Die neue Grundschule in Rottach-Egern hat uns ihre Tore geöffnet. Viel Holz und Beton an den Wänden, große Fensterflächen im Außen- und Innenbereich und weiße Akustik Bubbles an den Decken prägen den ersten Eindruck.
Zusammen mit dem Rottacher Bürgermeister Christian Köck (CSU), Josef Wolfgang Bogner (BLITZ), der Lehrerin Romy Steinheisser und dem Rektor der Grund- und Mittelschule Rottach-Egern Ulrich Throner führt uns Gemeinde-Kämmerer Martin Butz durch den zehn Millionen-Euro-Neubau. Auf unserem Instagram-Profil könnt ihr virtuell schon einmal durch die neue Schule streifen.
In den letzten zwei Jahren wurde viel über den Umzug der Rottacher Grundschüler diskutiert. Kein Wunder bei einem Investitionsvolumen von zehn Millionen Euro. Der Neubau einer Schule ist dabei immer ein sensibles Thema, denn viele Parteien sind beteiligt: Die Gemeinde, das Ministerium, die Schule und die Eltern.
Waschbecken, Keller, Belüftung
Neben den rein baulichen und finanziellen Aspekten spielen pädagogische Erfordernisse und Wünsche der Eltern und Lehrer eine große Rolle. Die Schule sollte offener und durchlässiger werden. Die Klassenräume ergänzt durch Lerninseln – auch im Flurbereich. Neue pädagogische Konzepte für ein besseres Lernen für unsere Kleinsten.
Doch mit der Zeit stiegen die Kosten für das ambitionierte Bauvorhaben. Die nun notwendigen Einsparungen führten zu öffentlichen Diskussionen in der Gemeinde. Zum Beispiel wurde die vollständige Unterkellerung des Gebäudes aus Kostengründen gestrichen. Sehr zum Unmut der Schulleitung und der Eltern. Die Einigung brachte den Kompromiss, die halbe Gebäudefläche zu unterkellern. Hier sind nun der Werk- und der Musikraum, die momentan als Klassenräume genutzt werden, sowie der EDV-Raum untergebracht. Hinzu kommen laut Throner dringend benötigte Lagerräume.
Außerdem stand ein Belüftungssystem für die gesamte Schule in der Diskussion. Hier setzte sich die Gemeinde durch. „Wir vertrauen auf die Fensterlüftung“, erklärt Butz beim Rundgang. Zusätzlich werden Luftreiniger in allen Räumen aufgestellt. Ende letzten Jahres wurde dann noch bekannt, dass der Wunsch der Lehrer- und Elternschaft nach Waschbecken in allen Klassenräumen nicht nachgekommen wird.
Zu kleine Klassenräume?
Immer wieder gab es also Zündstoff während der Bauzeit. Als jetzt auch noch bekannt wurde, dass wahrscheinlich bei einer entsprechenden 7-Tage-Inzidenz im Landkreis die Größe der neuen Klassenräume nicht ausreichen würde, Präsenzunterricht in der Grundschule zu ermöglichen, drohte erneut die Eskalation.
Josef Wolfgang Bogner (BLITZ) äußerte sich irritiert über diese neue Entwicklung. Eine Rückkehr zum Wechselunterricht, weil die neuen Räume zu klein seien, um die in der Pandemie geforderten Mindestabstände einzuhalten, erschien ihm und einigen Eltern dann doch zu viel. Auch Köck reagierte prompt. Statt sich aber weiter in öffentliche Verbalattacken zu stürzen, wurde geredet. Bogner sagt beim Rundgang durch die neue Schule:
Wir haben gesprochen. Ich habe mich für meinen Gang an die Öffentlichkeit beim Bürgermeister entschuldigt. Als Betroffener mit zwei kleinen Kindern ist es manchmal nicht so einfach nach 15 Monaten Corona immer rational zu reagieren.
Köck akzeptierte die Entschuldigung. „Ich kann verstehen, dass bei den Eltern die Nerven blank liegen. Aber dieser Schulneubau ist ein wirklich sehr wichtiges Projekt, mit sehr hoher Priorität für unsere Gemeinde. Da empfanden wir die neuerliche Kritik als unberechtigt“, entgegnet Köck und fügt hinzu, „zumal die Schule zu einem Zeitpunkt geplant wurde, als niemand an eine Pandemie solchen Ausmaßes noch heutige Hygienevorgaben auch nur gedacht hätte.“ Eine Größe von mindestens 50 Quadratmetern pro Klassenraum sei gesetzliche Vorgabe. Zu wenig entschied die Gemeinde. Die Rottacher Klassenräume sind nun 70 Quadratmeter groß.
Auch Rektor Throner will sich nicht länger ärgern, sondern endlich mit dem Unterricht für seine 211 Schüler und Schülerinnen in den acht Klassenzimmern beginnen: „Die Bauzeit war nicht einfach. Kompromisse mussten gefunden werden und es wurde viel diskutiert, aber mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden.“
Bauen in Zeiten der Pandemie
Dem ersten Eindruck nach ist sein Resumé nachvollziehbar. Alles ist offen und hell gestaltet. Das schafft eine warme und freundliche Atmosphäre. Noch fehlen die neuen Möbel, die sollen aber laut dem Kämmerer in den Pfingstferien geliefert werden. „Die Bauphase war wirklich schwierig und immer wieder hat uns die Pandemie gebremst“, gewährt uns Butz Einblick in die Herausforderungen beim Neubauprojektes.
Die große europäische Ausschreibung für den Neubau habe viele Unwägbarkeiten mit sich gebracht. „Mal waren es die Handwerker aus Ungarn, für die wir mit dem Landratsamt die nötigen Formalitäten für die Einreise klären mussten. Ein anderes Mal war es die Terminierung der Lieferung der österreichischen Produzenten der Klassenzimmermöbel“, berichtet ein sichtlich stolzer, aber auch erleichterter Gemeinde-Kämmerer. Es sei zwar noch nicht alles fertiggestellt, aber nach den Pfingstferien könne der Unterricht endlich starten. Von der österreichischen Möbellieferung hängt laut Rektor Throner auch ab, wie sich der Unterricht nach Pfingsten für die Grundschüler gestalten werde.
Erst wenn alle Möbel in den Schulklassen aufgestellt sind, werden wir überprüfen können, ob wir alle Schüler mit dem geforderten Mindestabstand in den Räumen unterbringen können. Wir werden alles versuchen. Die Vorfreude auf die neue Schule bei dem Lehrkörper und den Grundschülern ist wirklich riesig.
Das bestätigt auch Lehrerin Romy Steinheisser. Die Kinder freuen sich wahnsinnig auf die neue Schule: “Wir lassen sie alle beim Umzug helfen, daher haben auch schon einige der Schüler das Gebäude von Innen gesehen.” Dabei blieb ein kleiner Junge ganz beeindruckt im Eingangsbereich mit den hohen Betondecken und der hellen Holzverkleidung stehen und rief: “Hurra – wir haben jetzt eine Ritterburg!”
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