leicht Platz“. Jupp Brenner (FWG) warb mit einem „kleinen Fest“ für den Dorfplatz in Alt-Wiessee. Dieser „Event“ würde sicher viele Leute anziehen, da kein Verkehr vorbeirausche. Das ist dort „hundertmal schöner als auf dem Zentralparkplatz“. Für Rolf Neresheimer (ranBW) ist der Dorfplatz einen „Postkartenidylle“. Und Fritz Niedermaier erinnerte daran, dass „der Maibaum bisher auch nicht in der Ortsmitte stand“.

Florian Sareiter (CSU) ist froh, „dass wir mehrere Optionen haben“. Die Nähe zu einer Gastwirtschaft spreche für den Lindenplatz, zudem sei ein Maibaum dort „sichtbarer“. Ob denn die Landwirte am Dorfplatz schon gefragt worden seien, fragte Sareiter. Da müsse man „doch die Kirche im Dorf lassen“, entgegnete Huber. „Wenn wir in Alt-Wiessee einen Maibaum aufstellen, dann hoffe ich, dass von den Landwirten keine Widerstände kommen“. Bevor er aber mit ihnen das Gespräch suche, so Huber, „brauche ich einen Beschluss des Gemeinderats“. Den bekam er einstimmig für den Alt-Wiesseer-Dorfplatz.

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