Anzeige gegen Bürgermeister und Jäger

Am Montag wurde ein Fuchs im Tegernseer Kurpark erschossen. Die Empörung unter den Lesern war groß. Der Jäger selbst zeigt Unverständnis. Ist wirklich alles gut gelaufen? Der Wildtierschutz Deutschland e. V. hat offiziell Anzeige gegen Bürgermeister Johannes Hagn und den Jäger erstattet.

Am Montag wurde im Beisein von Bürgermeister Johannes Hagn (li.) ein Fuchs im Kurpark von einem Jäger (re.) erschossen. / Quelle: Privat

Am Montag sorgte die Tötung eines kleinen Fuchses in Tegernsee für Aufruhr (wir berichteten). Mehrere Menschen beobachteten, wie ein zutraulicher, leicht struppiger Fuchs erst im Kurpark umherlief und dann im Beisein des Tegernseer Bürgermeisters von einem Jäger erschossen wurde. Einer der Passanten wandte sich mit Fotos und großer Besorgnis an uns. Der Jäger hingegen begründete den Abschuss nüchtern mit den Worten:

Man musste das Tier von seinem Leiden erlösen.

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Der Fuchs soll die Räude gehabt haben. Doch stimmt das? Der Jäger: “Es hat einfach pressiert. Der Fuchs hätte mit seinen Milben andere Tiere anstecken können. Ein Spielplatz ist gleich in der Nähe, er hätte jemanden beißen können.”

RÄUDE
Als Räude wird allgemein eine parasitäre, hochansteckende Hautkrankheit bezeichnet, die bei Wild- und Haustieren gleichermaßen auftreten kann und von Milben der Gattung “Sarcoptes” verursacht wird. Beim Menschen wird die Räude als Krätze oder Skabies bezeichnet. Befall beim Menschen Sarcoptes (scabiei var) Hominis ist die Sarcoptes-Milbe, die den Menschen befällt. Diese Milben sind weltweit verbreitet. – Quelle: Landesjagdverband Bayern

Anzeige gegen Bürgermeister und Jäger

Für den Wildtierschutz Deutschland e.V. sind das alles keine triftigen Gründe. Auf Basis unseres Artikels erstattete der Verband Anzeige sowohl gegen den handelnden Jäger als auch gegen den Tegernseer Bürgermeister Johannes Hagn.

In einem Brief (Schreiben liegt der Redaktion vor) an die Staatsanwaltschaft München II heißt es unter anderem zur Begründung der Anzeige:

… Nach Auskunft des Landratsamts Miesbach handelt es sich beim Kurpark zweifellos um ein befriedetes Gebiet. Wenn nicht durch die Untere Jagdbehörde eine Ausnahmegenehmigung erteilt wurde, hat die Jagd im befriedeten Gebiet zu ruhen. Gemäß der Sprecherin des Landratsamts Miesbach hat es keine Ausnahmegenehmigung für den 07. Juni 2021 für den verdächtigen Jagdausübungsberechtigten gegeben.

Aufgrund dieser Gesetzeslage stehe, führt Lovis Kauertz, Vorsitzender des Vereins Wildtierschutz Deutschland e.V., in seinem Schreiben weiter aus, nun gegen den Jäger der Vorwurf der Jagdwilderei im Raum. Dieser solle durch die Staatsanwaltschaft geprüft werden. Auch gegen den Tegernseer Bürgermeister erhebt der Verein Vorwürfe.

Es liegt ferner der Verdacht vor, dass der Bürgermeister sich eigenmächtig über den Verwaltungsweg hinweggesetzt hat und ohne Vorliegen einer Ausnahmegenehmigung für die Jagd im befriedeten Bezirk einen „ihm bekannten Jäger“ beauftragt hat, den gemeldeten Fuchs zu töten.

Sollte der Jäger nun eine Straftat begangen haben, hätte sich der Bürgermeister der Anstiftung einer Straftat schuldig gemacht, führt Kauertz in der Anzeigeschrift weiter aus. Auch für den Fall, dass Gefahr in Verzug gewesen wäre, hätte sich Hagn strafbar gemacht, erklärt der Vorsitzende weiter. Denn in diesem Fall sei die Polizei befugt das Tier zu erschießen. Laut Wildtierschutz Deutschland e.V. kann hiervon aber keine Rede sein:

Selbst wenn der Fuchs an Räude erkrankt sein soll, wovon nicht zweifelsfrei ausgegangen werden kann, wäre von dem Tier keine unmittelbare Gefahr ausgegangen.

“Es lag unseres Erachtens überhaupt kein vernünftiger Grund im Sinne des Tierschutzgesetztes für eine Tötung dieses Tieres vor”, schließt der Brief an die Staatsanwaltschaft in München.

Auf der Interneseite Füchse.info findet ihr viele weitere Informationen über Füchse, deren Verhalten, Krankheiten und unser Zusammenleben mit dem Wildtier.

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