Schon 2017 wurde im Tal über technische und finanzielle Möglichkeiten eines Hochwasserschutz-Gesamtkonzeptes für das Tegernseer Tal diskutiert. Das „Jahrhundert-Hochwasser“ am 3. Juni 2013 hatte ein Umdenken erforderlich gemacht. An diesem Tag trat unter anderem die Weissach über die Ufer. Mit einem Pegelstand von mehr als 2,20 Meter über der kritischen Grenze konnte der Tegernsee die enorme Wassermenge damals nicht mehr speichern und überflutete sowohl die Rottacher Seestraße, die Schwaighofstraße als auch die Tegernseer Hauptstraße bis nach St. Quirin.
Nachdem verschiedene Vorschläge abgeschmettert wurden, legte das Wasserwirtschaftsamt im Juni 2016 eine neue technische Variante vor: Eine etwa 600 Meter lange Druckrohrleitung unter der Mangfallsohle bei Gmund, die in Seeglas beginnt und bis zum Schuhmacherwehr reicht, sollte künftig den Hochwasser-Pegel regulieren.
Laut dieser Variante soll damit der Wasserstand im Tegernsee 24 Stunden vor dem Eintreten eines extremen Niederschlagsereignisses abgesenkt werden. Zur Entnahme aus dem See ist ein Einlaufbauwerk erforderlich, das wiederum an die Druckrohrleitung angeschlossen wird. Dieses Einlaufbauwerk soll nördlich des Fußgängerstegs am Seeauslauf im Bereich der linken Uferböschung liegen. Die Druckrohrleitung endet in einem Auslaufbauwerk, welches in das Schuhmacherwehr integriert ist. Der Auslauf liegt dabei unter Wasser. Für die Neuerung wird das Schuhmacherwehr abgebrochen und an derselben Stelle mit den gleichen Ausmaßen wiederaufgebaut.
Regierung will genauer prüfen
Schon in der Gmunder Bürgerversammlung in der vergangenen Woche hatte Gmunds Bürgermeister Alfons Besel angedeutet, dass die eingereichten Pläne des Wasserwirtschaftsamt der Regierung von Oberbayern wohl nicht genügen. Paul Geisenhofer, Chef des Wasserwirtschaftsamts Rosenheim (WWA), erklärt nun gegenüber der Merkur, dass vertiefende Untersuchungen durchgeführt werden müssen. Für die geplante Druckleitung in der Mangfall gebe es noch wenige Erfahrungen. Auch der Baugrund sei hier extrem ungünstig.
Auch im Bereich der Mannhardstraße könnte es zu Problemen kommen. Hier muss geprüft werden, ob beim Bau der Druckleitung die Stabilität des Hanges gefährdet sei. Hier stehen die Pfarrkirche St. Aegidius und der Friedhof. Außerdem sei die Querung der Druckleitung an der Bundesstraße nicht ganz ungefährlich. Hier könne es während der Bauzeit zum Anstieg der Wasserstände kommen. Das Wasserwirtschaftsamt wird jetzt ein Ingenieurbüro beauftragen die Anmerkungen der Regierung einzuarbeiten.
Bürgermeister Besel äußert sich gegenüber dem Merkur insgesamt wenig begeistert. Er sieht sowohl für den Tourismus als auch für die Gmunder Bürger und das Bild des Seeufers schwarz. „Kosten und Nutzen sind hier nicht ausgewogen. Das ist eigentlich ein Fall fürs Schwarzbuch“, betont Besel gegenüber der Zeitung. Im April soll es ein Treffen mit dem Wasserwirtschaftsamt geben. Ein Start für 2020 wie er ursprünglich angedacht war dürfte damit hinfällig sein.
SOCIAL MEDIA SEITEN