Die Crew um Polizeichef Wilhelm Sigel muss Hinweisen nachgehen und die Arbeit der Kripo unterstützen. Gleichzeitig soll sie Präsenz zeigen und so Sicherheit vermitteln. Im TS-Interview erläutert Sigel die Entwicklung im Fall des Juwelierraubs und geht auf Kritik aus der Bevölkerung ein.
Tegernseer Stimme: Guten Tag, Herr Sigel, im Zusammenhang mit dem Raubüberfall auf ein Rottacher Juweliergeschäft ging heute ein neuer Zeugenaufruf raus. Gleichzeitig haben die Beamten den Fluchtweg rekonstruiert. Können Sie den aktuellen Stand der Ermittlungen kurz schildern?
Wilhelm Sigel: Die Ermittlungen zur Ergreifung der Täter laufen natürlich auf Hochtouren. Noch haben wir die drei Verdächtigen aber nicht. Ein Ansatz ist dabei die Rekonstruktion des Fluchtweges. Ein Zeuge konnte die drei Männer, welche den Juwelier in der Seestraße ausgeraubt hatten, noch kurz verfolgen, ehe er sie auf Höhe des Seeforums aus den Augen verlor. Wir haben speziell ausgebildete Personensuchhunde im Einsatz, die die Fährte der Täter aufnehmen und verfolgen konnten.
Tegernseer Stimme: In welche Richtung flohen die drei Männer?
Wilhelm Sigel: Offenbar liefen die Täter die Schwaighofstraße in nordwestlicher Richtung entlang und bogen nach der Brücke über die Rottach nach links zum See in die Schwaighofanlage ein. Nachdem sie diese durchquert hatten, liefen sie wieder über die Schwaighofstraße auf den Lidl-Parkplatz. Dort verliert sich ihre Spur. Möglicherweise hatten sie da ihr Fluchtfahrzeug geparkt.
Unterstützung im Einsatz
Tegernseer Stimme: Bereits vor einigen Monaten haben Sie betont, dass die Polizeiinspektion Bad Wiessee Verstärkung benötigt. Nun sind die zusätzlichen Kräfte da. Können Sie uns verraten, wie viele Beamte derzeit im Tegernseer Tal im Einsatz sind?
Wilhelm Sigel: Wie viele genau, das möchte ich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgeben. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass aktuell die Bereitschaftspolizei unterwegs ist und wir von umliegenden Dienststellen Unterstützung erhalten haben. Gleichzeitig sind Beamte aus Rosenheim im Einsatz. Die werden dann entsprechend eingeteilt.
Tegernseer Stimme: Aus der Bevölkerung war in letzter Zeit häufig der Vorwurf zu hören, dass die Polizei zu wenig Präsenz zeige. Was sagen Sie dazu?
Wilhelm Sigel: Wir sind in jedem Fall unterwegs, sowohl in Zivil als auch in Uniform. Grundsätzlich waren wir also immer präsent. Trotzdem brauchen wir Unterstützung. Zusammen mit den neuen Unterstützungskräften wird sich diese Präsenz jetzt noch verstärken.
Tegernseer Stimme: Bleiben die zusätzlichen Kräfte denn auch dauerhaft oder nur für die aktuellen Einsätze?
Wilhelm Sigel: Das Personal haben wir jetzt für die aktuelle Einbruchsserie bekommen. Doch wir werden natürlich parallel dazu auch versuchen, dass wir insgesamt personell verstärkt werden.
Tegernseer Stimme: Was macht die Polizei, damit sich die Lage im Tal wieder beruhigt?
Wilhelm Sigel: Wie schon gesagt, werden wir jetzt die Polizeipräsenz weiter verstärken. So eine sichtbare Präsenz erreicht ja auch eine gewisse Abschreckung. Ansonsten liegt mir aber auch viel daran, dass sich die Geschädigten entsprechend wappnen. Durch vernünftige Einbruchssicherung, durch Alarmanlagen oder durch Videoaufzeichnungen. Und vor allem ist es auch wichtig, dass die Bürger die Augen und Ohren offenhalten und uns alles mitteilen, was sie mitkriegen.
20 Minuten zum Tatort?
Tegernseer Stimme: Kann man derzeit von einer Einbruchswelle sprechen?
