So klagen Eltern, dass für die Schüler der vierten Klasse der Wiesseer Grundschule seit Vergabe der Übergangszeugnisse kaum noch Unterricht stattfindet. Ein Zustand, den Schulleiterin Gertraud Pfaffenberger nicht ganz bestätigen kann. Die Grundversorgung sei gewährleistet. Unterrichtsausfälle wolle man, soweit möglich, vermeiden.
Unterrichtsausfall wird in den deutschen Schulen allgemein beklagt. In der letzten Zeit hat sich die Lage im Landkreis und im Tegernseer Tal aber offenbar zugespitzt. Diverse Eltern der Wiesseer Grundschule haben sich bereits beklagt, dass seit dem Übertrittszeugnis im Mai die vierte Klasse kaum noch Unterricht habe.
Ausfall der letzten Stunde
Das, so Schulleiterin Gertraud Pfaffenberger, sei so nicht ganz korrekt. „Wir haben immer darauf geachtet, dass die Grundversorgung mit den Fächern Deutsch und Mathe gewährleistet ist“, so Pfaffenberger. Außerdem sei bisher noch kein Elternteil auf sie zugekommen und habe sie angesprochen.
Dass es aber zumindest teilweise zu Unterrichtsausfällen gekommen sei, bestätigt Isabel Miecke, zweite Vorsitzende des Elternbeirats und zuständig für die vierte Klasse. „Die sechste Stunde ist schon öfter ausgefallen. Da waren die Kinder dann schon eher zu Hause“, so Miecke auf Nachfrage.
Viele schwangere Lehrerinnen
Grund für den Unterrichtsausfall sei die Schwangerschaft der Klassenlehrerin. Aufgrund von Komplikationen habe sie bereits mehrmals frühzeitig mit dem Unterrichten aufhören. „Sie hätte bestimmt gerne weitergemacht, aber da geht die Gesundheit von Mutter und Kind natürlich vor“, stellt die Elternbeirätin klar.
Normalerweise springen in einem solchen Fall sogenannte mobile Lehrkräfte ein. Doch dies ist derzeit nicht problemlos möglich, wie Schulleiterin Pfaffenberger erklärt: „Im Landkreis Miesbach herrscht gerade eine Notsituation bei der Versorgung mit mobilen Lehrkräften.“
So drastisch möchte Peter Huber vom Schulamt die Lage nicht beurteilen. Allerdings betont auch er, dass man in diesem Bereiche gerade eine ungünstige Situation erlebe. „Wir haben derzeit einen hohen Krankenstand. Zudem fallen auch viele Lehrerinnen aus, die ganz normal in den Mutterschutz gehen“, so Huber.
Bei den schwangeren Lehrkräften komme zudem noch eine weitere Tatsache erschwerend hinzu, wie Pfaffenberger erklärt. Denn immer mehr junge Lehrerinnen hätten keinen Schutz vor Kinderkrankheiten. Huber wird da konkreter: „Wer nicht immun gegen Röteln ist, wird vom Arzt krankgeschrieben und darf nicht mehr unterrichten.“
„Unterrichtsausfall tunlichst vermeiden“
Doch trotz der schwierigen Situation versuche man, Unterrichtsausfälle zu vermeiden. Man habe bei der Verteilung der verbleibenden Lehrkräfte auf die Schulen eine klare Prioritätenliste: Die ersten und vierten Klassen haben Vorrang. Zudem werden kleine Schulen eher bevorzugt als größere, da diese die Ausfälle besser kompensieren könnten, so Huber.
In Wiessee sind derzeit zwei mobile Lehrkräfte fest in den Klassen und übernehmen den Unterricht, erklärt die Schulleiterin. Außerdem würden sie und ihre Kollegen ebenfalls mithelfen, den Ausfall so gering wie möglich zu halten. Dazu Pfaffenberger:
„Wir tun unser Bestes und fangen es auf. Da sagt man nichts, wenn man auch mal länger arbeiten muss. Wir gehen ans Limit.“
Elternbeirätin Miecke möchte die Anstrengungen der Verantwortlichen auch gar nicht in Abrede stellen. Die Schule bemühe sich sehr, aber es sei gerade einfach schwierig. Andererseits kann sie aber auch die besorgten Elternteile verstehen.
Angst vor Gymnasium unbegründet
Zwar sei an sie bisher noch niemand herangetreten, doch sie könne die Bedenken schon nachvollziehen. Gerade Eltern von Kindern, die Ende des Jahres auf das Gymnasium wechseln sollen, hätten vielleicht die Sorge, dass ihre Kinder dort nicht mitkommen, weil sie jetzt etwas verpassen würden.
Auch Pfaffenberger versteht die Ängste vor dem Gymnasium. Dennoch versucht sie, die Schüler zu beruhigen. „Natürlich müssen die Kinder dort mehr lernen, aber die Angst ist unbegründet“, so die Schulleiterin.
Dass diese Befürchtung auch nicht unter allen Eltern verbreitet ist, zeigt eine andere Aussage. Die Lehrerin habe schon frühzeitig gewusst, dass sie wohl früher aufhören muss. Daher habe sie am Anfang Gas gegeben.”Die Schüler in Wiessee sind schon viel weiter, als in anderen Grundschulen”, meint ein Vater, der namentlich nicht genannt werden möchte.
Bis zum Sommer muss man nun mit diesem Engpass an Lehrkräften noch zurechtkommen. Für das nächste Schuljahr erwartet Schulamtsleiter Huber allerdings eine deutliche Entspannung der Lage. „Da bin ich zuversichtlich. Schließlich ist es ja doch eher Zufall, dass so viele auf einmal schwanger sind.“
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