Kurz nach der Einigung zwischen der Bundesregierung und den Ländern über die Verschärfung der neuen Coronamaßnahmen machte der Landesvater Markus Söder (CSU) deutlich, was er von einigen der Entscheidungen hält: Gar nichts! Besonders die Neueinführung der 2G Plus Regel in der Gastronomie stellte er öffentlich für sein Bundesland in Frage.
Anfang dieser Woche sickerte dann in München durch, dass sich das bayerische Kabinett in der Sitzung am Dienstag gegen die verschärfte Einlassbeschränkung in der Gastronomie stellen werde. Genauso kam es dann auch. In Bayern wird es bis auf weiteres keine 2G Plus Regelung in gastronomischen Betrieben geben.
Gastroverband zeigt sich erleichtert
Die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Angela Inselkammer, begrüßte die klare Haltung der Landesregierung ausdrücklich. In Namen ihrer Mitglieder verteidigte sie das Festhalten an 2G in der Gastronomie:
Wenn Sie die Gästezahl so einschränken, dass kaum mehr einer kommen kann, und das in einer Zeit wie Januar, Februar, wo sowieso eigentlich eine schwierige Zeit für die Gastronomie ist, dann können Sie unmöglich mehr wirtschaftlich arbeiten.
Auch in unserem touristisch geprägten Landkreis bestand die große Sorge, dass eine Verschärfung auf 2G Plus in der Gastronomie eine weitere Verschärfung der ohnehin sehr angespannten Situation für die Gastwirte bedeuten würde.
TTT hofft auf Sicherheit durch Entscheidung
Dementsprechend war auch die Entscheidung der Landesregierung bei den Interessenvertretern durchweg positiv aufgenommen. Christian Kausch, Geschäftsführer der Tegernseer Tal Tourismus GmbH, kommentierte die Beibehaltung der bestehenden Regelung so:
Ich schließe ich mich der Meinung von Angela Inselkammer, die sie im Namen der Dehoga versendet hat, vollumfänglich an und bin froh über die Entscheidung.
Er sei für nachvollziehbare und einheitliche Regelungen und diese sollten „dann auch sitzen und nicht ständig hin und her entschieden werden“. Für Kausch ist die Nachvollziehbarkeit der politischen Entscheidungen und deren absolut klare Kommunikation besonders wichtig.
Denn, so der TTT-Chef weiter, würde gerade die Unsicherheit sich negativ auf die Gästeanfragen im Tegernseer Tal niederschlagen. Was wiederum die „große Perspektivlosigkeit“ bei den Betreibern der touristischen Betriebe weiter forciere.
Sollte bei signifikanten Anstieg der Infektionszahlen im Landkreis doch ein Lockdown notwendig werden, sei dies, so Kausch weiter, wahrscheinlich ein probates Mittel. Doch stellt der Tourismus Vertreter im Tegernseer Tal klar: “Ein Lockdown kann, wenn die Zahlen wieder wesentlich steigen, ein probates Mittel sein, dies zu ändern und damit auch die wirtschaftlichen Schäden einzudämmen. Allerdings verpufft dieser Effekt, wenn man vorher alles zu sehr in die Länge zieht.”
2G ein Zeichen in die richtige Richtung
Auch bei dem Kreisvorsitzenden der Dehoga, Hans Vogl, war die Erleichterung groß über den bayerischen Sonderweg:
Ich war sehr froh, dass Söder nicht mit diesem für uns so wichtigen Thema gespielt hat. Das Festhalten an der erfolgreich erprobten 2G Regelung ist ein Zeichen in die richtige Richtung.
Vogl ist der Betreiber des Landgasthofs Altwirt in Großhartpenning. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer momentan die Situation der Gastwirte im Tal ist. Aktuell habe er allein für den Januar 100 Zimmerstornierungen erhalten.
Im Dezember bereits seien 69 der gebuchten 70 Veranstaltungen und Tagungen abgesagt worden. Zu groß sei die Verunsicherung bei den Veranstaltern und Unternehmen. Schon vor der Entscheidung am Dienstag seien wieder drei große Tagungen bei ihm storniert worden.
Es sind mehr als nur die Wirte betroffen
Der Dehoga-Sprecher hofft, dass der “bayerische Weg” wieder für mehr Vertrauen bei den Gästen werben wird. Denn, so Vogl weiter: die Gastronomie und die Hotellerie seien erwiesenermaßen keine Pandemietreiber.”Es geht ja nicht nur um uns Wirte. Ich mache mir Sorgen um meine Angestellten. Und auch um unsere Zulieferer. Es hängen so viele Existenzen an den Tourismus im Landkreis.”
Die nächsten drei Monate werden hart
Vor der Pandemie habe er 19 Angestellte gehabt. Jetzt seien davon noch zehn übriggeblieben. Die anderen seien branchenfremd gewechselt. Vogl hat Angst, bei der Erweiterung auf die Testpflicht vor jedem Wirtshausbesuch oder gar einen erneuten Lockdown auch die verbliebenen Mitarbeiter nicht mehr halten zu können. Zumal das Kurzarbeitergeld nur noch 60 Prozent betrage.
Wir zehren im Moment noch von dem sehr guten Geschäft im Sommer. Aber die nächsten drei Monate werden hart.
Sein Steuerberater stelle gerade Anträge für die Hilfen in den Monaten November und Dezember. „Ohne die Unterstützung würden wir es gar nicht schaffen, durch die Pandemie zu kommen“, stellt Vogl klar. Das reiche jedoch gerade mal um die Kosten für Löhne, Strom und andere Festkosten abdecken zu können. Das wirtschaftliche Überleben der Betriebe sei damit aber keineswegs gesichert.
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