Ein Vormittag im Paradies

Gestern ließ ein biestiger Wind die Ballons in Bad Wiessee am Boden bleiben. Heute ging was. Wir flogen über unser Oberland, um später im Tiefschnee über Melkfett und Euterhygiene zu sprechen. Eine Ballonfahrt im Paradies.

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Der Mann ist Ingenieur. Das schafft Vertrauen. Noch. Aber dazu später mehr.

Bei perfektem Wetter prüft Manfred Werwers die Gasbrenner. Heute geht es endlich los. Der Wind hat sich nach einem gestrigen Intermezzo beruhigt. Der Ballonfahrer aus dem Münsterland will endlich in die Höhe. Vier Personen passen in den Korb, wenn der dicke TS-Redakteur dabei ist. Heute wird zum ersten Mal die neue Hülle getestet.

Die Firma Eimermacher, Hersteller von Melkfetten und Wärmesalben, wirbt mit einem großflächigen Teufel auf dem Ballon. Der Juniorchef ist mit an Bord, was uns später unerwartet eine große Hilfe sein wird. Genäht wurde die neue Hülle in Tschechien, aber den Beelzebub wollte man da nicht draufnähen. Das musste im gottlosen Westdeutschland passieren.

Um halb zehn Uhr geht es ab, es faucht und faucht, ratzfatz schwebt man über dem Tegernseer Juwel, Bad Wiessee. „Wo wohnt der Hoeneß?“, fragen Passagiere. Kann die TTT den Wurstkönig und Bayern-Präsi nicht in die aktuelle Touristeninfo übernehmen? Für kurze Zeit übernimmt man dann die Fremdenführerschaft. „Da wohnt der Burda?“ Ach? Lebt der noch?“
Es geht über Gmund, Louisenthal, die Mangfall entlang. Ballonfahren ist, der kitschige Vergleich sei erlaubt, dem Leben selbst sehr ähnlich. Man weiß, wo man startet, aber man hat keine Ahnung wo einen der Wind hintreibt und zur Landung bringt.

Von hier oben – ist die Freiheit nicht grenzenlos

Aber von hier oben, hundert Meter und mehr über den Boden… – nein, keine Angst, ist die Freiheit nicht grenzenlos. Das beweist schon der vorbeiziehende Tornado der Bundeswehr… – hier erschließt sich die Schönheit unserer Heimat im Winter besonders intensiv: Im Süden der Alpenhauptkamm, die glitzernden Seen, die Haglandschaft, die einsamen Höfe, anfangs die mäandernde Mangfall, später die Laitzach und über allem ein strahlend blauer Himmel. In Miesbach ist Markt, Eltern mit ihren Kindern winken empor und freuen sich lachend, wenn man zurückwinkt. Ein Tag im Paradies.

In einem Waldstück zieht eine Gruppe Wild durch den Schnee, scheinbar unbeeindruckt von dem Giganten über ihnen. Nach anderthalb Stunden geht es wieder zurück auf die Erde. Eine Scheune, eben noch klein und versteckt an einem Waldrand, kommt erschreckend näher, aber Pilot Manfred Werwers bleibt cool (sicher auch weil die Gattin mitfährt), setzt auf dem Feld auf und scheucht die Passagiere aus dem Korb.

Kurz darauf ist das Begleitfahrzeug da und – wird prompt im tiefen Schnee festgefahren! Da hilft selbst das deutsche Ingenieurwesen nicht, ein Bauer muss mit dem Traktor kommen. Der Landwirt aus Frauenried ist anfangs brummelig, aber dank des Juniorchefs der Melkfettfirma kommt es zu einem westfälisch-oberbayerischen Diskurs über Viehwirtschaft und Milchpreise, EU und Euterhygiene. Wer kann schon solche Gespräche führen?

Die schönsten Bilder von Martin Calsow:

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