Peter Gloggner (66), leidenschaftlicher Alpinist, ist seit Langem beim Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee dabei und war 2014 Gründungsmitglied der Bergfilmfreunde Tegernsee e.V.. Der Förderverein des Festivals wirkt aktiv bei der Gestaltung und Organisation der Veranstaltung mit.
Selbstredend freut auch er sich über die wachsende Popularität des Festivals, das mittlerweile ein fester Bestandteil im Veranstaltungsreigen im Tegernseer Tal ist. Und Gloggner ist als Vorsitzender der Bergfilmfreunde Ansprechpartner, um die Arbeiten im Hintergrund und Vorfeld zu beleuchten.
Peter, wie können wir uns Eure Arbeit vorstellen? Schaut Ihr tagelang nur Filme?
Peter Gloggner: Unsere Arbeit beginnt schon kurz nach Ende des Festivals, im November mit der Nachbesprechung, was verbessert werden kann. Beispielsweise wird die Sonntags-Matinée mit den Siegerfilmen wegen der großen Nachfrage jetzt zweimal stattfinden. Auch der kleine Preis der Stadt Tegernsee wurde ins Leben gerufen, um der Begeisterung der Kinder gerecht zu werden.
Im Frühjahr erfolgt die Ausschreibung für das nächste Festival. Eine Vorauswahl-Jury sichtet zwei volle Wochen lang die eingereichten Produktionen. Dieses Jahr waren es 192 aus 30 Ländern, 79 schafften es ins Hauptprogramm. Nach welchen Kriterien wird entschieden, welche Filme gezeigt werden?
Gloggner: Kriterien sind unter anderem Kameraleistung, der Schnitt, die Stimmigkeit der Story. Und natürlich, ob sich das Thema in unseren drei Kriterien Erlebnisraum, Naturraum oder Lebensraum Berg widerspiegelt. Denn wenn mit einer GoPro eine Tour aufgezeichnet wird, ist das noch kein Film. Ein Film entsteht bei der Aktion selbst, in den richtigen Szenen und danach am Schneidetisch. Das Kunststück ist, aus dem Erlebten einen Film zu kreieren. Außerdem sollten nach meinem Geschmack nicht zu viele Drohnenaufnahmen eingesetzt werden, sondern mit Maß und Ziel.
Danach beginnt die eigentliche Organisation: das Programm wird erstellt, Räume gebucht, die Öffentlichkeitsarbeit usw. Viele Filme sind fremdsprachig, für diese müssen Untertitel bzw. Übersetzungen angefertigt werden, was sehr kostspielig ist.
Auf welche Fördertöpfe kann das Festival zurückgreifen?
Gloggner: Träger der Veranstaltung ist die Stadt Tegernsee, die für alle Kosten haftet. Daneben unterstützen verschiedene Sponsoren aus der Bergsport-Industrie oder Stiftungen das Festival. Doch das ändert sich jedes Jahr. Ideelle Träger sind der Alpenverein und die bayerische Staatsregierung.
Die eigentliche Jury wählt die Siegerfilme aus?
Gloggner: Ja, die Juroren sichten ab Montag die Filme im Wettbewerb. Wir konnten dieses Jahr wieder fünf Jury-Mitglieder aus fünf Nationen gewinnen. Das ist nicht leicht, denn die Juroren arbeiten ehrenamtlich. Sie sollten international sein, nach Möglichkeit ausreichend Deutsch sprechen und im Filmgenre zu Hause sein. Auch sollte ein Mitglied das Tegernseer Festival schon einmal begleitet haben, diesmal ist das die Schweizerin Lisa Röösli.
Welche Rolle kommt dem Förderverein Bergfilmfreunde Tegernsee zu?
Gloggner: Bei uns sind unterschiedliche Leute Mitglieder, angefangen von prominenten Bergsteigern wie Hans Engl oder Hajo Netzer, oder zwei der Tal-Bürgermeister. Doch die meisten von uns sind vor allem bergbegeistert und freuen sich, dass eine Veranstaltung wie das Bergfilm-Festival stattfinden kann. Trotz eines geringen Jahresbeitrags von 30 Euro tragen die Bergfilmfreunde konstant dazu bei, dass das Festival finanziell auf sicheren Beinen steht. Denn von den Sponsoren springen leider immer wieder welche ab.
Uns ist es wichtig, dass auch Filme mit kleinem Budget eine reelle Chance haben.
Wie viele ehrenamtliche Mitarbeiter sind vor und an den Veranstaltungstagen beteiligt?
Gloggner: Ohne die Dutzenden ehrenamtlichen Helfer, die im Hintergrund wirken, könnten wir das Festival gar nicht stemmen. Dafür bedanke ich mich bei allen, vor allem bei der Alpenvereinssektion Tegernsee. Gerade bei den Filmvorführern bräuchten wir dringend Unterstützung, gern auch von Jungen, die sich für Technik und das Medium Film interessieren.
Wie behandelt Ihr große Filme, die vom Budget nicht mit kleinen Produktionen vergleichbar sind?
Gloggner: Das wird bei uns immer wieder diskutiert. Allerdings laufen diese Filme außer Konkurrenz. Beispiele hierfür sind „Die Schwabenkinder“ oder „Nordwand“, die in den vergangenen Jahren gezeigt wurden. Dieses Mal ist mit „Free Solo“ der erste Bergfilm zu sehen, der mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Doch wenn Seilschaften unterwegs sind und nebenbei ihre Tour drehen, sollen diese ebenfalls eine Chance haben. Und das haben sie beim Bergfilm-Festival in Tegernsee.
Stellt das Internet mittlerweile eine Konkurrenz zu den Bergfilm-Festivals dar? Viele junge Filmemacher zeigen ihre Produktionen ja auf YouTube.
Gloggner: Nein, weil gemeinsames Filme-Sehen seinen ganz eigenen Reiz hat. Außerdem sind in Tegernsee häufig die Protagonisten und Filmschaffenden anwesend, mit denen man ins Gespräch kommen kann. Und die konstant hohe Zuschauerzahl zeigt, dass das Festival so angenommen wird, wie es aufgestellt ist. Konkurrenz sehe ich eher in den zahlreichen Outdoor-Filmfestivals. Allerdings sind wir wesentlich breiter aufgestellt.
Hat der Charme des Festivals seit seiner Professionalisierung gelitten?
Gloggner: Ich kenne diese Bedenken, empfinde das allerdings selbst nicht so. Für mich hat das Tegernseer Festival seine Ursprünglichkeit bewahrt – kurze Wege, direkter Kontakt zu den Filmeschaffenden, familiärer Rahmen.
Dein persönlicher Tipp für das Programm
Gloggner: Mein Lieblingsfilm „Viacruxis“ läuft schon am Dienstag im „Best of Tegernsee“: ein Zeichentrickfilm mit zwei sympathischen Comic-Helden.
Das Internationale Bergfilm-Festival Tegernsee findet dieses Jahr bereits in der 17. Auflage statt. Gezeigt werden vom 15. bis 20. Oktober Spiel- und Dokumentarfilme, Features, Kurz- und Lehrfilme, Reportagen und Porträts aus den drei Kategorien Erlebnisraum Berg (Alpinismus, Bergsport, Abenteuer), Naturraum Berg (Landschaft und Umwelt) sowie Lebensraum Berg (Kultur und Wissenschaft).
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