“Nur wer sich interessiert, kann mitreden”, sagte der bereits nominierte Bürgermeisterkandidat und CSU-Ortsvorsitzender Florian Sareiter in seiner Begrüßung. Mit dem Slogan „gemeinsam, bewahren, bewegen“ soll ein anderer Politikstil in Wiessee erreicht werden, „wie er bisher geherrscht hat“. Informationspolitik im Gemeinderat und darüber hinaus „stelle ich mir völlig anders vor“. Denn die Bevölkerung müsse man „frühzeitig und transparent mitnehmen“. Gefordert seien „ehrliche Einschätzungen, was an Projekten aufgegleist werden kann“. Das könne man besser machen, dafür stehe er, so Sareiter.
Doch sein Spielraum dürfte angesichts der Schulden von 24 Millionen Euro, so Sareiter, eingeschränkt sein. Sein Schlagwort „Priorisierung“ ist öfter an diesem Mittwochabend zu hören. Darunter würden als „Pflichtaufgaben“ die Ausstattungen der Feuerwehr und des Rettungsdienstes fallen, der „überraschende Neubau des Kindergartens“ und die Kinderbetreuung sowie das Ende der „Schlaglochpisten“ im Ort. Zur bevorstehenden Beschränkung von Zweitwohnsitzen meinte Sareiter, „dass nicht jeder Zweitwohnsitzler ein böser Mensch und schädlich ist“. Denn sie würden in Gaststätten und Geschäften ihr Geld lassen. Dennoch aber sollten auch die Einheimischen nicht aus den Augen verloren werden.
Weniger „teure Berater“
Wenn man solche Projekte anpacke, sollte man „mehr auf seinen gesunden Menschenverstand vertrauen“, als auf die „teuren Berater“, die sich die Gemeinde leiste. Wenn man eine Kosten-Nutzen-Analyse mache, „wird einem tatsächlich schlecht“, prangerte der Bürgermeisterkandidat an. Als Beispiele nannte er die dichte Bebauung des Brennerparks mit den Tegernsee Villen und das Hotelprojekt von SME auf dem ehemaligen Jodbadgelände. In beiden Fällen hätte die Gemeinde besser und härter verhandeln und bei SME die Verträge genauer lesen müssen.
Dann wäre aufgefallen, dass die Abbrucharbeiten zu Lasten der Gemeinde „nicht gedeckelt waren“. Noch würden die genauen Abrisskosten für Bad Wiessee nicht feststehen, aber nach Sareiters Berechnungen bleibt der Gemeinde nach Abzug von Steuern nur „ein Quadratmeterpreis von 220 Euro in dieser Lage“. Nach dem Baustopp würde die Schweizer Investoren der Sports Medicine Excellence (SME) nun „nachkalkulieren“. Laut Sareiter würden „Nachforderungen kommen“. Er glaube nicht, dass „der Investor jemals mit dem Bau beginnt, sondern es teurer weiterveräußert“.
„Mein Bad Wiessee 2030“
Die vielen Themen, die im Gemeinderat anstehen, wolle er als Bürgermeister nicht alleine machen. Sareiter will dies in einem „Mitmachkonzept bündeln“. Sein Schlagwort für einen mehrtägigen Workshop: „Mein Bad Wiessee 2030“. Man sollte weniger „Flickschusterei“ machen, sondern längerfristige „Konzepte“ über die Zukunft des Ortes entwickeln. Der Bevölkerung, die nicht im Gemeinderat ist, habe „so viel Potenzial“. Für die will der 41-Jährige sowohl einen digitale wie persönliche Plattform schaffen. „Wer nicht informiert ist, ist skeptisch“.
Beim Blick auf die 20-köpfige Kandidatenliste freute sich Sareiter, dass sie allein elf Vereinsvorsitzende oder Stellvertreter aufweise. „Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen“. Denn es seien die, „die eh schon was für die Gemeinde tun“.
Nur zwei Frauen auf der Liste
Erfahrene Gemeinderäte wie Kurt Sareiter (Platz 4), Georg Erlacher (Platz 6) und Thomas Erler (Platz 8) ergänzen sich mit jungen Mitgliedern. Der, der in den letzten Tagen mit seiner Kandidatur für Aufsehen sorgte, Christoph von Preysing (Platz 15), meldete sich als Parteiloser via Videostatement aus seinem Urlaubsort in Kroatien: „Ich will mehr Dynamik in den Gemeinderat bringen“. Auf Platz 2 der Liste ist bereits eine Frau zu finden: Manuela Sacher, die Vorsitzende des Skiclubs Bad Wiessee. „Die Jugend voran“ motivierte Korbinian Herzinger (Platz 3). Als Feuerwehrkommandant und Vorstand der Blaskapelle erfahre er immer wieder, wo den Bürger der Schuh drücke, sagte der 38-Jährige in seiner Vorstellungsrede.
Nachdem Rainer Kathan (Wiesseer Block) den Gemeinderat verlässt, bewirbt sich sein Bruder Peter Kathan auf Platz 5 um die Gunst der Wähler. Hans Fichtner (41) steht auf Platz 7, der 34-jährige Sebastian Dürbeck auf Platz 9. Danach folgt wieder eine Frau: Elfie von Khreninger, die stellvertretende Kreisvorsitzende des BRK. Der 45-jährige Daniel Strillinger nimmt Platz 11 ein, gefolgt von Christian John. Der 27-Jährige ist Gesellschafter des Hotels Alpenhof. Auf Platz 13 steht Landwirt Alois Fichtner (37), Vizenz Höß (29) wurde auf Platz 15 der Blockliste nominiert. Danach folgen Alexander Ladewig (32), Ehardt Jänsch (74), Florian Flach (41), Carsten Ellender (52) und der 55-jährige Gastronom Andreas Würtz.
Mit einer Gegenstimme wurde die Liste angenommen. Preysing bekam nur 26 von 31 möglichen Stimmen. “Vermulich, weil er als Parteiloser kandidiert”, meinte Sareiter auf Nachfrage.
Der Wahlleiter und designierte Landratskandidat, Bürgermeister Olaf von Löwis aus Holzkirchen, zeigte sich erfreut, dass es der CSU nach schwierigen Zeiten der Politikverdrossenheit wieder gelinge, Bürger für Listenplätze zu gewinnen. „Hier ist die CSU im Landkreis deutlich vorn“. Nächste Woche (21.November) stellt sich am gleichen Ort Löwis als CSU-Landratskandidat zur Wahl. Seine Nominierung gilt in Parteikreisen als sicher. Sprecher aller Landkreis-Bürgermeister ist er schon.
SOCIAL MEDIA SEITEN