Die Gemeinde Gmund plant das gesamte Bahnhofsareal neu zu gestalten. Dabei wurden bisher auch immer wieder die Bürger und deren Ideen mit einbezogen. Im Mai stellten Stadtplaner Lothar Zettler und Landschaftsarchitekt Lothar Beck dem Gemeinderat dann eine erste Rahmenplanung vor (hier geht’s zum Artikel mit allen wichtigen Infos zu dem Vorhaben).
Damals war sich das Gremium allerdings nicht ganz sicher, wie der geplante Park and Ride Parkplatz gestaltet werden soll – Tiefgarage oder doch eher ein Parkdeck? Die Gemeinde beauftragte daher ein Planungsbüro mit einer Machbarkeitsstudie. Das Ergebnis wurde nun in der vergangenen Gemeinderatssitzung vorgestellt.
Wichtig war für Bürgermeister Alfons Besel (FWG): „Wir fällen heute keinen Beschluss.“ Es sei eine sehr komplexe Aufgabenstellung. „Daher möchte ich, dass wir die Informationen erst sacken lassen, darüber nachdenken und uns austauschen.“ Erst im November werde dann eine Entscheidung getroffen.
Karl Schütz vom gleichnamigen Planungsbüro betonte gleich vorweg, dass beide Varianten durchaus möglich seien, es sich in dem Parkplatz-Bereich aber um einen schwierigen Baugrund handelt. Aufgrund der Nähe zum See gehe man hier von einer 20-Meter dicken Seeton-Schicht aus.
Tiefgarage:
Aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse wäre laut Schütz nur eine schwimmende Gründung der Tiefgarage möglich. „Man kann sich das so vorstellen, dass die Tiefgarage wie eine Art schwimmendes Schiff ist – ein steifer Körper, der auf dem weichen Seeton-Grund liegt.“ Das sei möglich, aber sehr aufwändig.
Insgesamt könnten mit einer Tiefgarage 53 Parkplätze geschaffen werden, 29 in der unteren und 24 in der oberen Ebene. Auf der oberen Ebene sind zudem die überdachten Stellplätze für die Fahrräder angedacht. Ein Aufzug ist ebenfalls eingeplant. Die Kosten für die Tiefgarage werden auf rund 1,98 Millionen Euro geschätzt. Macht 37.300 Euro pro Stellplatz.
Parkdeck:
Beim Parkdeck sei der schwierige Baugrund leichter zu bewältigen. Auf der unteren Ebene könnten 26 und auf dem Deck selbst 35 Parkplätze entstehen. Insgesamt seien also 61 Stellplätze möglich. Diesmal sind die Fahrradstellplätze unten eingeplant, damit sie bei der Parkdeck-Lösung ebenfalls überdacht sind. Dort gelangt man über einen extra Eingang hin.
Auch das Parkdeck soll barrierefrei zugänglich sein. Damit es im Winter keine Probleme gibt, soll die Zufahrt für PKW in die untere Ebene beheizt werden. Die Kosten für das Parkdeck werden auf rund 1,15 Millionen geschätzt – also über 800.000 Euro weniger als bei der Tiefgarage. Macht 18.900 Euro pro Parkplatz.
Im Vergleich schneide das Parkdeck laut Schütz sowohl bei der Anzahl der Stellplätze, der Nutzbarkeit, Bauzeit, Kosten und Unterhalt besser ab. Einzig bei der Wahrnehmbarkeit sei das Parkdeck im Nachteil gegenüber der Tiefgarage.
An der höchsten Stelle ragt das Parkdeck zwei Meter über den Boden. Um zu zeigen, wie das auf dem Bahnhofsareal aussehen würde, wurden Visualisierungen erstellt. Einmal mit einer durchgängigen Betonmauer auf dem oberen Parkdeck und einmal mit einer Stahlseil-Variante.
Braucht’s genauso viele Parkplätze wie jetzt?
Nach der Vorstellung der beiden Varianten meldeten sich fast alle Gemeinderäte zu Wort, um ihre Meinung abzugeben. Der Tenor: Die Mehrheit befürwortet das Parkdeck. Barbara von Miller (SPD) sorgte sich allerdings, dass der Seeblick für Fußgänger dann komplett verbaut wäre. Der Planer stellte allerdings fest: „Wenn man dort aktuell entlangläuft, sieht man auch keinen See. Durch das Parkdeck wird nur der Blick auf die Bäume beeinträchtigt. Einen Seeblick gibt es da nicht.“
Die anderen Gemeinderäte diskutierten, ob überhaupt so viele Stellplätze nötig seien – damit würde man wieder unnötig Verkehr anlocken. Aktuell gibt es rund 60 Stellplätze am Bahnhof, diese Anzahl wollte man ursprünglich auch wieder erreichen. Doch Georg Rabl (FWG) warf die Frage in den Raum:
Wollen wir wirklich der Parkplatz für das Tegernseer Tal sein? Müssen wir überhaupt was bauen?
Rabl schlug vor, den jetzigen Parkplatz einfach entsprechend zu sanieren. Korbinian Kohler (CSU) gab Konter: „Die Umgestaltung des Bahnhofs wird diesen Teil von Gmund beleben. Dann werden dort noch andere Einzelhändler und Geschäfte kommen – wir brauchen dort mehr Parkplätze.“ Zudem sei er der Überzeugung, dass durch genügend Parkplätze auch die Akzeptanz für das Zug-Pendeln gesteigert werde.
Bürger dürfen ihre Meinung abgeben
Da sich der Gemeinderat erst im November für eine Variante entscheidet, gab es für Planer Schütz einige Hausaufgaben. So soll unter anderem geprüft werden, ob der Grundriss des Parkdecks nochmal überarbeitet und die Zufahrten verändert werden könnten. Am 10. November wird sich der Gemeinderat dann erneut mit dem Thema befassen.
Bis dahin haben aber auch die Bürger wieder die Möglichkeit, an der Gestaltung des Bahnhof-Areals teilzunehmen. Die komplette Machbarkeitsstudie samt Informationen und Visualisierungen sollen spätestens ab Freitag auf der Gemeinde-Website zugänglich sein. Interessierte Bürger können ihre Anmerkungen, Einwände oder Ideen dann per Mail an die Verwaltung schicken.
Hier nochmal die Kosten im Vergleich:
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