Bikepark für Kids und Jugendliche unerwünscht

Mountainbiken wird immer beliebter – auch bei Kindern und Jugendlichen in Gmund. Sie wünschen sich, dass die Gemeinde dabei hilft, einen Bikepark zu realisieren. Über 60 Menschen zeigten gestern ihr Engagement und jubelten dem Gemeinderat zu. Der wiederum zeigte sich alles andere als begeistert. Ein kleines Zugeständnis gibt es aber.

Über 60 Kinder, Jugendliche, Eltern und Hobby-Sportler trafen sich gestern vor der Gemeinderatssitzung.

Ein ungewohntes Bild bot sich gestern vor der Gmunder Gemeinderatssitzung im Neureuthersaal. Über 60 Biker standen vor dem Gebäude – überwiegend Jugendliche und Kinder mit ihren Eltern. Sie begrüßten die Gemeinderäte mit lautem Klingeln, Lichtblinken und Jubeln.

Sie zeigten damit, wie groß das Interesse der jungen Menschen an einem Mountainbike-Park ist. „Mountainbiker werden immer wieder in ein schlechtes Licht gerückt“, erklärte eine der anwesenden Mamas, die mit ihrem Sohn vor Ort war. Das Problem ihrer Meinung nach: Im Tal und der Region gebe es fast ausschließlich Wanderwege.

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Wir wollen, dass endlich etwas für unsere Kinder und Jugendlichen geboten wird. Ein Park nur für Biker wäre perfekt. So kommt man sich mit Wanderern nicht in die Quere und es gibt keinen Ärger.

Vorgestellt wurde das Konzept von Ralf Jirgens und Simon Englhart. „Die beiden waren vor ein paar Wochen bei mir“, erklärte Bürgermeister Alfons Besel (FWG) zu Beginn. „Daraufhin haben wir als Gemeinde eine Exkursion nach Miesbach, Bad Feilnbach und Samerberg gemacht und uns entsprechende Anlagen angesehen.“

Kinder bauen Modell und sammeln Unterschriften

Das ganze Vorhaben beruht auf der Idee der Kinder: „Wir stehen hier stellvertretend für unseren Nachwuchs. Man hat heute gesehen, wie groß das Interesse ist“, so Jirgens. Begonnen habe alles mit einem selbstgebastelten Modell seiner zwei Söhne. „Danach haben sie in ganz Moosrain mit ihren Freunden Unterschriften gesammelt.“

Der Wunsch wäre ein Bikepark auf dem Gemeindegrundstück hinter dem Tegernseer Hof in Finsterwald. Dort könnten ein sogenannter Pumptrack, eine Art Übungsplatz, und mehrere Trails mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden durch den Wald angelegt werden. Ziel wäre ein Flow-, Natur-, North-Shore- und Uphill-Trail. Das Ganze würde mit natürlichen Materialien wie Holz gestaltet werden. Dabei betont Englhart:

Wir wollen zusammen mit den Kindern und Jugendlichen das Projekt umsetzen und den Bikepark errichten. Sie sollen von Anfang an mit eingebunden werden und mithelfen.

Kommerziell soll der Bikepark nicht betrieben werden, sondern explizit für die Gmunder und Tal-Jugend durch einen Verein. „Wir hoffen natürlich auf die Unterstützung der Gemeinde, sind aber bereit, auch selbst Geld zu sammeln und Privatinitiativen zu starten.“ Der Betreiber des Bikeparks Samerberg habe ebenfalls seine Unterstützung bei der Umsetzung angeboten.

Realschule Gmund würde sich über Bikepark freuen

Bevor man sich mit Themen wie Verkehrssicherung, Parkplätze, Naturschutz und Haftung beschäftigt, sei es für sie erst mal wichtig gewesen, mit der Gemeinde zu sprechen und zu fragen, ob sie das Projekt unterstützt. „Wir sind nicht blauäugig“, so Englhart. „Wir wissen, dass da die nächsten Jahre einiges auf uns zukommen würde.“

Der Wunsch wäre: Ein Bikepark im Wald hinter dem Tegernseer Hof.