Wilhelm Sigel: Wir haben im Bereich der Einbrüche eine Steigerung zum letzten Jahr, das ist richtig. Aber generell sind wir im Tal bei den Straftaten im grünen Bereich. Wir haben im ersten halben Jahr immer noch eine Aufklärungsquote von gut 70 Prozent. Sicher ist das jetzt eine Welle, und ich habe völliges Verständnis für die Bevölkerung, die ein wenig verunsichert ist, wenn in so kurzer Zeit mehrere Delikte passieren. Aber es besteht kein Grund für Angst oder sogar Panik.
Tegernseer Stimme: Einige Zeugen hatten beim Einbruch beim Juwelier Leicht kritisiert, dass die Polizei 20 Minuten zum Einsatzort gebraucht hat. Stimmt das so?
Wilhelm Sigel: Nein, das stimmt nicht. Es stimmt zwar, dass wir zunächst alle Fluchtwege kontrollieren. Aber wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass man in einer Notsituation die Zeit ganz schlecht einschätzen kann. Da fühlen sich 30 Sekunden schnell wie eine Ewigkeit an. Ich kann aber versichern, dass wir Dienstag früh mit Sicherheit mit vollen Kräften an die Sache rangegangen sind.
Tegernseer Stimme: Es wurde auch kritisch gesehen, dass „nur“ zwei Polizistinnen und keine männlichen Einsatzkräfte als Erstes am Tatort waren. Wie sehen Sie das?
Wilhelm Sigel: Das ist eine sehr subjektive Meinung. Wir haben jetzt seit sieben Jahren Frauen bei der Polizei in Bad Wiessee, und ich muss sagen, dass wir nur gute Erfahrungen gemacht haben. In dem konkreten Fall hätte sich auch nichts geändert, wenn es zwei Männer gewesen wären.
„Druck ist da2
Tegernseer Stimme: Glauben Sie, dass sich die Täter noch im Tal befinden und man sie kurzfristig fassen kann? Oder geht es jetzt eher um akribische Detailarbeit und eine langfristige Suche?
Wilhelm Sigel: Jetzt eine Aussage zu treffen, ob sich die Täter noch hier aufhalten, wäre nicht seriös. Mit Sicherheit werden wir den Fall aufarbeiten. Grundsätzlich haben wir aber gerade wirklich viel zu tun. Ob es die Einbrüche in Waakirchen sind oder der Autodiebstahl am Badepark. Wir sind viele Stunden am Tatort und schöpfen alle Möglichkeiten aus. Polizeiarbeit ist eben oft akribische Ermittlungsarbeit.
Tegernseer Stimme: Wie gehen Sie persönlich mit den Vorfällen um? Durch die aktuelle Situation dürfte der Druck relativ hoch sein, der auf Ihnen als verantwortlicher Beamter lastet.
Wilhelm Sigel: Das ist natürlich schon viel Druck. Aber als Dienststellenleiter ist es eben die Aufgabe, einen kühlen Kopf zu bewahren, alles ruhig anzugehen und Verknüpfungen zwischen den einzelnen Fällen herzustellen. Das ist nicht einfach, aber mein Job. Wichtig in so einer Situation, wie wir sie gerade haben, ist die Kommunikation mit den Kollegen von der Kripo und auf der Dienststelle untereinander. Die Verbindungen zu erkennen und die Lage auch überregional im Auge zu behalten, das ist die eigentliche Herausforderung.
Tegernseer Stimme: Herr Sigel, vielen Dank für das Gespräch!
Hier noch der aktuelle Zeugenaufruf in Verbindung mit dem Überfall auf den Rottacher Juwelier „Leicht“. Die Kriminalpolizei Miesbach bittet um Mithilfe:
Haben Sie am Dienstag, 02.07.2013, gegen 10.00 Uhr in dem Park „Schwaighof-Anlage“ oder auf dem Parkplatz des Lidl-Verbrauchermarktes drei verdächtige Personen beziehungsweise ein verdächtiges Fahrzeug gesehen?
Die Täter werden wie folgt beschrieben:
Täter 1: ca. 185 cm groß, kräftige Statur, ca. 30 Jahre alt, kurze schwarze Haare, dunkle Augenbrauen, Sonnenbrille, Basecap, anthrazitfarbene Jeans, dunkelblaues Shirt
Täter 2: ca. 170 cm groß, schmale Statur, dunkel gekleidet, Basecap, Umhängetasche
Täter 3: ca. 180-185 cm groß, kurze dunkle, gewellte Haare, schlanke sportliche Statur, ca. 30 Jahre alt, dunkles Oberteil, Basecap
Hinweise werden von der Kriminalpolizei Miesbach unter der Telefonnummer 08025/299-299 oder jeder anderen Polizeidienststelle entgegengenommen.
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