Andreas Greither, Inhaber des Westerhofs, will sich jetzt als Vorreiter positionieren. Aus Umweltgründen, und vor allem um der Lärmbelästigung entgegenzuwirken, stellt er seinen Fuhrpark auf Elektro um.
Im Vergleich zu anderen Ländern hinkt gerade die selbsternannte Auto-Nation Deutschland der Entwicklung im Bereich der elektrisch angetriebenen Autos hinterher. Im Vergleich mit den USA, die nicht gerade als ökologischer Spitzenreiter gelten, sind die Neuzulassungen hierzulande verschwindend gering.
35-mal mehr E-Mobile wurden in den USA im ersten Halbjahr 2013 zugelassen, obwohl der dortige Automarkt nur fünfmal größer ist als der deutsche.
Elektrofahrzeuge sind im Tegernseer Tal seltene Exoten
Ins Tegernseer Tal hat sich bisher kaum eines der in diesem Jahr auf die Straße geschickten rund 2.500 Elektro-Autos verirrt. Am Standort der Tankstelle wird es wohl nicht liegen, wie Dr. Norbert Kruschwitz, Direktor des E-Werkes und Betreiber der einzigen Stromtankstelle im Tal, erklärt:
Die Auslastung mit Autos ist bisher sehr bescheiden. Der Standort in Rottach ist aus unserer Sicht dennoch gut, weil er von allen Orten im Tal gut erreichbar ist.
An den Preisen kann es auch nicht liegen: Strom am Tegernsee zu tanken, ist bisher kostenlos und soll es mittelfristig auch bleiben.
Zum einen, um dadurch Aufmerksamkeit zu schaffen und eine gewisse Vorreiterrolle einzunehmen. Zum anderen aber auch, weil sich eine Abrechnung bei der sehr geringen Auslastung schlicht nicht lohnen würde. “Alles andere wäre zu kompliziert. Darum bleibt es vorerst kostenlos”, begründet Kruschwitz die Maßnahme.
Westerhof plant Umstellung auf Elektrofahrzeuge
Für etwas mehr Auslastung könnte bald aber der Vorstoß des Tegernseer Hoteliers Andreas Greither sorgen. Für den Besitzer des Westerhofs ist der Schritt zum Elektro-Auto nur logisch. Aus Umweltgründen und vor allem auch aus Lärmschutzgründen sieht er E-Mobilität als große Chance für Tourismusregionen wie das Tegernseer Tal.
Gerade die Lärmbelastung, die durch konventionell betriebene Autos entstehe, werde mehr und mehr zum Problem. Der sinkende Geräuschpegel ist darum für Greither, dessen Hotel mitten in einem Wohngebiet steht, ein großes Argument:
Wir haben alle Probleme mit zunehmendem Lärm. Die Auflagen werden gerade in Wohngebieten immer strenger. Der wirkliche Wert von Elektroautos ist, dass sie sehr viel leiser sind.
Konkret plane man für den Westerhof die zeitnahe Umstellung des Fuhrparks auf Elektro. Noch hängt es vor allem an der Verfügbarkeit der Fahrzeuge, die die hohen Ansprüche des Hoteliers befriedigen könnten. “Wir brauchen auf jeden Fall Allrad. Sonst kommen wir im Winter nicht den Berg hoch.” Dass Elektro dabei nicht mit Öko verwechselt werden sollte, zeigt die Wahl der geplanten Fahrzeuge: eine Hand voll allradgetriebeneder SUVs des amerikanischen Herstellers Tesla sollen es für den Westerhof werden.
Das Beispiel könne für eine Tourismusregion Vorbildcharakter bekommen, so die Hoffnung Greithers. Wenn erst einmal die ersten Elektroautos im Tal unterwegs seien, würden auch andere Hotels den Vorteil erkennen. Ob es bei diesem Vorteil nur um den Umwelt- und den Lärmaspekt geht, der den Tegernseer Hotelier zur Anschaffung teurer Luxusautos mit Strom- statt Benzinantrieb bewegt, oder ob nicht auch ein verständliches wirtschaftliches Kalkül dahintersteckt, ist eine Frage, die man durchaus stellen darf.
Mit den ausgewählten Modellen ist man zumindest weit weg von dem, was sich in der breiten Masse durchsetzen und finanzieren ließe. Für zahlungskräftige Kunden kann ein Luxus-E-Auto aber vielleicht eine spannende Abwechslung im Urlaub am Tegernsee sein. Greither will von diesem Argument allerdings nichts wissen:
Das hat nichts mit der Kundschaft zu tun. Es geht uns um den Willen zur Umwelt.
Bei der TTT konzentriert man sich derweil weiter auf das Testprojekt E-Bike. Unterdessen fährt der Waakirchen Bauhof, zumindest zum Teil, inzwischen mit Elektroantrieb. Und selbst die Polizei im Tegernseer Tal geht mit Akku auf Streife.
Für Tourismusregion unerlässlich
Vor dem Hintergrund der angestrebten Energie-Autarkie im Landkreis Miesbach sind es noch viele kleine Schritte, die auch das Tal zu gehen hat. Eine Umstellung der Mobilität spielt dabei sicherlich eine gewisse Rolle. Nicht nur vor dem Hintergrund verringerter Umweltbelastung, sondern auch vor dem Hintergrund der Energieversorgung einer vermutlich zunehmenden Anzahl an elektrisch angetriebenen Fahrzeugen.
Kurzfristig sieht man im E-Werk noch keinen Bedarf für weitere Stromtankstellen. Als unerlässlich für eine Tourismusregion sieht man das Angebot aber auch dort und kann sich einen weiteren Ausbau jederzeit vorstellen – vorausgesetzt, die Nachfrage sei da.
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