Zum dritten Mal hatte Holzkirchens Bürgermeister Olaf von Löwis Vertreter der BOB und der Deutschen Bahn ins Holzkirchner Rathaus eingeladen. Das Thema: sich gemeinsam mit den Bürgermeistern der Landkreise Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen und deren Landratsämter über den aktuellen Stand des Maßnahmenpaketes zu informieren. Nach dem Katastrophenfall im Winter war es geschnürt worden.
„Es ist viel passiert“
So lautete der Tenor aus der Runde. Nach den Zugausfällen während des Schneechaos im Januar, wäre man auf einem guten Weg. Die konstruktive Zusammenarbeit und die bisher eingeleiteten Maßnahmen für eine stabilere Zugverbindung im Oberland greifen – so die einhellige Meinung.
Zum besseren Dialog hatten Bürgermeister die Vertreter von BOB und DB zum regelmäßigen Infoaustausch gebeten. Mit dabei waren neben dem Bürgermeistersprecher Olaf von Löwis auch die Bürgermeister Johannes Hagn (Tegernsee), Josef Lechner (Fischbachau), Leonhard Wöhr (Weyarn), Werner Weindl (Lenggries) und Jens Zangenfeind (Hausham). Außerdem der Verkehrsfachbereichsleiter aus dem Landratsamt Peter Schiffmann sowie dessen Tölzer Kollege Matthias Schmid und Gabriele Dorby, die als Leiterin des Stimmkreisbüros von Ilse Aigner, mit am Tisch sitzt.
Die beiden Unternehmen sollen konkret aufzeigen, wie künftig derartige Ausfälle vermieden werden könnten und der Schienenverkehr auch in schwierigen Wetterlagen das „Verkehrsmittel der Wahl“ bleiben kann. Das damals geschnürte Maßnahmenpaket umfasste unter anderem Störfallmanagement, Räumtechnik, technische Ausrüstung, Fahrgastinformation und Kommunikation.
BOB bietet neue Fahrzeuge, mehr Personal und bessere Fahrgastbetreuung
Die Bayerische Oberlandbahn arbeitet daran, Qualität und Attraktivität des Schienenverkehrs über mehrere Stufen hinweg zu steigern: vor allem ist Stabilisierung angesagt. Insgesamt wurden knapp 290 Sondermaßnahmen zu Technik, Betrieb und Fahrgastinformation ins Leben gerufen. Zudem sei der Austausch der störanfälligen Flotte im Jahr 2020 und die Anschaffung von sechs Neufahrzeugen im Jahr 2021 geplant. Dringend notwendig für eine Steigerung der Kapazität und Attraktivität des Schienenverkehrs im Oberland sei langfristig auch die Verbesserung der Infrastruktur.
BOB-Geschäftsführer Fabian Amini betonte die gute Zusammenarbeit mit der DB Netz bei der Abarbeitung des Plans. Die Fahrgastbetreuung und -information konnte, so Aminis` Sicht, bereits verbessert werden. Die BOB-App wird bis Ende des Jahres aktualisiert und Störungen werden über einen Schulverteiler ad hoc an die Schulen kommuniziert. Auch personell soll im Betrieb deutlich aufgerüstet werden.
Bahn will in fünf Schritten zur besseren Schiene
„Projekt Winter Oberland“ nennt Dr. Herbert Scheller (DB) die in fünf Teilprojekte gesplittete Maßnahme der DB. Der Fokus liege auf der Räumtechnik für Schienen, Bahnübergänge und Weichen: Die Anzahl der Schneefräsen, die innerhalb von maximal 96 Stunden zwischen Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden verfügbar sein müssten, werde auf vier Fahrzeuge verdoppelt.
Das Personal werde bis Ende Oktober 2019 mithilfe von eigens erstellten Trainingsvideos und internen Schulungsprogrammen qualifiziert, um Bedienungsfehler zu minimieren. Eine eigens entwickelte Wintermappe soll detaillierte Infos liefern, was jeder einzelne Mitarbeiter bei verschiedenen Problemlagen zu tun habe. Ziel sei es, schnell und effizient reagieren zu können. Die Wintermappe unterstütze aber auch den Betreiber – also die BOB – die damit zielgerichteter ihre Fahrzeuge und das Personal einplanen soll. Das alles habe man speziell für das Oberland entwickelt.
Im Team gegen den Winter
Besonders störanfällig hatten sich im letzten Winter die Weichen gezeigt, die sich aufgrund der schweren Schneekonsistenz in Kombination mit intensiven Erst-Schneefällen nicht mehr bedienen ließen. Auch hier laufen Schulungsmaßnahmen, damit Mitarbeiter dafür besser qualifiziert seien. Außerdem sollen Räumteams per Smartphone die Arbeitsergebnisse in Echtzeit protokollieren.
Wenn trotzdem einmal nichts mehr geht, komme der Schienenersatzverkehr zum Einsatz. Auch hier sei nachgebessert worden. Im letzten Winter konnten Haltestellen häufig nicht angefahren werden, weil diese nicht geräumt waren. Auch dieses Problem soll künftig Geschichte sein: Gemeinden, Landratsämter und Betreiber erarbeiten mit Hochdruck einen Maßnahmenplan.
Die Gemeinden möchten beim Thema Schneeräumen mit der DB enger zusammenarbeiten und boten für den kommenden Winter erneut ihre Unterstützung an, damit Bauhof oder Technisches Hilfswerk (THW) im Bahnhofsbereich – und nach entsprechenden Schulungsmaßnahmen im Falle eines Katastrophenalarms auch im Sicherheitsbereich am Gleis – tätig werden könnten.
Fortschritte kein Grund zum Zurückzulehnen
„Wir möchten die Beteiligten näher zusammenbringen und den Kontakt auf dem kurzen Dienstweg herstellen“, so Scheller zur Überarbeitung der Kommunikation zwischen DB und BOB. Die Bürgermeister sahen in den aufgezeigten Maßnahmen große Schritte in die richtige Richtung. „Aber die Aussicht auf neue Züge und mehr Räumfahrzeuge ist noch kein Grund, sich zurückzulehnen, besonders was Störungen und Fahrgastinformation betrifft“, so von Löwis. Und auch Fischbachaus Bürgermeister Josef Lechner mahnte:
Unser Augenmerk sollte nicht nur auf den Herausforderungen im Falle eines wiederkehrenden strengen Winters liegen, sondern auch auf dem regulären Betrieb. Probleme haben wir nämlich auch im Sommer.
Die Vertreter der Kommunen und Landkreise waren sich einig, dass es nicht versäumt werden darf, die Schiene zukunftsfähig zu machen. Deshalb setzen sie sich dafür ein, dass mehr Mittel für die Verbesserung der Infrastruktur bereitgestellt werden. Das Thema soll bei der Verkehrsministerkonferenz im Oktober und auch im Landtag eingebracht werden. Bürgermeister, BOB und DB wollen sich im November wieder treffen.
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