„Jetzt, Leuteln, jetzt loost’s amal zua!
Mei Gsangl is wohl a weng alt,
Es is aba dennascht schö gnua.
I moan, daß’s enk allesamm gfallt.“
So beginnt die „Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma aus dem Jahr 1917. Der Schriftsteller hatte sie in seinem Haus „Auf der Tuften“ in Tegernsee geschrieben. Er beschreibt die Geschichte von Maria und Joseph auf eine ganz eigene, seine bayerische Art. Thomas „Heilige Nacht“ spielt in einem verschneiten Land mit Bergen und Almhütten, welches eher den Tegernseer Bergen ähnelt als dem Heiligen Land von Nazareth. Denn bei Thoma heißt es:
„Im Wald is so staad,
Alle Weg san vawaht,
Alle Weg san vaschniebn,
Is koa Steigl net bliebn.“
Doch von „verschniebne Weg“ ist keine Spur, als sich zahlreiche Wanderer vom Riederstein-Parkplatz aufmachen. Sie folgen der schon traditionellen Lesung am Galaun mit Toni Wackersberger, quasi unweit des Originalschauplatzes der Entstehung. Auch Regen kann die Getreuen nicht abhalten. Mit Fackeln, die erstaunlicherweise dem Nass von oben trotzen, streben sie, in Anoraks gehüllt, zum Berggasthof. Für deren Senior-Wirtin Liesi Wagner gehört Thomas ergreifende Geschichte bei Kerzenschein in der Wirtsstube seit 15 Jahren dazu. „Weis einfach schee is und in de Adventszeit passt. De Leit gfoits, mia ham jedsmoi volles Haus“
Nachdem zuvor noch aufgetischt wurde, wird es ruhig in der Stubn, als nur noch Kerzen den Raum verzaubern. Am Stammtisch vorm Kachelofen sitzen Toni Wackersberger und die Oberacher Sänger. Ihren Dreigesang begleiten Klaus Miller, Wolfgang Miller und Georg Höß selbst mit Zither und Gitarre. Sie folgen Thomas Vorgabe. Er unterteilte seine knapp einstündige Dichtung in sechs „Hauptstücke“ mit jeweiligem Gesang. Dieser endet:
„Dös is für de Arma
A tröstliche G’schicht.
Sinscht hätt’s insa Herrgott
Scho anderst ei’gricht“
SOCIAL MEDIA SEITEN