Dies ist nach der Wahl umso wichtiger. Denn bei einer möglichen Pkw-Maut, wie von Horst Seehofer ins Spiel gebracht, könnte der talweite Verkehr Schätzungen zufolge um zehn Prozent ansteigen. Für einen großen Wurf sei laut Schmid derzeit allerdings kein Budget vorhanden.
Im vergangenen Sommer wurde es nur wieder allzu deutlich: Die Straßen im Tegernseer Tal leiden unter einer deutlichen Überbelastung. Gerade während der Ferien kommt man teilweise nicht einmal wochentags ohne Stau durch die Straßen in den Tal-Gemeinden.
Zehn Prozent mehr Verkehr
Nach dem gestrigen Wahlsieg der CSU erhält das Thema noch einmal eine neue, zusätzliche Brisanz. Denn eines der zentralen Wahlversprechen von Ministerpräsident Horst Seehofer ist die Pkw-Maut. Doch diese würde laut Schätzungen von Verkehrsexperte und Gmunder Gemeinderat Anton Grafwallner den Verkehr im Tegernseer Tal um bis zu zehn Prozent anwachsen lassen. Grafwallner erklärt auch warum:
Bei einer reinen Pkw-Maut für Ausländer würden sich meiner Meinung nach keine Auswirkungen für das Tal ergeben. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass man in Berlin einen Kompromiss aushandeln wird, sodass auch deutsche Autofahrer ein ,Pickerl’ brauchen. Dann werden mit Sicherheit alle Menschen aus dem Großraum München-Oberbayern die Bundesstraßen in Richtung Österreich benutzen.
Für den oft zitierten “Holländer” mache die Maut also keinen Unterschied, da dieser auf dem Weg nach Österreich oder Italien mit Sicherheit auf der Autobahn bleiben werde, weil er ja schon vorher bezahlen muss. Für die Bewohner der näheren Umgebung würde sich hingegen der Umweg über den Tegernsee rechnen, meint Grafwallner.
Derselben Meinung ist auch SPD-Bundestagskandidat Klaus Barthel: “Sollte eine grundsätzliche Maut kommen, werden die Menschen die Bundesstraßen im Tegernseer Tal als Ausweichstrecken nutzen. Das würde die sowieso schon angespannte Verkehrslage im Tal noch weiter verschärfen.”
Projekt in den Kinderschuhen
Eine Lösung wäre also dringend nötig. Doch das Dauerthema wird zwar seit Jahrzehnten diskutiert, aber nie gelöst. Im Moment hat die Standort Marketing Gesellschaft in Miesbach die Aufgabe für eine Gesamtlösung übernommen. Sie soll für den gesamten Landkreis ein Verkehrskonzept entwickeln.
Derzeit, so berichtet der Geschäftsführer Alexander Schmid, sei für diese Aufgabe aber kein ausreichendes Budget eingeplant. Daher habe man sich zunächst dafür entschieden, für Ende November eine Veranstaltung zu organisieren. Dort sollen alle Beteiligten darüber beraten, wie zukünftige Maßnahmen aussehen könnten.
„Was bringt es uns, wenn wir für viel Geld ein Verkehrskonzept entwickeln lassen und dieses dann nicht umgesetzt wird. Wir wollen hier keine Erwartungen schaffen, die dann enttäuscht werden“, so Schmid.
Ideen bündeln
Daher sei das derzeit fehlende Budget auch kein so großes Problem, meint Schmid. Schließlich bedeute dies ja nicht, dass sich niemand um das Thema kümmere. „Wir haben auch schon mit verschiedenen Firmen gesprochen, die ein Verkehrsgutachten erstellen können“, weiß der SMG-Chef.
Zudem werden auch immer wieder die verschiedensten Ideen an ihn herangetragen. Diese reichen von visionären Ideen, wie der oft bemühten Ringbahn, über praktikable Lösungen, wie dem Ausbau des Radwegenetzes, bis hin zu schnell umsetzbaren Lösungen, wie etwa einer veränderten Ampelschaltung. „Unsere Aufgabe ist es nun, diese ganzen Ideen zu bündeln“, meint Schmid.
Wie Regionalmanager Florian Brunner (ebenfalls SMG) erklärt, seien für die angesprochene Veranstaltung einige Expertenvorträge geplant. Diese sollen den Politikern bei der Entscheidungsfindung helfen. Sein Chef betont zudem, dass es die oft angesprochene große Lösung ohnehin nicht gäbe. „Vielleicht sagen einige Gemeinden auch, das Thema interessiere sie überhaupt nicht. Dann müssten wir wieder über kommunale Maßnahmen sprechen“, so Schmid weiter.
Experten bezweifeln zudem, ob man über ein Verkehrskonzept eine wirkliche Verbesserung der Situation überhaupt herbeiführen kann. Sie appellieren stattdessen an die Bereitschaft der Autofahrer, ihr Auto auch mal in der Garage stehen zu lassen. Ein Appell, den auch Florian Brunner gut nachvollziehen kann.
Wir müssen hier das Bewusstsein in der Bevölkerung wecken. Wenn wir weiterhin alle für fünf Kilometer unser Auto benutzen, dann werden wir auch in 20 Jahren noch Stau haben.
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