Cyberattacke auf Wiesseer Rathaus

Waren bisher große Unternehmen oder der Bundestag Cyberangriffen ausgesetzt, so war es vergangenes Wochenende das Computer-Netzwerk im Wiesseer Rathaus. Zu spüren bekam das auch der Gemeinderat.

Cyberattacke auf’s Wiesseer Rathaus – das hatte Auswirkungen

Gleich zu Beginn der Gemeinderatssitzung gestern überraschte Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) mit der Meldung, dass letzten Freitag ein Cyberangriff auf das Rathaus erfolgt sei. „Ab Freitagabend bin ich mit den Mitarbeitern im Rathaus in Kontakt gewesen, um die Technik wieder einigermaßen herzustellen“. Der Begriff Cyberattacke“ sei zwar „stark überzeichnet“, so Geschäftsleiter Hilmar Danzinger auf Nachfrage, doch die kommunalen Softwareprogramme haben „entweder gar nicht funktioniert oder nur noch sehr langsam reagiert“.

Aus diesem Grund haben man die Netzwerkfirma der Gemeinde aus München, die auf kommunale Softwarelösungen und Datensicherheit spezialisiert sei, gebeten, den Sachverhalt per Fernwartung zu überprüfen. „Festgestellt wurde besagter Virenbefall eines Rathausservers“, so Danzinger. Wenige Stunden seien dann die Sicherheitstechniker aus München ins Rathaus gekommen und habe bereits am Freitag und Samstag „alle Sicherheitsprobleme beheben können“.

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Negatives Resultat dieser Wiederherstellung sei ein geringfügiger Datenverlust, „da befallene Dateien gelöscht werden mussten“. Es sei allerdings bereits gelungen, diese Datenverluste in der vergangenen Woche wieder zu rekonstruieren. „Der Arbeitsablauf im Rathaus läuft seit Mitte dieser Woche – mit kleineren Einschränkungen – wieder reibungslos“. Die Sicherheitstechnik im Rathaus war und ist laut Danzinger immer auf dem neuesten Stand, „da unser IT-Techniker im Rathaus – dankenswerter Weise – immer auf die neuesten und besten Sicherheitslösungen gepocht hat“. Wäre dies nicht der Fall, „hätten wir mutmaßlich mit einem viel gravierenderen Datenverlust rechnen müssen, was jetzt eben nicht der Fall war“.

Wiessee kam mit „blauem Auge“ davon

Nach Aussage des Münchner Expertenteams sei kein kommunales Netzwerk gänzlich vor solchen Negativereignissen geschützt. Wiessee habe diese Situation mit einem „blauen Auge“ überstanden und hoffe darauf, dass dies „das einzige und letzte Mal war“.

Der Angriff hatte zur Folge, dass auch die Gemeinderäte keine Möglichkeit hatten, ihre Sitzungsunterlagen rechtzeitig zu prüfen. Doch Danzinger verwies gestern darauf, die Papiere noch rechtzeitig vor Sitzungsbeginn als Mail verschickt zu haben. Doch der ein oder andere Gemeinderat scheint auch diese nicht bekommen zu haben. Dennoch wurde die Sitzung mit allen wesentlichen Tagesordnungspunkten fortgesetzt. Allein die „Genehmigung der öffentlichen Niederschrift“ musste auf die nächste Zusammenkunft des Gemeinderats verschoben werden.

Täglich millionenfache Netzwerk-Attacken

Der gezielte Angriff auf den Rechner der Gemeinde ist nur ein Beispiel von vielen. Täglich werden nach Kenntnissen von IT-Spezialisten weltweit mehrere Millionen Cyberattacken gestartet. Nicht alle sind erfolgreich, aber dennoch sei klar: die Gefahrenlage bleibt für Unternehmen wie Privatpersonen akut. Erschreckend ist nach Kenntnissen des Magazins “Digitale Welt” wie einfach es die Angreifer haben, wenn sie E-Mail-Konten oder Firmennetzwerke kapern. Bislang galt die devise, dass erst etwas passieren müsste, bis in Sicherheitsmaßnahmen investiert wird. Dies schein außer Kraft  gesetzt zu sein – eine gefährliche Entwicklung, urteilt das Branchen-Magazin.

Wie einfach es ist, demonstrierte Anfang des Jahres ein 20-Jähriger aus Hessen. Er machte auf sich aufmerksam, weil es ihm gelungen war, mehr als 1.000 E-Mailkonto-Daten von zahlreichen Prominenten und Politikern in Deutschland zu knacken. Was sich, im Nachhinein, wie ein Streich eines Jugendlichen anhört, verdeutlich laut „Digitale Welt“ umso mehr, wie schwach das Thema IT-Sicherheit hierzulande ausgeprägt ist.

 

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