Elektrifizierung der BOB-Strecke erst 2029

Die BOB hatte in den vergangenen Wochen wieder mal massive Probleme. Die Lösung sieht die Politik vor allem in der Elektrifizierung des Schienennetzes. Nun wurden die Unterschriften unter die Planungsvereinbarung gesetzt. Doch was bedeutet das jetzt konkret?

Trafen sich am Wochenende in Holzkirchen: Olaf von Löwis (Bürgermeistersprecher und Koordinator für Bahnthemen), Heino Seeger (Geschäftsführer der Tegernsee-Bahn), Dr. Hans Reichhart (Bayerischer Verkehrsminister), Alexander Radwan (Bundestagsabgeordneter), Ilse Aigner (Stimmkreisabgeordnete und Landtagspräsidentin) sowie Klaus-Dieter Josel (Konzernbevollmächtigter der DB für den Freistaat Bayern).

Die Bayerische Oberlandbahn soll zuverlässiger werden. Keine ewig langen Verspätungen und Zugausfälle, keine verzweifelten und wütenden Pendler mehr. Die Lösung sieht die Politik unter anderem im Austausch der Zugflotte (wir berichteten), vor allem aber in der dringend notwendigen Elektrifizierung der Bahnstrecke. Konkret geht es dabei um die Abschnitte Holzkirchen – Bayrischzell, Holzkirchen – Schaftlach – Lenggries (Eigentümer jeweils DB Netz) und Schaftlach – Tegernsee (Eigentümer Tegernsee-Bahn), in der Summe rund 84 Kilometer.

Am Wochenende traf sich nun erneut die CSU-Politprominenz, um der Elektrifizierung der BOB-Strecke einen Schritt näher zu kommen. Stimmkreisabgeordnete Ilse Aigner (CSU) lud hierzu Bayerns Verkehrsminister Dr. Hans Reichhart (CSU), als Vertreter der Infrastrukturbetreiber Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für den Freistaat Bayern, den Geschäftsführer der Tegernsee-Bahn, Heino Seeger, sowie den Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan (CSU) und Bürgermeistersprecher Olaf von Löwis (CSU) ein.

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„Die Elektrifizierung“, so Aigner, „ist eine langjährige Forderung der betroffenen Landkreise Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen.“ Umso wichtiger sei es, dass jetzt Nägel mit Köpfen gemacht werden. Um genau das „unter Beweis zu stellen“, präsentierte Verkehrsminister Reichhart eine von ihm, Josel und Seeger mitunterzeichnete Planungsvereinbarung.

„Staatsregierung geht finanziell in Vorleistung“

„Mit der Finanzierung der Planungen bringt der Freistaat den Stein ins Rollen, um im Oberland ein zukunftsfähiges und umweltfreundliches Bahnnetz zu schaffen, das langfristig Kosten spart“, erklärt Reichhart. „Die Elektrifizierung wird uns Spielraum schaffen, um für Pendlerinnen und Pendler und Erholungssuchende noch attraktivere Mobilitätsangebote zu schaffen. Gleichzeitig leisten wir mit dem jetzt absehbaren Ende des Dieselverkehrs zwischen Oberland und Landeshauptstadt einen wichtigen Beitrag zu Klimaschutz und Luftreinhaltung im Alpenvorland und im Großraum München.“

So sieht die unterzeichnete Planungsvereinbarung aus.

Laut Reichhart liefere die neue Staatsregierung mit diesem neuen Projekt und zeige, dass sie bei Elektrifizierungen nicht nur vom Bund fordere, sondern über die Planungen finanziell in Vorleistung gehe. „Der Bund hat ein Programm zur Förderung der Elektrifizierung von Eisenbahnstrecken angekündigt. Da ist es gut, schon geplante Strecken in der Hand zu haben, die man dem Bund zur Förderung anbieten kann.“

BOB-Züge machen 25 Prozent der Dieselzüge im Großraum München aus

Dabei reiche der positive Umwelteffekt über die Strecken Holzkirchen – Bayrischzell, Holzkirchen Lenggries und Schaftlach – Tegernsee hinaus. Die Elektrifizierung dieser Strecken soll dann auch einen positiven Effekt auf die bereits elektrifizierte Strecke München – Holzkirchen haben, wo bisher noch Dieselfahrzeuge der BOB unter Fahrdraht verkehren müssen. Man bedenke: Allein die BOB-Züge aus und ins Oberland machen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) über 25 Prozent der Dieselzüge aus, die aktuell noch im Raum München unterwegs sind.

Die Investition zur Errichtung einer Oberleitung und der Betrieb mit konventionellen Elektrotriebfahrzeugen sei nach einer Studie der TU Dresden aus dem Jahr 2017 wirtschaftlicher als der Verkehr mit anderen Antriebsarten – einschließlich alternativer Antriebe, wenn im Stundentakt oder häufiger gefahren wird. Das gelte auch für das Oberlandnetz, sodass sich die Investitionen für die Errichtung einer Oberleitung durch günstigere Betriebskosten amortisieren soll.

Oberlandnetz rund 2029 elektrifiziert?

Sollte die Elektrifizierung entgegen der jetzigen Erwartung in absehbarer Zeit aber doch nicht zu realisieren sein, werde die Staatsregierung den Einsatz von modernen Hybrid-Fahrzeugen auf dem Oberlandnetz alternativ vorantreiben, so Reichhart. Insgesamt fördert der Freistaat die Planungen zur Elektrifizierung mit 3,4 Millionen Euro. Die weitere Finanzierung soll dann über ein Sonderprogramm des Bundes zur Elektrifizierung von SPNV-Bahnstrecken kommen.

Die Vorplanungen sollen in den nächsten drei Jahren abgeschlossen werden. In der nun angelaufenen Vorplanungsphase geht es vor allem darum, die Grundlagen und Kosten der Gesamtmaßnahme zu ermitteln. Erst anschließend folgt die Planungsphase, das Planfeststellungsverfahren und dann die Bauphase. „Wie schnell das alles geht, hängt auch von den Leuten ab“, so Reichhart. „Ob sie gegen die Pläne klagen und das Verfahren damit massiv verzögern, oder ob sie sich konstruktiv beteiligen.“

Eine Prognose für den Zeitpunkt der Inbetriebnahme des elektrischen Verkehrs sei derzeit deshalb noch nicht möglich. Ziel der Staatsregierung sei es, bis Ende des nächsten Jahrzehnts das Oberlandnetz elektrifiziert zu haben – also zirka 2029. Bis dahin verspricht sich die Politik aber immerhin schon mit dem Einsatz der vereinbarten LINT-Züge eine Stabilität im BOB-Verkehr. Die neuen Züge sollen allerdings – wie berichtet – auch erst im kommenden Jahr zum Einsatz kommen. Inwieweit der Umstieg von Diesel auf Elektro in die Neuausschreibung der Oberland-Strecken ab 2024 aufgenommen beziehungsweise verankert wird, wird der Planungsfortschritt bis dahin zeigen. Der derzeitige Betreibervertrag mit der BOB endet jedenfalls 2026.

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