Und uns wird bewusst, welche ungeheure Macht in den Elementen steckt, und warum die Menschen seit Jahrhunderten versuchen, sie zu beherrschen.
Braut sich ein Unwetter zusammen, wirkt es oft, als ob ein Wolken-Ungeheuer die Berge verschlucke, Bäume und Felder niederwalze und alles unter Regenfluten begrabe. So entstanden in den Volksmythen Geschichten von Jungfrauen fressenden Lindwurm-Monstern. In der christlichen Deutung unterstützte dies die Vorstellung des zerstörerischen Drachen, der Menschenopfer fordere und deshalb überwältigt und getötet werden müsse – ein Sinnbild für die unwirtliche Natur und das unbelehrbare Heidentum. St. Georg, der Drachentöter, bekam dadurch seinen großen Auftritt als Kirchenpatron – übrigens oftmals auf alten Kultplätzen, an denen Kelten oder Römer ihre Kriegsgötter verehrt hatten.
Geht man in den Sagengeschichten noch weiter in die Vergangenheit zurück, hat der Drache eine ganz andere Bedeutung. Ursprünglich lebte er mit der Jungfrau Seite an Seite und bewachte sie. Wollte ein Held die Schöne erobern, musste er sich würdig erweisen, am Drachen vorbeizukommen. Einen oftmals übersehenen Hinweis auf die vorchristliche Symbolik des Drachens als Kraft- und Schutztier entdeckt man gelegentlich noch an alten Häusern im Oberland, wenn die Dachbalken in geschnitzten Drachenköpfen enden. Bei den Germanen musste der Drake das Herdfeuer bewachen und dafür Sorge tragen, dass stürmische Winde dem Hausdach nichts anhaben konnten. – Nun, ob mit oder ohne Hausdrachen: Auf dass wir auch bei künftigen Unwettern beschützt und bewahrt bleiben mögen!
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