Die Bürger sind unzufrieden. Auch bei der Tegernseer Stimme melden sich täglich Leser mit Fragen und Beschwerden rund um die Impfvorgänge. Das bekommt aktuell auch das Landratsamt Miesbach und das Impfzentrum zu spüren, wie es scheint. Die Pressesprecherin des Landratsamts wendet sich mit sehr deutlichen Worten an die Öffentlichkeit. “Das Impfzentrum verkommt mehr und mehr zum Beschwerdezentrum”, beklagt Sophie Stadler.
Darunter seien Menschen, die der Impfung grundsätzlich kritisch gegenüberstehen und Menschen, die noch kein Impfangebot erhalten haben. Aber auch Personen, die eine vom Landratsamt, dem Impfzentrum oder der ganzen Bundesrepublik inszenierte Verschwörung sehen. Stadler wird deutlich:
Vereinzelt werden den Verantwortlichen für das Impfzentrum sogar Mordabsichten unterstellt, was wirklich jenseits allen guten Geschmacks ist.
Hier nochmal die wichtigsten Eckdaten für alle zusammengefasst:
- Terminvergabe
Termine werden über die Software des Freistaats vergeben. Das Team vor Ort habe keinen Einfluss darauf und sieht auch nicht, wann wer dran ist. Dementsprechend kann auch niemand vorgezogen oder mutwillig vom Impfteam nach hinten verschoben werden, wie dem Impfzentrum manchmal vorgeworfen werde, so Stadler.
- Impf-Vordrängler
Kein Feuerwehrler und kein Bürgermeister haben sich vorgedrängelt und sich eine Impfung erschlichen, betont die Pressesprecherin. Da Termine ausschließlich über die Software des Freistaats vergeben werden, greife das Impfteam nicht manuell in die Terminvergabe ein.
- Impf-Zahlen
9.211 Personen wurden bereits mindestens einmal geimpft, 3.985 davon älter als 80 Jahre. Damit sind 9,2 Prozent der Landkreis-Bevölkerung mindestens einmal geimpft – das ist mehr als im bundesweiten (6,4 Prozent) und im bayerischen Schnitt (7,0 %). 20.814 Personen haben sich online für eine Impfung registriert.
Weil der AstraZeneca-Impfstoff inzwischen auch für Senioren verwendet werden kann, werden alle zur Verfügung stehenden Impfstoffe bis auf wenige priorisierte Ausnahmen für Senioren über 80 Jahren eingesetzt.
- Impfstoff-Lieferungen
In dieser Woche wurde weniger Impfstoff geliefert als in den Wochen zuvor, nämlich 426 Dosen BioNTech, 100 Dosen Moderna und 880 Dosen AstraZeneca. “Es ist klar, dass diese Lieferumfänge bei weitem nicht ausreichen, um zeitnah einen Großteil der Bevölkerung zu impfen”, sagt Stadler. Das Impfzentrum erhalte zweimal pro Woche Lieferungen. Diese werden restlos innerhalb von zwei bis drei Tagen verimpft.
Es sei bisher im Landkreis keine einzige Impfdosis weggeworfen worden, weil sie nicht rechtzeitig verimpft werden konnte. “Das Impfzentrum in Hausham könnte etwa 1/3 mehr Impfungen täglich vornehmen als aktuell”, so die Pressesprecherin weiter. 150 Dosen des AstraZeneca-Impfstoffes seien bisher zurückgewiesen worden, konnten jedoch problemlos über die Software weitervermittelt werden. “AstraZeneca wird nach wie vor sehr stark nachgefragt im Landkreis.”
- Priorisierte Impfung von Schul- und Kita-Personal
Bekanntermaßen werden impfwillige Grund- und Förderschullehrer und -Mitarbeiter sowie Kita-Mitarbeiter priorisiert geimpft. Die Impfungen des Schulpersonals finden in ausgewählten Arztpraxen statt. Am kommenden Wochenende sollen voraussichtlich alle Impfwilligen dieser Personengruppe durchgeimpft sein.
Sollten kurzfristig für diese Personengruppe reservierte Impfdosen übrigbleiben, sollen diese unverzüglich an Senioren vergeben werden. Diese Impfungen werden dann in den Arztpraxen, die für die Schulpersonals-Impfungen vorgesehen sind, stattfinden. Alle anderen Impfungen finden weiterhin im Impfzentrum statt.
- Einbindung der Hausärzte in die Impfungen
“Wir freuen uns darauf, bald Hausärzte in die Impfungen einbinden zu können”, sagt Stadler. Laut Gesundheitsministerium ist das wohl ab April möglich. Es soll bis dahin wohl so sein, dass die Impfzentren in etwa die bisherige Menge an Impfstoff bekommen und Hausarztpraxen noch einmal dieselbe Menge. Details gebe es noch nicht. Unter anderem müsse noch überregional geklärt werden, wie die Kühlkette für den sensiblen Impfstoff sichergestellt werden soll, wie die Terminvergabe funktioniert und wie die Priorisierung des Impfstoffes sichergestellt wird.
Außerdem brauche es funktionierende Schnittstellen zum Impfzentrum und der Zeit- und Informationsbedarf in den Praxen darf nicht unterschätzt werden. “Alle diese Fragen brauchen noch Zeit. Daher ist es noch nicht sinnvoll, sich jetzt beim Hausarzt zu erkundigen, wann er Impftermine anbieten kann. Der Hausarzt kann es noch gar nicht wissen, genauso wenig wie es das Impfteam zum jetzigen Zeitpunkt nicht wissen kann”, erklärt sie.
Abschließend appelliert Stadler an die Geduld der Bürger. “Es bedarf noch etwas Geduld, bis jeder ein Impfangebot bekommt.” Man sei sehr zuversichtlich, das Impfangebot in den kommenden Monaten umfassend ausweiten zu können.
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