Zufluchtsort für Opfer häuslicher Gewalt?

Eine traurige Gewissheit, und das nicht erst nach den Corona-Lockdowns – häusliche Gewalt ist auch bei uns im Landkreis Miesbach ein Problem, unter dem immer mehr Menschen leiden. Hilfe für Betroffene wird dringend benötigt. Eine Einrichtung wie beispielsweise ein Frauenhaus gibt es allerdings nicht. Das könnte sich in Zukunft ändern.

Trotz erschreckend steigender Zahlen und der zunehmenden gesellschaftlichen Sensibilisierung finden Opfer häuslicher Gewalt keinen sicheren Zufluchtsort im Landkreis Miesbach. Daran will die SPD-Fraktion etwas ändern. „Bereits in den Unterlagen zum Haushaltsjahr 2019 fand sich die Anmerkung, dass die Fälle häuslicher Gewalt im Landkreis Miesbach deutlich gestiegen sind“, heißt es in einem offiziellen Antrag an den Kreistag.

Auch die Ausgaben für die Unterbringung und Betreuung von Miesbacher Bürgerinnen und ihren Kindern im Frauenhaus in Wolfratshausen seien laut SPD-Fraktionssprecherin Christine Negele gestiegen. Zudem können nicht alle hilfesuchenden Frauen in Wolfratshausen aufgenommen werden, sondern müssen teils in weit entfernte Frauenhäuser wie Murnau und Augsburg gehen.

Landkreis will handeln

Auf Grundlage des SPD-Antrags beschloss der Kreistag in der vergangenen Sitzung am 02.12.2020 weitere Gespräche zur Bedarfsermittlung eines Frauenhauses auf den Weg zu bringen. Geplant ist ein Runder Tisch mit den Fachkräften „Häusliche Gewalt“ der Polizeiinspektionen Bad Wiessee, Holzkirchen und Miesbach, den Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs Rosenheim und des Frauenhauses Wolfratshausen sowie dem Leiter des Jugendamts.

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Die Mitglieder des Runden Tisches werden gemeinsam den Bedarf und die notwendige Größe für eine sichere Zufluchtsstätte im Kreis ermitteln. Auf Grundlage dieser Ergebnisse soll dann zeitnah der Kreisausschuss über die Finanzierung beraten. Der Freistaat Bayern unterstützt Kommunen beim Schutz der Opfer häuslicher Gewalt durch die anteilige Übernahme der Personalkosten und Sachkosten.

Erst vor wenigen Wochen kam es in Tegernsee zu einem tragischen Vorfall häuslicher Gewalt. Dabei wurde eine junge Frau von ihrem Freund erstochen. Er wurde anschließend von der Polizei erschossen. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Wir berichteten.

Fakten zu häuslicher Gewalt, Zuständigkeitsbereich Oberbayern Süd, also bei uns:

  • Im Jahr 2019 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd 1.612 Fälle häuslicher Gewalt in der PKS erfasst.
  • Die Opfer Häuslicher Gewalt waren mit einem Anteil von 80,8 % auch 2019 in der Mehrzahl weiblich (2018: 81,1 %).
  • Unter Mord und Totschlag sind in der Statistik 2019 fünf Fälle aufgelistet.
  • 2019 waren in 41,6 % der Fälle Kinder bei der Tatausführung anwesend, die somit zumindest mittelbar durch die Erfahrung der Gewaltanwendung im Nahbereich zum Opfer wurden.

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