Gelingt die Energiewende im Tegernseer Tal?

Da der Klimaschutz nicht an der Gemeindegrenze Halt macht, laden alle Talgemeinden ihre Räte und Bürger am 15. November ins Rottacher Seeforum ein. Diskutiert wird ein ehrgeiziges Klimaschutzkonzept, das der Arbeitskreis Tegernseer Tal Energie und Klimaschutz (ATTEK) initiiert hat. Die Kommunen sollen Impulsgeber für die Bürger sein.

Ein gelungenes Beispiel für die Entlastung des Individual-Verkehrs ist der Bergsteigerbus in Kreuth

Wenn das Klima aus dem Ruder läuft, kommt es im Tal zur gemeinsamen Sondersitzung aller Stadt- und Gemeinderäte. Zuletzt zum Thema Hochwasser 2016. Nun ist die Veränderung des Klimas unübersehbar. Ob südlich des Alpenhauptkamms mit sintflutartigen Regenfällen oder der Trockenheit hierzulande. Dagegen müsse man etwas tun, denn  Klima- und Umweltschutz sei zukunftsorientiert und dringend notwendig.

Auch wenn man im Tal nur einen kleinen Beitrag dazu leisten könne, beispielsweise bei der Energieeinsparung. So könne aber mit einem Maßnahmenkatalog zur Bewusstseinsbildung beigetragen werden, denn „die Energiewende ist Sache jedes einzelnen Bürgers“, so die Veranstalter Karl Schönbauer, Thomas Tomaschek und Markus Wrba.

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Nachhaltiger Tourismus – geht das?

Folgende Themen haben sie auf die Agenda gesetzt: „Ökoroutine. Damit wir tun, was wir für richtig halten“. Dr. Martin Kopatz vom Institut für Klima, Umwelt und Energie in Wuppertal will damit ein Bewusstsein für das Thema schaffen. Anschließend wird Energiemanager Andreas Scharli das „integrierte Klimaschutzkonzept des Landkreises“ erläutern. Die Klimaschutzmanagerin am Landratsamt, Veronika Halmbacher, wird den „Landkreis-Aktionsplan zum Klimaschutzkonzept“ vorstellen. Neben einem „Solarpotential-Kataster“, dessen Umsetzung umgehend in die Wege geleitet und bis 2020 realisiert werden soll, könnte auch der Stromverbaruch mit „ehrgeizigen Einsparmaßnahmen in erheblichem Maße gesenkt werden“.

Diskutiert wird auch das „Leitbild für einen nachhaltigen Tourismus“. Am Ende soll die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) „gemeinsame touristische und energiepolitische Leitmotive erstellen, um nachhaltigen und naturnahen Tourismus, die Energiewende und den Klimaschutz zur touristischen Positionierung zu nutzen“. Der Tourismusbeirat wird gebeten, bei seinen Mitgliedern Anregungen dazu abzufragen, wie der Tourismus klimaschonender organisiert und der Tourismus nachhaltig in den Lebensraum Tegernseer Tal integriert werden kann.

Beispiel Bergsteigerbus

Ein Beispiel dafür könnte der Bergsteigerbus in Kreuth sein. Seit seiner Einführung im Juli steigen die Fahrgastzahlen „kontinuierlich“, wie Bürgermeister Josef Bierschneider am Donnerstagabend dem Kreuther Gemeinderat berichtete. Waren es im August noch 1.100 Fahrgäste, so stieg deren Zahl im September auf 1.400. Damit sich der Landkreis an den Kosten beteilige, so Bierschneider, sei ein Antrag gestellt worden, „weil wir grenzüberschreitenden Verkehr geschaffen haben“. Deshalb sei auch Achenkirch um eine Kostenbeteiligung gebeten worden, „damit der Bus auch im nächsten Jahr für Kreuth in einem verträglichen Maß finanzierbar ist“.

Tourismus gibt es nicht ohne Verkehr. Daher dürfte das „Mobilitätskonzept Tegernseer Tal“ ein Thema sein, das vielen Bürgern unter den Nägeln brennt. Denn die „Aufnahmekapazität der Bundesstraßen ist längst überschritten“, sieht Referent Peter Schiffmann als Fachbereichsleiter Mobilität vom Landratsamt. Als Stadtrat in Tegernsee kennt Schiffmann die Problematik des Durchgangsverkehrs. Eine aktuelle Verkehrszählung habe ergeben, dass in etwa die Hälfte der Fahrzeuge, die von Norden in das Tal einfahren im Süden Kreuth wieder verlassen würden. „Dieser Ausflugs- und Durchgangsverkehr – soweit die Autofahrer Ziele in Österreich ansteuern – ist vermeidbar durch die Benutzung der Autobahnen. Zumal die Maut für Österreicher auf deutschen Bundesautobahnen, wenn sie eingeführt wird, nochmals einen Anstieg des Durchgangsverkehrs bringen würde.

Was bringt der Tagestourismus?

Kritisch sieht Schiffmann auch den Tagestourismus als Naherholungsgebiet für den Münchner Süden. „Der Ertrag aus dem Tagestourismus gleicht nicht einmal ansatzweise die Belastungen der Infrastruktur aus. Diese Verkehrsbelastung ist durch massive Ausweitung der ÖPNV-Angebote (Öffentlicher Nahverkehr) zu reduzieren“, so seine Forderung. Diese Ausweitungen erforderten „massive Investitionen“. Deren Gewinn liege in der Reduzierung der Umweltbelastung und Erhöhung der Aufenthaltsqualität auf den Straßen und in den Ortschaften. Verkehrsleitsysteme, so Schiffmann weiter, könnten die Parkplatzsuche verkürzen und das Verkehrsaufkommen reduzieren, sowie „drastisch erhöhte Parkgebühren“ an Sonn- und Feiertagen. Verbote und Beschränkungen des ruhenden Verkehrs sind nur wirksam, „wenn sie auch strenger überprüft werden“.

Voraussetzung dafür sei, dass die fünf Talgemeinden hier eine „gemeinsame Linie finden“, wünscht sich Schiffmann. Infrastrukturprojekte (Tunnelbau/Straßenbau/Umgehungen usw.) würden sich gegen den Bürger nicht mehr durchsetzen lassen. Sie können nur noch der Erhöhung der Aufenthaltsqualität innerhalb der Ortschaften, aber nicht der Leichtigkeit des Verkehrs dienen. Ziel sollte allerdings sein, den Einheimischen das Erreichen von Arbeitsplätzen im Tegernseer Tal und das Verlassen des Tegernseer Tals zu jeder Zeit in einem kalkulierbaren Zeitrahmen zu ermöglichen. „Dies ist gerade in diesem Sommer regelmäßig nicht der Fall gewesen“, so Schiffmanns Fazit.

Das vorgeschlagene Maßnahmenpaket (Klimaschutz-Agenda Tegernseer Tal 2018) soll dann in den jeweiligen Ratssitzungen im Dezember verabschiedet werden. Die öffentliche Sitzung der Gemeinderäte des Tegernseer Tals findet am Donnerstag, den 15. November, um 19,30 Uhr im Seeforum von Rottach-Egern statt.

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