Humbug oder Aufklärung?

Zum Baum besteht eine tiefe Beziehung des Menschen. Er ist das Ursymbol für Unvergänglichkeit. Für die Kelten vor über 2.000 Jahren waren sie ein Mythos. Heute sind sie im Tal meist bei Neubauten im Weg. Demnächst aber wird ihr Sinn und Zweck in Rottach-Egern wieder auf Schautafeln mit entsprechender Bepflanzung erklärt.

Die bisherigen Tafeln des Keltischen Baumkreises. / Foto: Klaus Wiendl

Sie sind am Dammweg entlang der Rottach wahrlich in die Jahre gekommen: die Schautafeln des keltischen Baumkreises. Sie verweisen auf die Ansiedlung der Kelten, die sich in der Hochblüte ihrer Kultur schon im Tegernseer Tal aufgehalten haben sollen. Die Kelten verehrten Bäume, die ihnen Nahrung, Heilmittel, Kosmetika und vieles mehr lieferten.

Für den keltischen Mythos hatten Bäume einen hohen Stellenwert. Daraus entstand das Baumhoroskop, denn der Baum wurde als Wohnstadt der Götter angesehen. So stand beispielsweise der Apfelbaum für Liebe, die Zypresse für Treue, die Weide für Melancholie, die Linde für Zweifel.

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Zweifelsfrei sind für Josef Bogner die über 15 Jahre alten verglasten Holztafeln entlang des Rottachdamms nicht mehr ansehnlich. Manche seien auch Opfer des Vandalismus geworden. Deswegen präsentierte er als Vorsitzender des Verkehrsvereins dem Gemeinderat neue Infotafeln für sein Projekt: Baumkreis am Rottachdamm.

Im Ergebnis sollen 20 wetterfeste Tafeln mit Rahmen und Säulen aus Edelstahl errichtet werden, so Bogner. Aufgelistet seien schlicht und ohne Mystik bis zu 20 Sorten heimischer Gehölze, die dort am Damm gut wachsen würden. Die Runde um den Ratstisch machte das Beispiel Traubeneiche, die bis zu 800 Jahre alt werde.

Der pädagogische Wert von Info-Tafeln

Man könne daraus auch wieder einen keltischen Baumkreis machen, meinte Bogner „Den gibt es in jedem Kreis auf der Welt“. Dies sei doch ursprünglich mit „einem Horoskop verbunden“ gewesen, wusste Klaus Fresenius (FWG). Man mache das nicht nur für Einheimische, denn ganz viele Gäste würden sich mit Pflanzen und Bäumen beschäftigen, wusste Bogner. Wenn man den Bäumen wieder Monate zuordnen würde, „hätten wir wieder eine runde Sache“.

Der Vorschlag des Verkehrsvereins für neue Info-Tafeln: Baumkreis am Rottachdamm. / Foto: Klaus Wiendl

Egal, ob dort jemand sein Verweilen mit spirituellen oder esoterischen Gedanken verbinde, solche Tafeln hätten auch einen pädagogischen Wert. Hier würden die Schulkinder erfahren, „was bei uns wächst“. Pro Tafel sollen die entsprechenden Bäume an der Dammaußenseite gepflanzt werden. Bei deren Auswahl habe sich der Verkehrsverein vom Holzfachmann Peter Lamm beraten lassen.

Welche Bäume dürfen überhaupt gepflanzt werden?

Die Fichte vermisste Peter Hagn (FWG) auf dem Schildentwurf. „Das ist unsere wichtigste Baumart“. Diese sei als Flachwurzler „an der Rottach gar nicht mehr erwünscht“, erwiderte Köck. Das Wasserwirtschaftsamt rode solche Bäume als Vorsichtsmaßnahme an der Rottach. „Und wir würden sie dann wieder anpflanzen. Ich würde mich an der Fichte nicht aufhängen, die wächst im Bergwald“. Es sei schön, „dass so etwas wieder ins Leben gerufen wird“, lobte Anastasia Stadler (CSU).

Doch man sollte erst mit „dem Wasserwirtschaftsamt reden, bevor man was anpflanzt“, damit die Anpflanzungen nicht mit den Hochwasserschutz-Maßnahmen kollidieren. Dies sei bei der Initiierung des keltischen Baumkreises vor 20 Jahren nicht unumstritten gewesen. Doch der amtierende Gemeinderat fasste den einstimmigen Beschluss, dass Bogners Verkehrsverein den Baumkreis in die Hand nehmen soll. Jedoch Josef Kaiser (CSU) war es wichtig, dass eine Umbenennung von keltischen auf Rottacher-Baumkreis stattfindet: „Für mich ist der okkultistische Baumkreis Humbug“.

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