Rottacher Wildbiologin deckt Tiertragödien auf

Schon seit Jahren prangert Christine Miller als Anwältin für Wildtiere die Abschussquoten in den Bergwäldern an. Die Vorsitzende des Rottacher Vereins „Wildes Bayern e.V.“ ist nun am Königssee einem möglichen Wildfrevel auf die Spur gekommen.

Die Rottacher Tierschützerin Christine Miller machte am Königssee schockierende Entdeckungen / © Wildes Bayern e.V.

Schon bei der Hegeschau vergangene Woche in Miesbach stand die Jagdpolitik am Pranger. Die Rede war von einer „Totschieß-Politik in Bayern“. War dies auch der Grund dafür, was Rottacher Tierschützerin Christine Miller an den Uferwegen von Königs- und Obersee entdeckte? Die Kadaver von knapp einem Dutzend verhungerter Rotwild-Kälber.

Für die Wildbiologin sind sie erschöpft nur Wochen zuvor am Ufer der beiden Gewässer qualvoll gestorben. Die Kadaver lagen meist in kleinen Gruppen. Für Miller, die dort mit ihrem Jagdhund unterwegs war, ist dies ein Hinweis darauf, dass es sich hier nicht um einen zwar grausamen aber normalen Vorgang in der Natur handelt.

Anzeige

Diese Kälber waren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verwaist, das heißt, sie mussten sich ohne ihre Muttertiere durch den Winter schlagen. Das endet für die Kälbchen im Gebirge fast immer tödlich.

Für ein junges Rotwildkalb sei die Mutter der absolute Garant für das Überleben. Die Wege durch das Hirschrevier lerne ein Kalb auf den Spuren seiner Mutter. „Erfahrene Hirschkühe leiten ihre Kälber zu den Futterstellen, die es im Nationalpark gibt“, weiß Miller. Doch den Weg zu den Winterfütterungen müsse jedes Tier erst lernen. Für Miller ist klar: „Die Kälber haben den Anschluss an das Rudel verloren, weil ihre Mütter nicht mehr lebten“. Vermutlich seien die gefundenen Kälber im Laufe des Winters immer weiter nach unten gewandert, bis sie am Südufer des Sees gefangen waren.

Die Jagd als Todesursache

Dass so viele Hirschkühe abstürzen, ist für Miller unwahrscheinlich, zumal das Kalb dann mitgestürzt wäre. „Bleibt als einzige plausible Todesursache: die Jagd“. Und gejagt werde nicht zu wenig im Nationalpark. „Wir haben versucht, die Abschusszahlen im Nationalpark einzusehen“, so Miller. Bisher sei ihr dies nicht gelungen, da Zahlen nicht herausgegeben würden. „Wir befürchten, dass es im Park wichtiger erscheint, viel zu schießen“, bedauert Miller.

Da kann es dann passieren, dass Hirschkälber ihre Mütter verlieren und so einem langsamen qualvollen Tod ausgeliefert werden.

Die Anschuldigungen, die Mütter gejagt zu haben, weist Carolin Scheiter von der Parkverwaltung vehement zurück: “Wir können den Fund der Kälber bestätigen, aber weder die Anzahl noch die Todesursache“. Es habe im Gebiet des Nationalparks Berchtesgaden keinen Abschuss von führendem Rotwild gegeben, da der Muttertierschutz „oberste Priorität“ habe. Bei einem schneereichen Winter sei Fallwild schwächerer Tiere ein „natürlicher Vorgang“.

Miller will sich damit nicht zufriedengeben und verständigte das Umweltministerium. Denn für sie sind die toten Kälber am Südufer wahrscheinlich „nur die Spitze des Eisberges“.

Hier noch weitere Fotos vom Verein Wildes Bayern e.V.:

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner