Die Tourismusbranche musste während den vergangenen Monaten ordentlich einstecken. Während des Lockdowns blieben sowieso alle Türen geschlossen und die Zimmer leer. Nun legt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) erschreckende Zahlen vor. “Im ersten Halbjahr haben rund 179.000 Gäste den Landkreis Miesbach besucht – das sind 48 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres”, heißt es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft.
„Die Pandemie hat zu einer beispiellosen Krise im heimischen Gastgewerbe geführt. Erst mussten Hotels, Gastwirtschaften, Biergärten und Restaurants über viele Wochen ganz zusperren. Und nach dem Lockdown läuft der Betrieb unter Auflagen nur langsam wieder an“, sagt Georg Schneider, Geschäftsführer der NGG-Region Rosenheim-Oberbayern.
Harald Gmeiner, Vorstand des kommunalen Tourismusunternehmens Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS), geht laut Merkur von einem Verlust von rund 53,1 Millionen Euro in den Monaten März und April aus. Bis Ende des Jahres soll sich laut Prognosen der Verlust bei der Beherbergung auf etwa 71 Millionen sowie im Tagestourismus auf 33 Millionen belaufen.
Das Tegernseer Tal hat sich gut gehalten
Das Tegernseer Tal wurde von der Krise also nicht verschont. Während der Lockdown-Monate verzeichnete die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) etwa 95 Prozent weniger Übernachtungen. Allgemein steht das Tal jedoch nicht schlecht da. Allen voran Gmund. Laut der TTT-Statistik verbuchte die Gemeinde nur sechs Prozent weniger Übernachtungen sowie nur ein Prozent weniger Gäste in den vergangenen acht Monaten.
In manch anderen Tal-Gemeinden sieht es da düsterer aus – wenn auch nicht ganz so schlimm, wie der Durchschnitt im Landkreis vermuten lässt. Kreuth führt dabei die Tabelle der Verlierer an. Rund 33 Prozent weniger Gäste durfte das Bergsteigerdorf begrüßen. Bad Wiessee und Tegernsee kommen knapp dahinter. Beide mussten rund 30 Prozent ihrer Gäste vermissen. TTT-Geschäftsführer Christian Kausch zeigt sich dennoch insgesamt optimistisch:
Wir haben das im Tegernseer Tal sehr gut hinbekommen und uns schneller erholt.
Die schlechten Monate seien damit aber natürlich nicht aus der Welt geschafft, gibt Kausch zu. Jetzt ist vorsichtige Hoffnung angesagt. Der TTT-Chef weist noch einmal auf die penible Einhaltung diverser Hygieneregeln hin und erklärt: “Wir können eigentlich schon hoffen. Aber man sieht in München, wie schnell sich die Infektionszahlen vermehren können und Regeln wieder verschärft werden.”
Ansturm und personelle Herausforderungen
Alwin Gericke, Inhaber des Hotels Terrassenhof in Bad Wiessee, ist ganz nah an dem Thema dran. Beschweren kann sich Gericke aber nicht. Ganz im Gegenteil. Er erzählt: “Seit der Wiedereröffnung konnten wir einen regelrechten Ansturm verzeichnen. Die Gästezahlen sind nicht eingebrochen. Eher im Gegenteil. Die Leute sind aufgrund von Corona nicht ins Ausland gefahren und so waren wir in den Monaten Juni, Juli, August mehr als gut gebucht.”
Trotzdem war die Saison nicht leicht zu meistern. “Der Ansturm und die Hygieneauflagen haben uns in den letzten Monaten auch vor große personelle Herausforderungen gestellt”, gibt Gericke zu. Abschließend zieht er jedoch eine sehr positive Bilanz: “Es war eine sehr intensive Saison. Aber, wir haben es ganz gut gemeistert und sind zufrieden. Nach dem Shutdown hatten wir kaum noch mit einer sehr guten Saison gerechnet.”
Die Hoffnung liegt im Dezember
Aktuell richten sich alle Augen der Touristiker auf den adventsmarktlosen Dezember. “Die Buchungslage für den Winter sieht nicht schlecht aus”, meint Kausch. “In Sachen Werbung werden wir es auch so einstellen, dass die meisten Gäste im Winter kommen. Wir konzentrieren uns auf Übernachtungsgäste und bewerben keine Tagesgäste. Schon seit Jahren nicht mehr.”
Abschließend spricht Kausch den vielleicht wichtigsten Umstand für den diesjährigen Tourismus an:
Fakt ist, alles wird kurzfristiger. Es wird kurzfristiger gebucht und kurzfristiger storniert.
Gericke kann das nur bestätigen. Der Hotelinhaber sagt: “Wir haben festgestellt, dass die Buchungen kurzfristig kommen, und darauf hoffen wir so ein bisschen. Und wir wünschen uns gutes Wetter, denn dann verreisen erfahrungsgemäß auch mehr Leute und das kommt uns zugute.”
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