Die Autorin, Heilpraktikerin, Sennerin und Kräuter-Kennerin Susanne Heim ist seit vielen Jahren im Tegernseer Tal auch mit Führungen unterwegs. Sie kennt jeden Steig und jede Forststraße die neu in den Bergwald geschlagen wird. Deshalb warb sie für „die Haut der Berge – sie überzieht Bergschluchten, Almwiesen und Waldböden der Tegernseer Berge, dient als Wasserspeicher, Nahrungsgrundlage und Fundament der Waldbäume“.
Bitter stößt Heim auf, dass nur noch der Profit im Vordergrund stehe, „ohne Rücksicht auf den Jahrtausende alten Mikrokosmos Bergwald“. Nach ihren Beobachtungen führte die gewinnorientierte Bewirtschaftung der Tegernseer Bergwälder in den letzten zehn Jahren zu einer „großflächigen Zerstörung der Humusschicht“, die eine „enorme Wasserspeicherkapazität“ liefere. Auf der anderen Seite würden „für Millionen Euro Steuergelder“ die letzten naturnahen Bergwälder klimatolerant umgebaut, um Humusflächen vor dem Klimawandel zu schützen.
Schuld seien nach Ansicht von Heim die Staatsforsten, die mit „schweren Erntemaschinen“ wie Harvester (Holzvollernter) und Rückezügen (Tragschlepper) den Bergboden traktieren würden. Ein Beispiel dafür sei die Langenau des Bergsteigerdorfs Kreuth zwischen Schwaiger- und Bayeralm. Auf einer Länge von drei Kilometern sei der wertvolle Humus „hektarweise“ mit über 60 sogenannten Rückegassen (unbefestigter forstwirtschaftlicher Weg) vernichtet worden. Wo einst Arbeiten mit Pferden oder kleineren Traktoren erledigt wurden, seinen jetzt „riesige Holzerntemaschinen“ auf überbreiten Forststraßen unterwegs.
Forstamt spricht von Bodenschutz
Entsprechend seien die Wunden im aufgerissenen Bergwald. „Nährstoffe und Humus werden weggeschwemmt“, beklagt Heim. Die verbleibende Humusschicht werde „erkennbar verdichtet und Luftporen zerstört“. Damit fehle dem Boden Sauerstoff: „Kein Leben – tote Erde“, so Heims düsterer Ausblick. Denn mit jeder Rückegasse würden „unzählige junge Buchen, Fichten und Ahorne niedergemacht“, obwohl gerade ein Mischwald die „beste Versicherung“ gegen Sturmschäden und den Borkenkäfer sei.
Dem widerspricht der Betriebsleiter vom Forstbetrieb Schliersee der BaySF nicht. Auch für Jörg Meyer hat der Felshumusboden immense Bedeutung: er bietet die Wasserspeicherung bei Starkregen, Schutz vor Erosionen und des Trinkwassers und er sei zudem wichtiger Kohlenstoffspeicher.
„Wir haben kein Interesse daran, die Ressource Waldboden zu zerstören“. Bodenschutz sei den BaySF „ein ganz zentrales Anliegen und eine gesetzliche Verpflichtung“, so Meyer. Doch sein Auftrag sei die nachhaltige Gewinnung des Rohstoffs Holz“. Doch dessen Gewinnung für 20 Sägewerke meist in Tirol müsse aber „sauber und ordentlich auch für die Nachwelt ablaufen“.
Öffentlichkeit sensibilisieren
Wo es aber Missstände in der Bewirtschaftung gebe, „bin ich für Kritik offen“, sagte Meyer beim Pressegespräch mit Heim. „Gewisse Bodenverwundungen aber sind unvermeidbar“. Um diese im Rahmen zu halten, seien Seilbahnen zur Holzernte ein „bewährtes und Pflegliches Verfahren zur Bergwaldbewirtschaftung“. Die erforderlichen Seiltrassen „sind Pfleglicher als ein Maschineneinsatz im Steilgelände“. Die Einsatzleiter seien angehalten, dass die Seiltrassen möglichst schmal und in Abständen von 40 bis 80 Metern trassiert würden.
Zu den Rückegassen in der Langenau meinte Meyer, dass diese zur Walderschließung bereits vor vielen Jahren angelegt worden seien. Bei der Durchforstung im vergangenen Jahr sind nur die „vorhandenen Gassen befahren worden“. Aus Sicht des Forstbetriebs sei hier „nichts zu beanstanden“. Dennoch sei man „gerne auch zu Ortsterminen und gemeinsamen Diskussionen bereit“. Denn „wir freuen uns, wenn die Gesellschaft für die Themen Wald und Waldpflege Interesse zeigt“.
Vielleicht bedurfte es nur des Anstoßes von Susanne Heim, dass unterschiedliche Interessenlagen ins Gespräch kommen. Denn die SGT-Vorsitzende Angela Brogsitter-Fink schwärmt heute noch davon, wie voll der Saal der Naturkäserei Ende November bei Heims Vortrag war. „Etwa 130 Leute waren da“.
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