Moderne Klassik auf Kaltenbrunn

Das Eröffnungskonzert in der Tenne passte zum Jubiläum. Es zeigte die ganze Bandbreite, die Musik der vergangenen 300 Jahre bieten kann. Mit Starklarinettistin Sabine Meyer und dem Alliage Saxophonquartett wurde bereits einer der Höhepunkte des Festivals gesetzt. Die begeisterten Zuhörer in der ausverkauften Tenne von Kaltenbrunn forderten Zugaben.

Vor ausverkauftem Haus: das Eröffnungskonzert des Musikfests Kreuth / Quelle: Klaus Wiendl

Festivalleiter Dieter Nonhoff erinnerte an die „visionäre Idee“ vor 30 Jahren. Damals hätten die Künstler noch ohne Gagen gespielt. Das sei heute im internationalen Musikgeschäft grundlegend anders geworden. Dennoch habe man Grund zur Freude, denn das zweiwöchige Musikfest würde im 30. Jahr auf einer finanziell soliden Basis stehen, obwohl es Phasen gegeben habe, wo man vor dem finanziellen Aus gestanden habe. Doch aus der Krise hätten das hohe ehrenamtliche Engagement ohne einen einzigen bezahlten Mitarbeiter geholfen und viele Freunde.

Seit 17 Jahren gebe es nun eine Stiftung. Sie sei damals mit Null gegründet worden und sei nun mit einem Kontostand von 840.000 Euro eine „attraktive Braut“. Sie bleibe aber dem Landkreis erhalten, selbst wenn das Musikfest einmal nicht mehr existieren sollte. Wohl mehr an die anwesende Ilse Aigner als Landtagspräsidentin gewandt mahnte Nonhoff, dass man „mit bescheidener öffentlicher Förderung“ leben müsse. An der Stelle sehe er „Luft nach oben“. Ein bisschen Mehr wäre für die „Stabilität des Musikfests schon angenehm“.

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Das Festival als Aushängeschild

Kreuths Bürgermeister und Stiftungsratsvorsitzender Josef Bierschneider, selbst jahrelang Gastgeber des Festivals, erinnerte an die Gründung „unseres Musikfests“ vor 30 Jahren durch Natalia Gutman und dem Ausnahmegeiger Oleg Kagan. Sei es anfangs dessen Freundeskreis gewesen, der sich im Festsaal von Wildbad Kreuth eingefunden habe, hätten sich die Verhältnisse geändert, das Festival sei „erwachsen“ geworden und damit die Ansprüche. Der Kartenverkauf könne nur die Hälfte der Kosten decken, deshalb sei die Stiftung 2002 gegründet worden. Sie soll die Existenz der Kammermusik auf höchstem Niveau am Tegernsee dauerhaft sichern.

Gründungsväter seien auch die fünf Talgemeinden. Inzwischen könne man im ganzen Landkreis stolz sein, „eine solch kulturelle Institution von hohem Rang den Bürgern und Besuchern bieten zu können“. Das Festival würde sich von Jahr zu Jahr wachsender Beliebtheit erfreuen. Mit regelmäßigen Übertragungen im Klassikprogramm des Bayerischen Rundfunks „ist unser Festival das weitest ausstrahlende Aushängeschild des Tegernseer Tales im Kulturbereich“, sagte sichtlich stolz Bierschneider. Am Ende seiner Rede zitierte er Victor Hugo: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“.

Jazz reißt mit

Mit Sabine Meyer als weltweit renommierteste Virtuosin auf der Klarinette gelang es Helge Augstein als künstlerischen Leiter des Festivals, das Aushängeschild dieses Holzblasinstruments zu gewinnen. Nach ihrem Engagement beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks holte sie Herbert von Karajan 1983 als eine der ersten Frauen bei den Berliner Philharmonikern. Meyer gab die Stelle als Soloklarinettistin dort aber auf, weil es ihretwegen Streitigkeiten zwischen Orchester und Karajan gab und sie zunehmend anderweitig als Solistin gefragt war.

War es diesmal nicht eines ihrer Lieblingswerke, das Klarinettenkonzert von Mozart, das sie auch mehrmals auf CD’s einspielte, so waren es in Kaltenbrunn Arrangements von Bach bis Schostakowitsch. Eine Symbiose bildete ihr Auftritt mit dem Alliage Quintett in der einzigartigen Besetzung von vier Saxophonen und einem Klavier, mit dem das Ensemble die Illusion eines großen Orchesters erzeugte.

Sabine Meyer (mit Klarinette) und das Alliage Quintett / Quelle: Klaus Wiendl

Mit der „Aufforderung zum Tanz“ von Carl Maria von Weber wurde das Musikfest eröffnet, das an diesem Abend unter dem Motto „Tanz“ stand. Über „Tänze aus der Französischen Suite“ von Johann Sebastian Bach spielte man sich zur Ballettsuite „Feuervogel“ von Igor Strawinsky. Nach der Pause kam Bewegung auf die Bühne. Die Künstler wiegten sich in modernen Rhythmen.

Jazz prägte nun die Kompositionen, die die sinfonischen Möglichkeiten dieser Besetzung ausloteten. Von George Gershwin bis Leonard Bernsteins „America“ aus seiner West Side Story als Zugabe. Doch das sichtlich beschwingte Publikum entließ Meyer und das Quintett erst, als es noch den „Walzer Nr.2“, einen beliebten Ohrwurm, von Dmitri Schostakowitsch spielte. Ein äußerst gelungener Auftakt. Das Internationale Musikfest dauert noch bis 21. Juli.

Ankunft in der Tenne / Quelle: Paul Kadlcak

Quelle: Paul Kadlcak

Quelle: Paul Kadlcak

Quelle: Paul Kadlcak

Quelle: Paul Kadlcak

Quelle: Paul Kadlcak

Festivalleiter Dieter Nonhoff / Quelle: Paul Kadlcak

Helge Augstein, der künstlerische Leiter des Musikfestes / Quelle: Paul Kadlcak

Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider / Quelle: Paul Kadlcak

Quelle: Paul Kadlcak

Auch der Gmunder Bürgermeister Alfons Besel war unter den Gästen ( Zweiter von rechts) / Quelle: Paul Kadlcak

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