Wie berichtet, wollte der Stadtrat nun eine Vorentscheidung über die verbliebenen Varianten „K“ und „L“ für das neue Feuerwehrhaus treffen, nachdem der Erhalt und Umbau des betagten Gebäudes vom Tisch ist. Am Ratstisch ging es zunächst um die Frage, welche Probleme es aus statischer wie städtebaulicher Sicht mit den gewünschten Wohnungen auf den beiden Varianten geben würde. Ein wichtiges Kriterium, so Bauamtsleiterin Bettina Koch, sei die Höhenentwicklung durch Wohnungen.
Damit entscheiden sich auch die Abstandsflächen zu den Nachbarn. Die Zahl der Wohnungen hänge auch von deren barrierefreien Zugang ab, der ab der dritten Wohnung vorgeschrieben sei. Weitere Wohnungen würden auch den Bedarf an Stellplätzen erhöhen. Nicht zu vergessen seien auch die zusätzlichen Baukosten, die zu den vorliegenden Berechnungen hinzukämen.
Fragen über Fragen
Architektin Claudia Schreiber verwies auf ein noch ungelöstes Problem mit der fallenden Geländelinie auf dem Grundstück, ob man diese absenke und eine ebene Fläche schaffe. Sie warnte aber: „Jede Geländeveränderung kostet Geld“. Ihr gehe es darum aufzuzeigen, welche Konsequenzen Wohnungen für die Feuerwehr haben. Die Herausforderung sei für sie, ein Funktionsgebäude wie ein Feuerwehrhaus mit der Nachbarbebauung in Einklang zu bringen.
Noch aber gibt es viele Fragen zu klären, wie Schreibers Erläuterungen zeigten: Ein Flachdach für die Wohnungen oder ein Satteldach, mit oder ohne Kniestock, ein ausgebautes Dachgeschoß, wie lassen sich die Wohnungen vom Parkplatz aus erschließen, über eine Außentreppe oder ein Treppenhaus? Soll ihr Zugang durch die Fahrzeughallen oder den Feuerwehrbereich im Obergeschoß erfolgen, ist auch ein Laubengang denkbar? Packt man die Dachterrasse voll, wäre ein zweigeschossiger Aufbau für sechs Wohnungen möglich, setzen aber nicht die Abstandsflächen der Höhenentwicklung Grenzen? Muss dafür der Bebauungsplan geändert werden?
Masse statt Klasse?
„Wir sind wahnsinnig groß in der Masse“, befand Schreiber. Doch mit Blick auf den entstehenden Komplex des Quartiers Tegernsee von Planquadrat sei es noch eher bescheiden. Die mehrgeschossigen Bauten des 70-Millionen-Projekts überragen das Feuerwehrhaus auch mit Wohnbebauung noch erheblich.
Wie auch immer man die Fahrzeughalle mit drei oder vier Wohnungen bei beiden Varianten überbaue, ein Problem bleibt: man könne nicht an beliebig vielen Stellen mit Schmutzwasser, Wasser und anderen Zu- und Ableitungen aus den Wohnungen nach unten fahren, da die Grundkonstruktion mit Stutzen und Unterzügen zu beachten sei. Für die Fahrzeughallen bedeute dies dann auch eine andere Statik.
Entscheidend für Schreiber seien nun die Vorgaben des Stadtrats, damit es ein „städtebaulich richtiges Gebäude in der richtigen Proportion wird“. Und der sah sich mit der Fülle an Informationen konfrontiert.
Architektin gewinnt europaweite Ausschreibung
Da Fragen über Fragen auftauchten, wollte diese Bürgermeister Johannes Hagn zunächst in einer Klausur geklärt wissen. Erst dann soll eine Entscheidung in der Öffentlichkeit getroffen werden. Für ihn stelle sich die Frage, „ob die Wohnungen nicht ziemlich im städtebaulichen Kontrast stehen“. Eine Diskussion über die verschiedenen Abstandsflächen würde die Sitzung an diesem Abend sprengen. „Ich würde eine Klausur sehr begrüßen, denn ich bin komplett überfordert“, gestand Martina Niggl-Fisser (BürgerListe). Ihr fehle das „räumliche Vorstellungsvermögen“. Peter Schiffmann (SPD) wollte die verschiedenen Modelle vor Ort erst einmal „auf sich wirken lassen“, bevor er sich entscheide.
Thomas Mandl fragte, ob Claudia Schreiber die europaweite Ausschreibung gewonnen habe. „Ja“, sagte Hagn. „Dann haben wir nur die Auswahl zwischen den beiden Varianten“, so Mandl darauf. Heino von Hammerstein (BürgerListe) lagen die verschiedenen Dachformen am Herzen, die in der Klausur erörtert werden sollten. Dies könne man mit „verschiedenen Klötzchen“ dann ausprobieren, schlug Hagn vor, „was in der Stadtratssitzung nicht gehe“.
In der Klausur müsse man sich auch mit den verschiedenen Einsatz-Szenarien auseinandersetzen. „Was passiert beim Einsatz?“ Deswegen seien letztlich auch die beiden Varianten auserkoren worden, damit im Ernstfall alles auf einer Ebene geschehe. Im Rahmen einer Klausur soll die Planung konkretisiert werden, lautete der Beschlussvorschlag, der mit Mandls Gegenstimme angenommen wurde.
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