Dass sich der Aufwand dennoch lohnt und das Interesse groß wäre, bestätigt Markus Baum, Lehrer an der Realschule Gmund. Er sei selbst Biker und sehe bei seinen Schülern, wie die Begeisterung fürs Mountainbiken wächst. Seiner Meinung nach fehle im Tal aber ein Angebot, den Sport von der Pike an zu lernen und zu üben.

Einige Jungs bauen bereits in Eigenregie Trails und Schanzen, was natürlich nicht ungefährlich ist.

Vor einigen Jahren hat Baum bereits das Wahlfach Mountainbiken angeboten. Allerdings habe sich das nicht gelohnt, da passende Trails einfach zu weit weg waren. „Für uns wäre der Standort in Finsterwald deshalb super. Unsere Schule würde sich sehr freuen.“

Wie steht die Gemeinde dazu?

Die Begeisterung der Gemeinderäte hielt sich jedoch in Grenzen. „Da wird Lärm verursacht. Ich hab ja schon gesehen, dass Jugendliche scheinbar ohne Musik-Box nicht Mountainbike fahren können. Die ist immer mit dabei“, so Barbara von Miller (SPD). „Die Standortfrage find ich deshalb schwierig, vor allem wegen der Anwohner und des Tegernseer Hofs mit Gästen.“ Vor allem aber kritisierte sie die Trails durch den Wald:

Mir ist die Dimension zu groß. Kinder können nicht Fridays-For-Future machen und dann den Wald für ihre eigene Gaudi hernehmen.

Ähnlich sah das auch Laura Wagner (Grüne). Ihr seien die Eingriffe in die Natur zu gravierend. Zudem fürchtet sie als Anwohnerin durch die Biker noch mehr Lärm. An dem Standort sei bereits der Skatepark und im Winter die Eisdisco: „Wenn wir den Bikepark machen, kommen noch mehr Kinder und noch mehr Lärmbelästigung.“

Das einzig vorstellbare für die Gemeinde: Ein Bike-Spielplatz in Ostin oder hinter dem Skateplatz in Finsterwald (auf dem Foto).

Auch andere Gemeinderäte positionierten sich klar gegen die Trails. So argumentierte Hans Schmid (SPD): „Wenn wir da jetzt unser Okay geben, kommen sicher viele auf die Gemeinde zu und sagen: ‚Seid’s ihr wahnsinnig? Das Floß brauts ab, weil’s zu gefährlich ist, aber Trails nehmt’s ihr hin.’“ Maria Kaulfersch (FWG) brachte es auf den Punkt:

Die Kinder haben heute vor der Sitzung Flagge gezeigt, sie sind für ihr Projekt eingestanden. Und der Gemeinderat hat diese Idee jetzt niedergeschmettert.

Dritte Bürgermeisterin und Jugendreferentin Christine Zierer (FWG) zeigte sich enttäuscht: „Ich hab teilweise das Gefühl, wir schreiben uns auf die Fahne, wir seien eine kinderfreundliche Gemeinde. Aber die Kinder sollen bitteschön nicht älter als neun Jahre alt werden und dann erst wieder aufschlagen, wenn sie 18 sind.“ Man habe aber auch eine Verantwortung gegenüber den Jugendlichen.

Um Gottes Willen – jetzt will die Jugend auch noch Radlfahren!

Jeder beschwere sich immer, dass die Jugend nur drin vor’m Computer hockt. „Jetzt wollen die auch noch Radlfahren! Um Gottes Willen. Dabei wären sie an der frischen Luft, genau das, was wir wollen. Lasst’s doch die Jugend mal das machen, woran sie Spaß hat. Und dass sie dabei lachen – oiso i find’s schee, wenn die earna Gaudi ham“, so Zierer, die das Projekt bereits im Vorfeld unterstützte.

Nach der rund eineinhalbstündigen Diskussion kam der Gemeinderat endlich zu einem Entschluss, der einige Biker, vor allem die Kinder, enttäuschen könnte: Die Trails werden grundsätzlich abgelehnt. Offen stehe die Gemeinde gegenüber einem Bike-Spielplatz beziehungsweise Pumptrack. Im nächsten Schritt soll geprüft werden, ob der Standort in Finsterwald oder doch eher Ostin dafür geeignet wäre.

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