Wer die Auenstraße kennt, sie ist keine 200 Meter vom Rathaus entfernt, weiß, dass die einspurige Sackgasse von der Sonnenmoosstraße ins Grüne führt. Gleich zu Beginn liegen auf der rechten Seite die Hausnummern 2 und 4. Noch stehen dort zwei verlassene, teils schon verfallene Einfamilienhäuser. Jahrelang scheinen sie schon unbewohnt. Doch statt in dieser Traumlage wieder zwei Einfamilienhäuser zu errichten, klotzt die CR 26 GmbH & Co. KG richtig. Vier Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage müssen es sein. Dafür lagen dem Ortsplanungsausschuss die Austauschpläne vor.
„An dieser Stelle erleben wir jetzt den jüngst über die Bühne gegangenen Grundstücksverkauf“, so Bürgermeister Christian Köck (CSU). Mit den vier Mehrfamilienhäusern werden die beiden Grundstücke „maximalst“ genutzt. Köck bedauerte, dass es in diesem Gebiet keinen Bebauungsplan gebe. Daher hätten sich die Antragsteller an der umliegenden Bebauung orientiert. Köck sah schon voraus, „dass das Landratsamt uns das Einvernehmen ersetzen wird“.
Denn sowohl Größe wie Ausführung „ist von uns nicht angreifbar“. Doch allein schon bei der Errichtung dieser „vier Riesenkisten“ würden ihm die Nachbarn in der einspurigen Sackgasse „jetzt schon leidtun“. Zwar habe dies keine baurechtliche Relevanz. Dennoch befürchte er, dass „etliche Leute“ bei ihm auf der Matte stehen werden, die „sich Gehör verschaffen wollen“. Da würde er sich, so Köck im negativen Sinn, „schon darauf freuen“.
„Einheimische verkaufen leichtfertig Grund und Boden“
Für Köck sei dies „der Klassiker, wie Einheimische leichtfertig Grund und Boden hergeben und Bauträger dann auftrumpfen“. Da sei er „nach wie vor nicht dabei“. Und wenn das Landratsamt das Einvernehmen der Gemeinde ersetze, „müssen wir damit leben“. Ihm aber gehe es um „sein Gewissen“ und um „seinen Ort“, stellte der Rathauschef klar. Er werde „solche Leute null Komma null“ unterstützen“. Hier blicke er weniger auf das Baurecht, sondern auf die „Ortsentwicklung“, die damit nicht mehr gegeben sei. „Das ist leider so“. „Traurig“, war auch von anderer Stelle am Ratstisch vernehmbar.
Alle Vorgaben seien eingehalten worden, die Abstands- wie Schneeräumflächen, sagte Bauamtsleiterin Christine Obermüller, Aufgefallen wären ihr aber mögliche Lärmemissionen der Tiefgarage für den Nachbarn im Süden, weil in dessen Nähe die Zufahrt sei. „Nicht gefällig“ sind laut Obermüller auch die acht Stellplätze parallel zur einspurigen Straße. Sie könne sich daher im Winter gut vorstellen, dass sowohl der Schneepflug wie auch die parkenden Autos „Probleme bekommen“ könnten. Ansonsten sei die „Gestaltungssatzung beachtet“ worden.
„Mietskaserne“
Die Leute würden „viel Geld“ für diese Wohnungen zahlen, aber „ganz wenig Grünfläche“ dafür bekommen, merkte Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG) an. „Grünfläche macht nur Arbeit“, so würden die Käufer dies sehen, meinte Köck sarkastisch. Der Begriff „Mietskaserne“ machte die Runde. Das werde in erster Linie wieder eine Kapitalanlage, vermutete Köck. Damit sei man wieder „beim alten Thema“: runtergezogene „Rollläden“. Verständlich sei, dass die Leute bei der Nullzins-Politik ihr Vermögen lieber in wertsteigernde Immobilien anlegen würden.
Aber für Rottach sei die Entwicklung „dramatisch“, wenn aus zwei wieder vier Häuser mit 17 Wohneinheiten werden, zumal dafür auch die Infrastruktur mit der Zuwegung fehle, vor allem im Winter. Doch das würde niemanden interessieren, beklagte Köck. Einmütig wurde der Bauantrag abgeschmettert. Köcks Resümee: „Dann schaun ma mal, was passiert“.
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