Rottach soll bienenfreundlicher werden

Auf der Erfolgswelle des „Volksbegehrens Artenvielfalt – Rettet die Bienen“, das auch von der Staatsregierung als Gesetz übernommen wurde, sollen nun auch in Rottach-Egern aus „grünen Wüsten blühende Oasen“ werden. Wären da nicht Hundebesitzer, die das Projekt gefährden.

Rottach will bienenfreundlicher werden. Doch meist werden Blumenwiesen von Hunden „vollgeschissen“.

Rottachs Grüner Thomas Tomaschek will mehr Artenvielfalt auf gemeindlichen Flächen. Da die Situation in Bayern besorgniserregend sei, sollte auch der Gemeinderat etwas dagegen tun. Denn 75 Prozent der Insekten seien verschwunden. Damit sei die Hälfte der Vogelarten bedroht und das ökologische Gleichgewicht in Gefahr. „Es steht uns gut zu Gesicht, wenn wir was tun“, ob für die Nachkommen oder den Tourismus. Als Positivbeispiel stellte Tomaschek die „schöne Kuranlage“ am See heraus.

Aber mit Fotos belegte er die Brachen der Grünstreifen an der Dr.-Scheid-Straße, der Karl-Theodor-Straße, am Eiscafé Cristallo und in der Sonnenmoosstraße. Dort könnte man Streuwiesen anlegen und Sträucher pflanzen, „damit es dort summt und brummt“. Bislang brumme dort nur „alle zwei Wochen der Rasenmäher vom Bauhof“. Kurzgeschnittener Rasen bringe den Bienen nichts.

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„Handwerklicher Fehler“ des Volksbegehrens

Deshalb möchte Tomaschek die Wiesen „wieder lebendiger machen“. Der Nebeneffekt wäre ein schöneres Ortsbild, da der Gemeinde eine Vorbildfunktion erwachse, bei geringen Kosten aber großem Nutzen. Die großen Flächen seien ohnehin im Besitz von Privaten und Landwirten. Auch die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) würde sich laut Tomaschek an der Aktion beteiligen und die Flächen in Internet und über QR-Codes als „kleine touristische Besonderheit“ aufnehmen. „Mehr Wiesen, mehr Insekten, mehr Vögel“, dies sei schöner für Mensch und Tier.

Klaus Fresenius (FWG) beklagte, dass das Volksbegehren die ganzen öffentlichen Flächen „ausgeschlossen“ und sich nur auf die Landwirte konzentriert habe. Wenn dies auch ein „handwerklicher Fehler“ sei, so sollte man aber mit Tomascheks Antrag „nicht übers Ziel hinausschießen“. Denn in der Gemeinde gebe es viele blühende Wiesen, die allerdings dann im Sommer niedergetrampelt und „vollgeschissen“ seien. „Das ist auch nicht ideal“

Mit “Vollschutzanzügen” gegen Hundekot

Das war das Stichwort für Bürgermeister Christian Köck (CSU). Die Idee blühender Grünstreifen sei nachvollziehbar, aber die Praxis sehe anders aus. Die Hundebesitzer würden zwar die Beutelchen mit den Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner füllen, aber im hohen Gras entsorgen. Ein Besitzer von Schafen habe in einem Grünstreifen an der Ludwig-Thoma-Straße im letzten Frühjahr „sage und schreibe 30 Beutel herausgefischt“.

Köck befürchtet den „Missbrauch“, wenn man das Gras kaum noch mähe. Denn die Bauhofmitarbeiter würden jetzt schon mit „Vollschutzanzügen“ wegen des Hundekots arbeiten. „Denen fliegt das sprichwörtlich um die Ohren, was niemand haben will“. Dennoch sei man für mehr Artenvielfalt, „dort, wo es Sinn macht“. Ob sich jeder Grünstreifen als Blumenwiese anbiete, werde sich zeigen.

Bauhof in der Kritik

Geschäftsleiter Gerhard Hofmann sprach sich dagegen für Blumeninseln aus. Sie seien leichter zu pflegen. Ganze Beete würden eine „Vollzeitkraft“ beschäftigen. Mit „einem besseren Vorschlag“ kam Josef Kaiser (CSU). Bei den Weißach- und Rottach-Dämmen würden zweimal im Jahr die Kleinlebewesen mit Rechen herausgeholt werden. „Muss das unbedingt sein, ist das eine Beschäftigungstherapie für den Bauhof?“

In seiner Kindheit sei das noch Wildnis gewesen. „Jetzt ist es dort klinisch sauber“. Der Vorwurf richtete sich an Bauhof-Chef Stefan Staudinger, der dort sonst einen Wildwuchs befürchtet. Denn die Dämme sollten „nicht zuwachsen“. Wenn Bäume oder Sträucher zu groß würden, kappe sie das Wasserwirtschaftsamt wieder.

„Populistischer Antrag“ des Grünen

Für Anastasia Stadler ist der Antrag für mehr Artenvielfalt „populistisch“. Denn bevor ein Grüner im Gemeinderat auftauchte, habe es schon vor Jahren Obstbaumprojekte des Gartenbauvereins am Gsotthaberhof gegeben. Schon vor zwei Monaten habe sie im nicht-öffentlichen Teil des Gemeinderats für dessen Vorreiterrolle plädiert. Thomas Lamm (FWG) „warb für ein Augenmaß der Gemeinde“. Landwirt Anton Maier (CSU) verwies darauf, dass es im Außenbereich der Gemeinde bereits blühende Wiesen gebe. Auf den Almen herrsche eine Artenvielfalt wie nirgendwo.

Köcks Beschlussvorschlag: Es sollen weitere geeignete Flächen ausgewählt werden, „wo ma des Zeigl a länger stehn lässt“, damit Tiere ihre Nahrung finden. Mit der Gegenstimme von Stadler wurde der Antrag auf Förderung der Artenvielfalt mehrheitlich angenommen

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