Asylanten im Tegernseer Tal unerwünscht?

Bis zu 200 Asylbewerber muss der Landkreis nach Schätzungen des Landratsamtes bis Ende des Jahres wohl aufnehmen. Doch schon heute sind die Unterkünfte mehr als knapp.

“Es geht gerade noch so. Mit viel Mühe und Not”, sagt Gabriele Dorby, Sprecherin des Landratsamtes. Mit der Unterstützung des Tegernseer Tals kann man bei dem Problem nicht rechnen. Bisher steht kein einziger Platz zur Verfügung.

Die Asylsuchenden, die in Moosrain Unterkunft fanden, mussten inzwischen “anderweitig untergebracht werden”.

Der Landkreis ist zur Aufnahme der Asylsuchenden verpflichtet. Durch einen bestimmten Verrechnungsschlüssel ergibt sich die Zahl der Menschen, die aus ganz Bayern auf die Landkreise verteilt werden. Wie und wo die Menschen untergebracht werden, bleibt dem Landkreis überlassen.

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Bislang teilen sich die 137 Asylsuchenden im Landkreis wie folgt auf: 38 leben in Miesbach, elf in Hausham, zwölf in Schliersee, 39 in Fischbachau. Außerdem leben 13 in Warngau und fünf in Bayrischzell. Seit 1. August sind zudem 19 Ausländer in Otterfing untergebracht. Wo die gut 60 zusätzlichen Unterkunftsplätze bis Jahresende herkommen sollen, weiß man aber auch im Landratsamt nicht.

Im ganzen Tal gibt es keine einzige Unterkunft

Wie die vorige Aufzählung zeigt, ist im Tegernseer Tal kein einziger Asylbewerber untergebracht. Die wenigen Plätze in Kreuth und in Moosrain hatten sich nur als kurzfristige Übergangslösungen entpuppt. Gabriele Dorby sieht die Situation im Landkreis und speziell im Tegernseer Tal als sehr prekär an: “Wir müssen die Menschen ständig hin und her schieben.”

Das Problem der fehlenden Unterkünfte hat man inzwischen auch in der Staatsregierung in München erkannt. So ließ Anfang des Monats Innenminister Joachim Herrmann verlauten:

„In Anbetracht des starken Anstiegs der Asylbewerberzahlen müssen wir kurzfristig Unterbringungsmöglichkeiten schaffen können. Dem dürfen lange baurechtliche Verfahren nicht entgegenstehen.“

So soll es künftig leichter möglich sein, dass Asylbewerber für die Dauer ihres Asylverfahrens in einem als Wohngebäude genehmigten Haus Aufenthalt nehmen können. Ebenso sollen Beherbergungsstätten verfahrensfrei für die Unterbringung von Asylbewerbern zur Verfügung gestellt werden können.

Und auch für die Nutzung von Gebäuden, die nicht für regelmäßige Übernachtungen von Personen genehmigt sind, soll nur dann ein bauaufsichtliches Verfahren notwendig sein, wenn die Unterbringung von Asylbewerbern auf Dauer und nicht nur vorübergehend geplant ist.

Landratsamt ruft Vermieter zur Mitarbeit auf

“Wir sind auf Unterkünfte angewiesen und freuen uns über direkte Angebote”, appelliert Gabriele Dorby aus dem Landratsamt auch an die Vermieter aus dem Tegernseer Tal. Obwohl man in regelmäßigem Kontakt zu den Gemeinden im Tal stehe, habe sich aus dieser Richtung bisher nichts getan.

Interessierte Vermieter müssen allerdings nicht den Weg über die Gemeinde wählen, sie können sich auch direkt an das Landratsamt wenden, wenn sie passende Unterkünfte haben. “Das Landratsamt kann das direkt mit den Eigentümern klären”, meint Dorby. Bezahlt würden “marktübliche Mietpreise”.

Hotel Lederer ein Asylantenheim?

Von den öffentlichkeitswirksamen Ankündigungen der Otto Ebster GmbH und der RDR Verwaltungs GmbH weiß man im Landratsamt dagegen nur aus der Presse. Beide Unternehmen hatten in den vergangenen Wochen Überlegungen verlautbaren lassen, ihre Immobilien zur Unterbringung von Asylsuchenden anzubieten.

Dabei ging es auch um eine Übergangslösung für das ehemalige Hotel Lederer in Bad Wiessee. Die Reaktion aus dem Wiesseer Rathaus war allerdings sehr ablehnend. “Das passt an dieser Stelle überhaupt nicht“, ließ Bürgermeister Höß über die Zeitung verkünden.

Nutzung von Turnhallen würde zu Konflikten führen

“Wenn wir keine Unterkünfte bekommen, müssten im Notfall auch Turnhallen genutzt werden”, heißt es aus dem Landratsamt. Im Moment sei es zwar noch zu früh für solch drastische Maßnahmen, aber: “Das kann sich bei steigenden Bewerberzahlen auch schnell ändern”. Dass dies nur die letzte Lösung sein kann, ist aber auch Gabriele Dorby bewusst.

“Das würde natürlich zu großen Konflikten führen und die Integration sehr schwierig machen.”

Diese Sorge ist sicherlich nicht unbegründet. Ausfallender Sportunterricht würde schnell zu verstärkten Ressentiments gegenüber Asylsuchenden führen. Das weiß auch Angela Mai, ehrenamtliche Mitarbeiterin im Arbeitskreis Asyl des Landkreises. Dass es nicht immer und mit jedem ohne Konflikte abgehen kann, hat Mai bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit schon oft erfahren müssen. “Es sind viele Stammtischvorurteile in der Welt, die unsere Arbeit zusätzlich schwer machen.”

Auch das Hotel Lederer steht für Asysuchende zur Diskussion. Wie ernst die Ankündigung der Eigentümer war, oder ob es sich vielmehr um “Drohgebärden” gegenüber der Gemeinde handelte, ist dagegen offen.

Die gemeinsame Arbeit mit dem Landkreis sieht Mai dagegen als positiv an. Da mit der Unterbringung meist die Verantwortlichkeit der öffentlichen Stellen endet, würden rund 30 ehrenamtliche Helfer im Landkreis eingesetzt, um sich für die Belange der Menschen einzusetzen.

Bisher gibt es beispielsweise noch keine Sozialbetreuung von öffentlicher Stelle, die sich um die Neuankömmlinge kümmert. Laut Mai fehle es an Unterstützung bei ganz alltäglichen Dingen wie Behördengänge, Arztbesuche oder beim Kontakt mit Schulen für schulpflichtige Kinder:

Solche Strukturen fehlen in den meisten Orten. Im Moment wird die Situation immer schwieriger. Wir müssen immer mehr Menschen unterstützen. Oft ist das kaum noch zu leisten.

Mit Blick auf das Tegernseer Tal und die unterschwellige, aber spürbare Ablehnung gegenüber Räumlichkeiten für Asylsuchende, kann sich Mai etwas Ironie nicht verkneifen: “Falls dieses schreckliche Schicksal (die Unterbringung Asylsuchender. Anm.d.Redaktion) die Menschen im Tal überfallen sollte, wäre es sinnvoll auch hier einen Arbeitskreis zu schaffen. Denn sowas fehlt bislang am Tegernsee.”

Nach Einschätzung des Landratsamtes entstehe solches Engagement aber immer sehr schnell, sobald erst einmal Wohnraum gefunden sei. “Die Arbeitskreise und Ehrenamtlichen sind sehr gut vernetzt. Das würde sich schnell organisieren”, ist sich die Sprecherin sicher.

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